Auszüge aus der Konsultation Öcalans mit seinem Verteidigerteam am 31.05.2006 Die Lösung
liegt in einer pluralen Demokratie Türkei Gerade habe ich im Radio gehört, dass bei einem Gefecht insgesamt fünf Personen ums Leben gekommen sind. Das ist traurig, ein Jammer. Ich hatte seinerzeit Herrn Erdogan einen Brief geschrieben. Bei den Vorfällen in Diyarbakir sind Kinder ums Leben gekommen. Die Händler und Geschäftsleute in Diyarbakir beschweren sich, dass ihre Läden verwüstet worden sind. Aber wenn die Ursachen für diese Vorfälle nicht beseitigt werden, dann wird man vielleicht außer dem eigenen Laden noch viel mehr verlieren. Daher müssen sich alle darum bemühen, diesen Prozess zu stoppen, müssen sich alle für eine demokratische Lösung in Bewegung setzen. Zu diesem Zweck kann man beispielsweise in Diyarbakir einen 400 Personen umfassenden Stadtrat gründen. So etwas kann man auch in anderen großen Städten wie Van oder Batman verwirklichen. Ein regionaler Rat ist ebenso möglich. Dort kann man alle Arten von Problemen diskutieren. In dieser Richtung kann man weiterdenken. Ich will jetzt etwas zur Lösung sagen. Seit ich 1999 hierher gebracht wurde, habe ich mich in meinen Schriften um eine demokratische Lösung und einen dauerhaften Frieden bemüht. Meine ganze Anstrengung gilt diesem Ziel. Ich habe am Ende dieses Prozesses die PKK überzeugt, diese Tatsache ist von großer Bedeutung. Sowohl die PKK als auch die Bevölkerung stehen zu mir. Das weiß ich. Dies bietet eine einmalige Gelegenheit, diese muss man nutzen. In diesem Sinne ist es positiv, dass es mir in den letzten vier Wochen möglich war, mit Ihnen zu konsultieren. Es ist jedoch notwendig, dass es in diesem Sinne weitergeht, dass konkrete Schritte unternommen werden. Für eine Lösung muss
ein zweistufiger Prozess umgesetzt werden. Das ist besonders wichtig.
Auf der zweiten Stufe müssen
die Operationen eingestellt werden und die Kräfte der türkischen
Armee sich zurückziehen. Die PKK darf außer im Fall der absolut
zwangsläufigen Notwehr keine Waffen gebrauchen. Dann werde ich alles
in meiner Kraft Stehende für einen unbefristeten Waffenstillstand
tun. Wenn der Prozess in dieser Weise weiter funktioniert, werden die
Kräfte aus den Grenzen [der Türkei] abgezogen. Wenn im Folgenden
die Türkei die Bedingungen dafür schafft, werden diese Kräfte
die Waffen endgültig niederlegen und sich am demokratischen politischen
Leben beteiligen. Diesem Prozess messe ich große Bedeutung bei.
Ich möchte, dass er gut vermittelt wird. Diese Lösung steht
nicht im Widerspruch zur unitären Struktur des Staates. Ich bin nicht
gegen die unitäre Struktur. Eine Lösung kann es sowohl innerhalb
der unitären Struktur geben als auch außerhalb. Für mich
ist das Entscheidende die Lösung des Problems. Ich bemühe mich seit 15 Jahren um eine realistischen und dauerhaften Frieden in der Türkei, davon 7,5 Jahre hier. 1993, in der Ära Özal, wurde uns der Vorschlag übermittelt, den Krieg zu beenden und mit der Bewegung am politischen Leben teilzunehmen. Wir haben entsprechende Schritte unternommen, aber der Prozess kam nicht in Gang. Während der Regierungszeit Erbakans bekam ich dreimal Briefe über Syrien. Sie enthielten einen Aufruf, den Krieg zu beenden und uns am politischen Leben zu beteiligen. Aber die dafür notwendigen Schritte wurden nicht unternommen. Seit ich hierher verbracht wurde, habe ich alles mir mögliche für Frieden und eine demokratische Lösung getan. Ich habe erreicht, dass die bewaffneten Kräfte sich aus den Grenzen [der Türkei] zurückgezogen haben. Diese Phase hat ungefähr fünf Jahre angedauert. Währende der Regierungszeit von Ministerpräsident Ecevit gab es einige positive Entwicklungen. Aber die AKP-Regierung hat von Anfang an pragmatisch und opportunistisch gehandelt. Herr Erdogan sagte, „Wenn ihr nicht an die kurdische Frage denkt, gibt es sie auch nicht,“ und tat so, als sei nichts gewesen und als existiere die kurdische Frage nicht. Er hat die bloße Existenz der kurdischen Frage geleugnet. Dann haben sie gedacht, das Problem mit einer halben Stunde Fernsehen auf Kurdisch lösen zu können. Das war nicht realistisch, und so sind wir da, wo wir heute sind. Jetzt heißt es seit einigen Monaten, die AKP sei als Regierungspartei mit einem eigenen Willen erledigt. Die AKP deckt sich mit der Armee. Während die AKP die Durchdringung des Staatsapparates durch ihre Kader verstärkt, überlässt sie die Lösung der kurdischen Frage komplett der Armee. Es liegt jedoch auf der Hand, dass diese Angelegenheit nicht vom Militär gelöst werden kann. Wenn sie sie lösen könnte, hätte sie sie während der letzten 20 Jahre gelöst. Die Gefechte führen zu neuen Problemen. Das Problem würde auch durch die Vernichtung der PKK nicht beseitigt. An die Stelle der Toten kommen neue. Man hat versucht, den Eindruck zu vermitteln, die PKK sei am Ende, indem man behauptete, sie sei zerfallen und gespalten. Es hat sich gezeigt, dass dem nicht so ist. Es zeigt sich sogar, dass die PKK auch im Iran, im Irak und in Syrien stark organisiert ist.
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Übersetzung
aus dem Türkischen |