n-tv, 23.10.2015 http://www.n-tv.de/politik/IS-verkauft-Oel-fuer-50-Millionen-im-Monat-article16204526.html Schmuggel in die Türkei floriert IS verkauft Öl für 50 Millionen im Monat Die Extremisten des Islamischen Staates unterhalten eine funktionierende Ölindustrie, mit der sie offenbar rund 50 Millionen Dollar monatlich einnehmen. Um die Ölfelder am Laufen zu halten, werben sie sogar Experten aus dem Ausland an. Der Islamische Staat nimmt pro Monat rund 50 Millionen US-Dollar mit dem Verkauf von Erdöl ein. Das selbsternannte Kalifat hat in Syrien eine gut funktionierende Ölindustrie aufgebaut, verkauft das Öl zu konkurrenzlos günstigen Preisen an zahlreiche Abnehmer in umliegende Staaten und heuert sogar Ingenieure und Bohrexperten aus dem Ausland an. Das berichtet der "Business Insider" unter Berufung auf Erkenntnisse der Nachrichtenagentur AP. Die Einnahmen aus dem Ölgeschäft sind nach Einschätzung von Offiziellen der US-Regierung einer der Schlüsselfaktoren für den Machterhalt der Extremisten. Mit den Millionen lassen sich demnach Schäden in der Infrastruktur, die durch die russischen und amerikanischen Bombardements entstehen, relativ schnell beheben. Vertreter des irakischen Geheimdienstes sagten AP, weder russische noch amerikanische Bomben hätten bisher nennenswerten Schaden an der Ölindustrie des Kalifats anrichten können. 1000 Dollar Tageslohn Um das Öl aus dem Boden zu bekommen, betreibe der IS 161 Ölquellen - berichtet das "Diwan Al-Rakaez", gewissermaßen das Finanzministerium des Islamischen Staates. Einschätzungen des irakischen Geheimdienstes kommen zu einer ähnlichen Zahl. Weitere 92 Ölquellen seien unter Kontrolle des IS, aber derzeit nicht in Betrieb. Die Fördermenge im vom IS kontrollierten Gebiet liegt nach Einschätzung des irakischen parlamentarischen Energie-Komitees, Bahr al-Oloum, bei rund 30.000 Barrel in Syrien und weiteren rund 20.000 Barrel im Irak. Denn den Islamisten fehlt es offenbar an qualifiziertem Personal, um die Ölindustrie am Laufen zu halten. Nach eigener Darstellung sind 275 Ingenieure und 1107 Arbeiter an den Ölquellen im Einsatz. Mehrfach sind nach Einschätzung von Hashim al-Hashimi, einem IS-Experten der irakischen Regierung Ingenieure und Experten sowohl der staatlichen irakischen Ölgesellschaft, als auch von kurdischen und türkischen Unternehmen abgeworben worden. Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen würden die Spezialisten zu den Ölfeldern gebracht, um dort zu arbeiten. Zudem würde das Personal mit Tageslöhnen von 300 bis zu 1000 Dollar gelockt. Ein Barrel Öl für 10 Dollar Die Weiterverarbeitung des Rohöls erfolgt nach Erkenntnissen des irakischen Geheimdienstes dann zumeist in kleineren dezentral organisierten Raffinerien, die zum Teil auf Ladeflächen von LKWs passen. Seit dem Beginn der Bombardements in Syrien und im Irak sei der IS zudem dazu übergegangen, das Öl nach der Weiterverarbeitung in relativ kleinen Chargen zu exportieren. Zu hoch war das Risiko, dass große Transporte im Bombenhagel zerstört werden. Dabei verkauft der IS das Öl zu Preisen, die weit unter denen des Weltmarktes liegen. Ein Vertreter der US-Regierung, der anonym bleiben wollte, sagte, dass die Islamisten pro Barrel rund 35 US-Dollar verlangen. Zum Teil wären Preise von nur 10 US-Dollar möglich. Die Weltmarktpreise für Rohöl liegen derzeit bei rund 50 US-Dollar. Weiterverkauft werde das Öl in erster Linie über Mittelsmänner in der Türkei. Nicht selten werde die Bezahlung dabei über weibliche IS-Mitglieder in Istanbul und Ankara abgewickelt, um weniger Verdacht zu wecken. Über 3000 Schmuggelversuche In einer Stellungnahme berichtet das Büro des türkischen Premierministers der Nachrichtenagentur AP, dass daran gearbeitet werde, den Schmuggel über die syrisch-türkische Grenze zu stoppen. Bis Ende September hätten die Behörden über 3000 Schmuggelversuche verhindert und dabei über fünf Millionen Liter Öl beschlagnahmt. Neben dem Öl hat der Islamische Staat weitere Einnahmequellen. David Glaeser vom US-Fiskus schätzt, dass der IS mehrere Hunderte Millionen Dollar jährlich an Steuern einnimmt. Durch den Überfall auf die Filiale der irakischen Staatsbank in Mossul im Sommer 2014 hätten die Islamisten eine einmalige Geldspritze bekommen. Damals erbeuteten sie nach aktuellen Erkenntnissen zwischen 500 Millionen und einer Milliarde US-Dollar.
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