Neues Deutschland, 10.10.2015

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Anschlag auf Friedensdemonstration in Ankara: viele Tote

86 Menschen sterben / Zwei Explosionen kurz vor Start einer Aktion von Gewerkschaften / PKK hatte sich zuvor bereit erklärt, Waffen niederzulegen / Grüne und Linke verurteilen den Anschlag

Update 14.25 Uhr: Zahl der Opfer steigt auf 86
Die Zahl der Opfer des Anschlags auf die linke Friedensdemonstration in Ankara ist auf 86 gestiegen. Das berichteten Medien aus der Türkei. Derweil hat der autoritäre Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine Parallele zu den Anschlägen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK unter anderem auf türkische Sicherheitskräfte gezogen. Zwischen diesen Anschlägen und dem »Terrorangriff« in Ankara bestehe nach Erdogans Worten »überhaupt kein Unterschied«.

Update 12.35 Uhr: Polizei attackiert Demonstranten in Ankara
Nach dem Anschlag auf die Friedensdemonstration in Ankara ist die türkische Polizei gegen wütende Demonstranten vorgegangen. Polizisten schossen in die Luft, um die Menschen, die um ihre Genossen und Freunde trauerten, auseinanderzutreiben, wie ein AFP-Reporter am Samstag aus der türkischen Hauptstadt berichtete. Auch Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Demonstranten riefen »Polizei Mörder!« Die Toten wurden mit den Transparenten bedeckt, auf denen sie für Frieden und gegen das Erdogan-Regime protestieren wollten. Die Zahl der Verletzten stieg auf 126.

Update 12.25 Uhr: Trauer und Wut nach dem Anschlag: Aufruf zu Solidemos
In zahlreichen Städten wird am Samstag zu Trauermärschen für die Opfer des Anschlags von Ankara aufgerufen. Wie es bei der linken HDP heißt, soll noch am Samstag in Köln, Frankfurt, Berlin, Hannover, Bremen, Hamburg, Heilbronn, Stuttgart, München und Heidenheim auf die Straße gegangen werden. Auch auf der großen Demonstration gegen TTIP in Berlin wurde am Samstag bereits der Opfer des tödlichen Angriffs auf die türkische und kurdische Linke in Ankara gedacht. Die Föderation der Demokratischen Arbeitervereine DIDF rief zur Solidarität mit allen Menschen in der Türkei auf, die für Freiheit und Frieden kämpfen.

Update 12.10 Uhr: Linkspartei drückt Solidarität und Mitgefühl aus
Der Bundesgeschäftsführer der Linkspartei, Matthias Höhn, hat »tiefes Mitgefühl mit FreundInnen und Angehörigen der Opfer« des Anschlags auf die linke Demonstration in Ankara ausgedrückt. Seine Partei sei solidarisch »mit allen, die in der Türkei für den Frieden einstehen«. Entsetzen über die mörderische Tat und Solidarität mit den linken Kräften in der Türkei wurde auch auf einem Landesparteitag in Hessen geäußert.
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Foto: Foto: Dokuz8 Haber

Update 11.50 Uhr: Zahl der Opfer steigt auf über 30
Bei dem mutmaßlichen Anschlag auf eine Friedensdemonstration in Ankara sind nach Angaben des türkischen Innenministeriums mindestens 30 Menschen getötet und 126 weitere verletzt worden. Nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu, die sich auf Regierungskreise berief, handelte es sich mutmaßlich um einen Selbstmordanschlag. Zwei Explosionen hatten am Samstagmorgen einen Platz in der Nähe des Hauptbahnhofs von Ankara erschüttert, an dem sich linke Oppositionsgruppen zu einer Friedensdemonstration versammelten. Zu dem regierungskritischen Protestmarsch hatte unter anderen die linke HDP aufgerufen.

Update 11.30 Uhr: HDP-Chef spricht von »barbarischem Angriff«
Nach den tödlichen Explosionen in der türkischen Hauptstadt Ankara hat der Ko-Vorsitzende der linken Partei HDP von einem »barbarischen Angriff« gesprochen. Demirtas sagte nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA, es habe sich um ein »großes Massaker« und einen »barbarischen Angriff« gehandelt. Demirtas teilte auf Twitter mit: »Diejenigen, die Frieden wollen, werden ermordet.« Die türkische Regierung geht von einem Terroranschlag aus. »Wir vermuten, dass es eine terroristische Verbindung gibt«, sagte ein Regierungsvertreter am Samstag der Nachrichtenagentur AFP.

Update 10.30 Uhr: Grüne und Linke verurteilen den Anschlag
In ersten Reaktionen haben der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir und die linke Bundestagsabgeordnete Martina Renner den Anschlag verurteilt. »Wer dafür verantwortlich ist«, so Özdemir, wolle keinen Frieden. Die »Demokratie muss siegen und die Menschen in der Türkei zusammenstehen«, so der Grünen-Politiker. Seine Kollegin von der Linkspartei sagte in Richtung CDU, »ist das Euer ›sicheres Herkunftsland‹?« und warnte vor einem »Deal mit Erdogan« zur Abwehr von Flüchtlingen in Europa.
Demonstration von kurdischen Akt...
Demonstration von kurdischen Aktivisten in Ankara in dieser Woche (Archivbild)
Foto: AFP/ADEM ALTAN

Update 10.05 Uhr: Mindestens 20 Tote nach Anschlag in Ankara
Bei Explosionen an einem Bahnhof in der türkischen Hauptstadt Ankara sind mindestens 20 Menschen getötet worden. Die Explosionen ereigneten sich ersten Berichten zufolge im Abstand von wenigen Minuten. Die Zahl der Opfer könne noch höher liegen, berichtete die Nachrichtenagentur Dogan am Samstag. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu sprach von Dutzenden Toten. Es habe erste, unbestätigte Berichte gegeben, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben könnte, so Anadolu weiter. Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur AFP, am Unglücksort lägen mehrere Leichen. Rettungskräfte rasten zum Unglücksort.

In Ankara sollte am Samstag eine große, regierungskritische Friedensdemonstration stattfinden. Für Mittag hatten Friedensaktivisten und linke Gruppierungen zu einer Demonstration aufgerufen. Viele Teilnehmer hatten sich in der Nähe des Bahnhofs versammelt. Zu den Veranstaltern zählte auch die linke Partei HDP. In einem im Internet verbreiteten Video war zu sehen, wie linke Aktivisten sich auf die Kundgebung mit Gesängen einstimmten – dann detoniert im Hintergrund eine erste gewaltige Bombe.
Anschlag auf Friedensdemonstration in Ankara: viele Tote

Berlin. Bei einer Demonstration in der Türkei hat es offenbar einen Anschlag gegeben. Wie Newsportale melden, hätten sich kurz vor dem Start einer geplanten Friedensdemonstration von Gewerkschaften in der Nähed eines Bahnhofs zwei Explosionen ereignet. Es müsse von Toten und Verletzten ausgegangen werden. Auf Fotos, die im Netz kursieren, waren mehrere Opfer zu sehen. In türkischen Medien war von bis zu 20 Toten die Rede.

Zuvor hatte die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK sich bereit erklärt, die Waffen niederzulegen. Führungsmitglied Cemil Bayik sagte der Nachrichtenagentur AFP, die PKK sei zu einer »sofortigen Waffenruhe« mit der türkischen Führung bereit. »Wir möchten keinen Krieg«, fuhr der 64-Jährige fort, der sich in den Kandil-Bergen im Nordirak äußerte. Der Konflikt habe gezeigt, dass Gewalt keine Lösung sei. »Wenn es möglich wäre, dieses Problem durch Krieg zu lösen, wäre es schon vor langer Zeit gelöst worden.«

Der Konflikt eskaliert seit Ende Juli. Die türkische Regierung hatte den angeblichen Kampf gegen den IS-Terror zu einer massiven Welle der Repression gegen kurdische Organisationen und Linke genutzt. Dutzende Menschen kamen ums leben. Die PKK kündigte daraufhin die Waffenruhe auf. Türkischen Sicherheitskräfte gehen im Südosten des Landes und im benachbarten Irak mit kriegerischen Mitteln gegen Rebellen und Zivilisten vor. In den vergangenen Wochen wurden nach Angaben regierungsnaher türkischer Zeitungen rund 150 Sicherheitskräfte sowie ungefähr 1.100 PKK-Kämpfer getötet. Über die Zahl der zivilen Opfer gibt es keine genauen Angaben.

Bayik warnte vor diesem Hintergrund vor einer entschlossenen Reaktion der PKK, sollte Ankara an der Militärstrategie festhalten. Wenn die türkische Regierung ihre »Kriegslogik« fortsetze, würden sich »weitere Friedhöfe füllen«. Der Konflikt werde sich zudem auf die ganze Türkei sowie auf Syrien und den Nahen Osten ausweiten, sagte Bayik. »Wir haben versucht, den politischen und demokratischen Weg einzuschlagen, um den Dialog voranzutreiben«, fuhr Bayik im Interview mit AFP fort. Präsident Recep Tayyip Erdogan habe diesen Prozess aber behindert. »Er hat nie daran geglaubt.« Zu den Angriffen der PKK sagte Bayik, die Kurden agierten lediglich in »legitimer Selbstverteidigung«. Agenturen/nd