Der Standard, 09.08.2015

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Syrien: Berichte über Kämpfe zwischen Islamisten

IS versucht, Nachschublinie aus der Türkei unter seine Kontrolle zu bringen

Damaskus – Bei einem Angriff der Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) auf vier Dörfer in Nordsyrien sind nach Angaben von Aktivisten fast 30 Kämpfer auf beiden Seiten ums Leben gekommen.

IS-Milizen hätten in der Nacht zum Sonntag versucht, vier von islamistischen Gruppen gehaltene Ortschaften im Norden der Provinz Aleppo zu erobern, berichtete die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag. Dabei seien zehn IS-Kämpfer und 18 gegnerische Kämpfer ums Leben gekommen. Der IS verübte demnach dabei auch zwei Selbstmordanschläge.

Die vier Dörfer in der Provinz Aleppo liegen an einer Nachschublinie aus der Türkei zur Stadt Aleppo. In der Gegend ist unter anderem die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbundene Al-Nusra-Front aktiv.

In der Hauptstadt Damaskus stieg nach amtlichen Angaben indes die Bilanz nach einem Raketenangriff vom Samstag auf elf Tote. Darunter seien drei Kinder, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur SANA am Sonntag. Zudem seien 46 Menschen teils lebensgefährlich verletzt worden. Die Rakete sei vom Gebiet Jobar aus abgeschossen worden, das teils von islamistischen Kämpfern kontrolliert wird.

Die Beobachtungsstelle, die über ein dichtes Netz von Informanten in Syrien verfügt, bestätigte die neue Opferzahl für Damaskus. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Das Gebiet von Jobar, das als strategischer Punkt in Richtung Zentrum von Damaskus gilt, wird überwiegend von Rebellen und islamistischen Kämpfern der Al-Nusra-Front kontrolliert.

In der Küstenstadt Lattakia demonstrierten unterdessen mehr als tausend Menschen wegen der Erschießung eines Luftwaffenoberst durch einen Verwandten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Der Offizier war von Suleiman al-Assad laut Beobachtungsstelle vor wenigen Tagen nach einem Streit auf offener Straße erschossen worden. Die Demonstranten erklärten, sie würden ihre Proteste fortsetzen, bis der Assad-Cousin hingerichtet werde. Lattakia ist eine Bastion der Assad-Regierung.

Nach Informationen der Beobachtungsstelle und Unterstützern des Präsidenten war Suleiman al-Assad erbost, weil der Offizier Hassan al-Shaikh ihn auf einer Straße in Latakia mit dem Auto überholte. Kurze Zeit später habe Suleiman al-Assad, der Sohn eines Cousins des Präsidenten, Shaikh erschossen. Anderen Angaben zufolge war es sein Leibwächter, der die Schüsse abgab.

Proteste sind in der Provinz Latakia selten. Allerdings wächst der Opposition zufolge der Unmut, weil Zehntausende Alawiten im Bürgerkrieg getötet wurden. Präsident Assad ist selbst Alawite. (APA, 9.8.2015)