Berliner Zeitung, 06.09.2015

Türkisch-Kurdischer Konflikt

Niederländische Reporterin erneut in der Türkei festgenommen

Eine niederländische Reporterin ist zum zweiten Mal in der Türkei verhaftet worden. Sie soll sich mit Vertretern der prokurdischen Partei HDP in einer „Verbotszone“ aufgehalten haben. Unterdessen geht der Konflikt mit der PKK weiter.

Zum zweiten Mal in diesem Jahr ist die niederländische Journalistin Frederike Geerdink in der Türkei festgenommen worden. Sie sei in Begleitung von Mitgliedern der prokurdischen Partei HDP im Bezirk Yuksekova in der Provinz Hakkari festgenommen worden und solle von einem Staatsanwalt vernommen werden, teilte Geerdink am Sonntag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter mit. Demnach befinden sich auch ihre kurdischen Begleiter in Gewahrsam.

Ihre Familie sagte der niederländischen Nachrichtenagentur ANP, ihr werde vorgeworfen, sich in einer „Verbotszone“ aufgehalten zu haben. Der Bezirk Yuksekova ist zwar regelmäßig Schauplatz blutiger Zusammenstöße zwischen türkischen Sicherheitskräften und radikalen Kurden, bisher aber war der Aufenthalt für Medien nicht verboten. Thomas Bruning vom niederländischen Journalistenverband warf der Türkei vor, sich für die Pressefreiheit nicht mehr zu interessieren und die Arbeit der einheimischen - und inzwischen auch ausländischen - Journalisten zunehmend zu behindern.

Härteres Vorgehen gegen Journalisten

Geerking lebt seit neun Jahren in der Türkei, wo sie vor allem über die Lage der kurdischen Bevölkerung berichtet. Bereits im Januar war sie unter dem Vorwurf der Verbreitung von „Terrorpropaganda“ für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) festgenommen worden. Ein Gericht im südostanatolischen Diyarbakir sprach sie jedoch im April von allen Vorwürfen frei.

Ende August hatten die Behörden zwei britische Reporter des US-Internetsenders Vice News sowie ihren Übersetzer ebenfalls unter dem Vorwurf der Terrorpropaganda festgenommen, während sie über die Gewalt zwischen den Sicherheitskräften und kurdischen Rebellen rund um Diyarbakir berichteten. Auf Anordnung eines Gerichts wurden die beiden Briten am Donnerstag wieder freigelassen und kehrten inzwischen in ihre Heimat zurück, wie ihr Arbeitgeber am Sonntag mitteilte. Ihr irakischer Übersetzer befindet sich demnach aber weiterhin in Haft.

Unterdessen wurden am Sonntag erneut zwei Polizisten bei den Auseinandersetzungen im Bezirk Diyarbakir getötet. Mutmaßliche PKK-Kämpfer hätten ihren Wagen mit einem Raketenwerfer angegriffen, dabei seien drei weitere Polizisten verletzt worden, berichteten türkische Sicherheitskräfte. Demnach nahmen die Polizisten an einem seit dem Vorabend andauernden Großeinsatz gegen die PKK teil. Seit dem Ende der Waffenruhe zwischen Regierung und PKK Ende Juli liefern sich Sicherheitskräfte und Anhänger der kurdischen Rebellenbewegung täglich Gefechte. (afp)

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