welt.de, 29.11.2015

http://www.welt.de/politik/ausland/article149400822/Tuerkei-bemueht-sich-um-Versoehnung-mit-Russland.html

Türkei bemüht sich um Versöhnung mit Russland

Die angespannte Lage nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets im syrischen Grenzgebiet belastet die Türkei: Aus Ankara kommen versöhnliche Töne, um die Beziehung zu Russland zu normalisieren.

Der beim Abschuss seines Kampfflugzeugs getötete russische Pilot soll aus der Türkei nach Russland überführt werden. Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte am Sonntag, die Leiche sei durch türkische Initiative aus Syrien in die an der Grenze liegende Provinz Hatay gebracht worden. Sie werde nach Russland zurückgeflogen. Die örtliche orthodoxe Kirche in Hatay habe für den Piloten eine religiöse Zeremonie abgehalten.

Türkische Abfangjäger hatten das russische Kampfflugzeug am Dienstag abgeschossen, weil es den türkischen Luftraum verletzt haben soll. Russland hatte hingegen erklärt, der Jet sei nur über syrischem Gebiet geflogen und der Abschuss sei eine vorsätzliche Provokation gewesen. Die beiden Piloten sprangen mit Fallschirmen ab. Einer von ihnen wurde vom Boden aus erschossen, der andere überlebte.

Sanktionen gegen die Türkei

Der Abschuss verschlechterte die Beziehungen zwischen Russland und der Türkei noch einmal stark. Der russische Präsident Wladimir Putin kündigte am Samstag Sanktionen an. Er hob die Visafreiheit für Türken bei Reisen nach Russland auf und verfügte ein Importverbot für einige türkische Waren, ohne diese allerdings zu benennen. Zudem wurde ein Ende von Charterflügen von Russland in die Türkei verlangt. Reisebüros wurden aufgefordert, keine Pauschalreisen mehr in die Türkei anzubieten. Arbeitsverträge mit türkischen Beschäftigten in Russland dürfen nicht mehr verlängert werden.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte kurz zuvor über den Abschuss erstmals öffentlich Trauer und Bedauern ausgedrückt. "Wir wünschten, es wäre nicht geschehen, aber es ist geschehen. Ich hoffe, dass sich etwas Ähnliches nicht noch einmal zuträgt." Er warb für ein Treffen mit Putin am Rande des Pariser Weltklimagipfels in der kommenden Woche, um die Spannungen auszuräumen.

Die Beziehungen beider Länder waren bereits vor dem Sanktionserlass Putins auf einem Tiefpunkt: Moskau stationierte ein Luftabwehrsystem in Syrien, schränkte den Reiseverkehr mit der Türkei ein, ließ Hunderte türkischer Lkw an seiner Grenze stranden und beschlagnahmte im großen Stil türkische Lebensmittelimporte.