taz.de, 10.09.2015

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Die Polizei sprüht in Göttingen

Zersprengte Farbflächen

Eine neuartige Maltechnik beeindruckt die Graffitiszene. Gerüchte besagen, es soll sich dabei um Guerillakünstler der Polizei handeln.

Ist es noch Streetart oder schon Aquarellmalerei im Freien? Ganz Göttingen staunt seit Dienstag über diese Mischtechnik. Zwar geben sich die KünstlerInnen anonym, das Kunstfachportal linksunten.indymedia.org hat jedoch Hinweise darauf, dass es sich bei den Machern um die bundesweit agierende Künstlergruppe „Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten“ (BFE) der Polizei handelt.

Als Standort des Werks wählte die Gruppe einen durchaus politischen Ort, eine Außenmauer des Wohnprojekts Rote Straße. Die dort platzierten Plakate binden die KünstlerInnen in ihr Werk ein und geben so der ursprünglichen Forderung des Plakats, der Aufhebung des PKK-Verbots, eine völlig neue Aussage.

Aufgrund des Verbots der PKK ist auch das Verwenden ihrer Kennzeichen strafbar. Gleiches gilt für das Symbol der Nationalen Befreiungsfront Kurdistans, einer Tochterorganisation der PKK, welches auf den Plakaten zu sehen ist. Dies galt den KünstlerInnen wohl als Anreiz.

Für das expressionistische Werk benutzen die Künstler eine ganz spezielle Maltechnik: Laut Indymedia weichte die Künstlergruppe die Plakate zunächst gründlich in Wasser ein. Doch statt die Plakate wie sonst üblich danach einfach abzuziehen, besprühte sie das feuchte Papier mit Farbe. Der Effekt: ein lasierender Farbauftrag, der dank der Zersprengung den sich darunter befindenden Farbflächen trotzdem Raum lässt. Das Bild scheint voller Bewegung.