welt.de, 05.10.2015 http://www.welt.de/regionales/hamburg/article147236035/Salafisten-werben-verstaerkt-um-junge-Frauen.html Hamburg Salafisten werben verstärkt um junge Frauen Die Szene produziert aufwändige Werbeflyer und organisiert WhatsApp-Gruppen. 13 Frauen aus Hamburg sind bisher in den Nahen Osten ausgereist. Auch rund um Unterkünfte kommt es zu Anwerbeversuchen. on Philipp Woldin Salafisten werben
in letzter Zeit verstärkt um Frauen, auch nahe der Flüchtlingsunterkünfte
(Archivbild) Die salafistische Szene in Hamburg wirbt weiter verstärkt um junge Frauen. Initiativen wie das "An Nisa Project", laut Verfassungsschutz dem Salafismus zuzuordnen, laden zu Frauengruppen ein, produzieren Werbeflyer für "Schwestern" und organisieren WhatsApp- und Facebook-Gruppen. Immer wieder mit Erfolg: Nach neuesten Zahlen sind 65 Personen aus Hamburg in den Irak und nach Syrien gereist, darunter rund 13 Frauen. Bisher war man von 60 Fällen und zehn jungen Frauen ausgegangen. Das ergibt sich aus einer Kleinen Anfrage der Fraktionsvorsitzenden der Linken Cansu Özdemir an den Senat. In Hamburg sind weiter besonders drei Gruppen in der Straßenrekrutierung aktiv, vornehmlich im Bezirk Hamburg-Mitte, hier in den Bereichen Mönckebergstraße, Spitaler Straße, Glockengießerwall und Reesendammbrücke: Die Lies!-Aktivisten, die Gruppe Siegel der Propheten und das Dawah Movement Hamburg. Die Vereinigung Jesus im Islam hat ihre Aktivitäten laut Verfassungsschutz Ende 2014 eingestellt, die Hintergründe sind unklar. Auch die Anwerbeversuche vor den Flüchtlingsunterkünften machen den Behörden weiter Sorgen (Link: http://) . Eine Aktivistin berichtete Özdemir von Aktionen an der Erstaufnahme in Rugenbarg/Osdorfer Born in Altona, dort sind 800 Menschen untergebracht. Frauen aus salafistischen Kreisen ständen stundenlang vor den Unterkünften und versuchten, geflüchtete Frauen mit Versprechen anzuwerben wie: "Ihr bekommt Kleidung, Nahrungsmittel und Hilfe wenn ihr unsere Moschee besucht." Aktivitäten bei Flüchtlingen häufen sich Auch der Linken-Politikerin ist diese Frauengruppe bei einem Besuch aufgefallen. An der Unterkunft am Jenfelder Moorpark fanden laut Özdemir in der vergangenen Woche wieder Rekrutierungsaktionen statt, schon Anfang September (Link: http://www.welt.de/146354282) versuchten Leute aus der salafistischen Szene wiederholt, mit den Flüchtlingen in Kontakt zu kommen. "Die Aktivitäten salafistischer Gruppen vor den Flüchtlingsunterkünften häufen sich. Ezidische, christliche und muslimische Flüchtlinge, die vor dieser Ideologie geflüchtet sind, fühlen sich bedroht und brauchen Schutz. Vor dem Hintergrund der katastrophalen Zustände in den Unterkünften und der Notsituation, die f&w gemeldet hat, ist es nicht verwunderlich, dass salafistische Gruppen die Not der Menschen ausnutzen", sagte Özdemir. Der Hamburger Verfassungsschutz
sieht hinter diesen Fällen allerdings keine zentral gesteuerte Kampagne.
Pierre Vogel, einer der bekanntesten deutschen Salafisten, hatte allerdings
Mitte September eine Liste mit konkreten Ratschlägen für die Anwerbung
veröffentlicht: Er riet seinen Anhängern, mit Geschenken in nahe gelegene
Flüchtlingsheime zu gehen und dort Hilfe bei Übersetzungen und Behördengängen
anzubieten. Laut Verfassungsschutz versucht neben den Salafisten auch
die islamistische Hizb ut-Tahrir, zu Deutsch "Befreiungspartei",
Flüchtlinge zu rekrutieren. Die palästinensisch geprägt Bewegung spricht
Israel das Existenzrecht ab.
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