welt.de, 12.11.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article148751356/Kurden-starten-Grossoffensive-gegen-den-IS.html

Kurden starten Großoffensive gegen den IS

Die Stadt Sindschar im Irak wird von der Terrormiliz Islamischer Staat kontrolliert. 7500 kurdische Kämpfer versuchen nun, den strategisch wichtigen Ort von den Dschihadisten zurückzuerobern.

Kurdische Einheiten im Irak haben eine Großoffensive gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in der Stadt Sindschar gestartet. "Der Angriff hat am Morgen um 08.00 Uhr (MEZ) begonnen, die Peschmerga-Kommandeure sind auf mehreren Achsen vorgerückt, um das Zentrum des Bezirks von Sindschar zu befreien", sagte General Essedin Saadun am Donnerstag. Die strategisch wichtige Stadt liegt an einer Hauptversorgungsroute des IS.

Nach Angaben des Sicherheitsrates der autonomen Kurdengebiete im Nordirak sind an der Offensive 7500 kurdische Kämpfer beteiligt. Über der Stadt Sindschar standen Rauchsäulen, die von den Luftangriffen und von Granatenbeschuss herrührten. Sindschar liegt an einer wichtigen Verbindung zur nördlichen irakischen Großstadt Mossul.

Blitzoffensive im Sommer

Die IS-Miliz hatte im Sommer in einer Blitzoffensive Teile des Westiraks erobert und war bis nahe an die Hauptstadt Bagdad vorgedrungen. Auch Gebiete im Norden und Nordosten Syriens brachte die Gruppe in ihre Gewalt. Auf dem grenzübergreifenden Gebiet riefen die Extremisten ein Kalifat aus und verüben Gräueltaten an Andersgläubigen. Eine von den USA geführte internationale Militärkoalition geht in beiden Ländern mit Luftangriffen gegen die IS-Kämpfer vor.

Im Sommer vergangenen Jahres waren infolge der Blitzoffensive der Dschihadisten im Nordirak Zehntausende Jesiden in die karge Bergregion geflohen, wo sie weder Wasser noch Essen hatten. Die Angehörigen der kleinen religiösen Minderheit werden von den Extremisten als Teufelsanbeter verfolgt.

Die Sorge vor einem Völkermord an den Jesiden war einer der Gründe, warum US-Präsident Barack Obama vor vier Monaten Luftangriffe gegen die Dschihadisten autorisierte. Bereits Ende 2014 war es den Kurden mit internationaler Luftunterstützung gelungen, die wochenlange Belagerung der Sindschar-Berge durch den IS zu durchbrechen.