Der Standard, 09.09.2015

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93 Festnahmen nach Ausschreitungen in der Türkei

Chef der kurdischen HDP spricht von mehr als 400 Übergriffen und sieht Schuld bei Erdogan und Davutoglu

Istanbul – Nach Ausschreitungen türkischer Nationalisten hat die Polizei nach offiziellen Angaben 93 Menschen festgenommen. Türkische Demonstranten hatten am Dienstag an verschiedenen Orten gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK demonstriert.

Zuvor hatte sich der Konflikt zwischen der Türkei und der PKK im südöstlichen Grenzgebiet ausgeweitet. Kurdische Bürger und Geschäfte waren am Dienstagabend das Ziel zahlreicher Gewalttaten.
Demirtas gibt Regierung Schuld an Eskalation

Der Chef der Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, sprach von mehr als 400 Übergriffen. Amateurvideos in sozialen Medien zeigten die Beschädigung kurdischer Geschäfte. Demirtas gab Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Premier Ahmet Davutoğlu die Schuld an der Eskalation. "Die von einer Hand gelenkte Angriffsaktion wird von der Regierung ausgeführt," sagte Demirtas.

Sowohl die HDP-Zentrale in der Hauptstadt Ankara als auch andere Büros der Partei im Land wurden attackiert. In Istanbul griffen Anhänger Erdoğans erneut das Gebäude der Zeitung "Hürriyet" an. (APA, 9.9.2015)