Augsburger Allgemeine, 18.09.2015

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Durch den Kurden-Konflikt droht auch in Augsburg Gewalt

Am Samstag gibt es in der Augsburger Innenstadt Proteste von Türken und Kurden. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot im Einsatz sein, der Oberbürgermeister ruft zu Ruhe auf. Von Jörg Heinzle

Werden die Protestkundgebungen von PKK-Gegnern und Kurden friedlich ablaufen? Die Stadt Augsburg befürchtet, dass es zu Ausschreitungen kommt.
Foto: Archivbild, Silvio Wyszengrad

Der Kurdenkonflikt in der Türkei wird am Samstag in die Innenstadt getragen. Auf dem Rathausplatz wollen am Nachmittag türkischstämmige Demonstranten gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK protestieren. Nun gibt es auch eine Gegenveranstaltung: Auf dem Jakobsplatz nahe der Fuggerei ist eine kurdische Kundgebung geplant. Die Polizei wird mit einem Großaufgebot im Einsatz sein, um mögliche Konflikte zwischen den beiden Lagern zu verhindern.

Stadt Augsburg befürchtet Gewalt zwischen Kurden und PKK-Gegnern

In anderen deutschen Großstädten sind in den vergangenen Tagen bereits mehrfach türkische Nationalisten und Kurden aneinandergeraten – in Berlin gab es Schlägereien, in Hannover sogar eine Messerattacke. Bei der Stadt sieht man die Demonstrationen der gegnerischen Lager am Samstag mit Sorge – vor allem den Protest der PKK-Gegner, zu dem sich auch Anhänger der nationalistischen Grauen Wölfe und eine türkische Rockergruppe angekündigt haben.

In einer von der Stadt verbreiteten Erklärung heißt es: „Es gibt gute Gründe, zu befürchten, dass auch die Demonstration in Augsburg nicht ohne Ausschreitungen verlaufen wird und von den Versammlungsteilnehmern Hetze gegen Minderheiten ausgeht.“ Unterzeichner sind unter anderem Oberbürgermeister Kurt Gribl, DGB-Chef Helmut Jung, Matthias Strobel vom Bündnis für Menschenwürde und Tugay Cogal, der Vorsitzende des Integrationsbeirats. Sie fordern alle Demonstranten auf, sich „friedlich zu verhalten und auf gegenseitige Provokationen zu verzichten“. Außerdem heißt es: „Hassparolen, Rechtsbruch und rechtsextreme Gruppen jedweder Art haben bei uns keinen Platz.“

Sozialen Netzwerke: Tausende Anmeldungen für Anti-PKK-Demo in Augsburg

Zu der Anti-PKK-Demo auf dem Rathausplatz haben sich in den sozialen Netzwerken im Internet über tausend Teilnehmer angemeldet. Der Organisator bestätigt, dass ein Augsburger Verein, der den Grauen Wölfen zugerechnet wird, ihn unterstützt. In anderen Städten waren die „Wölfe“ zuletzt durch Provokationen bei Demos aufgefallen. Für die pro-kurdische Kundgebung, die sich gegen „Staatsterror in der Türkei“ richtet, sind derzeit rund 300 Teilnehmer angemeldet.

Hintergrund der Demonstrationen sind die blutigen Konflikte zwischen dem türkischen Staat und der Arbeiterpartei PKK, deren bewaffneter Arm auch Anschläge verübt. Beide Seiten machen sich gegenseitig dafür verantwortlich, dass die Situation in den vergangenen Wochen eskaliert ist.