Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2015

http://www.nzz.ch/international/russische-intervention-in-syrien-1.18607570

Gerüchte um Kampfjets

Russische Intervention in Syrien?

In Syrien sollen moderne russische Kampfjets Einsätze fliegen. Laut Berichten plant der Kreml eine Intervention gegen den IS. Die USA wollen die Informationen prüfen, Putin dementiert vorsichtig.

ws./(afp/dpa) Der israelische Journalist Alex Fishman hat die Geschichte, gestützt auf Diplomatenkreise, am Montag in Umlauf gebracht : Demnach sollen in den kommenden Tagen in Syrien russische Kampfjets und Helikopter eintreffen, um Ziele der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anzugreifen. Ein exploratives Truppenkontingent befinde sich bereits in Syrien, in den kommenden Wochen sollten aber Tausende von russischen Soldaten eintreffen.

Inzwischen sind in sozialen Netzwerken Fotos aufgetaucht, die russische Flugzeuge und Drohnen in der Nähe der nordwestsyrischen Provinz Idlib zeigen sollen. Laut unbestätigten Berichten ist unter anderem ein moderner Kampfjet vom Typ Suchoi 34 zu sehen. Bisher war nicht bekannt, dass Syrien über solche Kampfflugzeuge verfügt.

Die amerikanische Regierung hat nun erklärt, man sei «auf dem Laufenden über Berichte, dass Russland militärisches Personal und Fluggerät in Syrien eingesetzt haben könnte». «Wir verfolgen diese Berichte ziemlich genau», sagte der Sprecher von Präsident Barack Obama, Josh Earnest, am Donnerstag in Washington. Jegliche militärische Unterstützung des syrischen Machthabers Bashar al-Asad «zu irgendeinem Zweck, ob es in Form von militärischem Personal, Fluggerät, Lieferungen, Waffen oder Finanzierung ist, ist sowohl destabilisierend als auch kontraproduktiv», warnte Earnest. Ein amerikanischer Regierungsvertreter sagte zudem, Russland habe «um Genehmigungen für Militärflüge in Syrien» gebeten, es sei aber unbekannt, welche Ziele Moskau damit verfolge.

Putin: «Verfrüht, darüberzu sprechen»

Kreml-Chef Wladimir Putin hat die Spekulationen über eine Beteiligung russischer Soldaten am Kampf gegen die Terrormiliz IS in Syrien indessen als voreilig zurückgewiesen. Er schloss dies für die Zukunft aber nicht aus: «Darüber zu sprechen, ist verfrüht», sagte der russische Präsident bei einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok an der Pazifikküste am Freitag. Russland prüfe verschiedene Möglichkeiten. Doch der Einsatz von Soldaten stehe noch nicht auf der Tagesordnung, betonte er.

Die Berichte würden allerdings zu jüngsten aussenpolitischen Vorstössen des Kremls passen. Angesichts der wachsenden Bedrohung der internationalen Sicherheit durch den IS möchte sich Moskau dem Westen als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz anbieten. Allerdings müsste eine solch gemeinsame Anti-Terror-Koalition aus russischer Sicht auch das Asad-Regime umfassen. Das kommt für die USA bis jetzt nicht infrage.