Auszüge aus der Konsultation Öcalans mit seinem Verteidigerteam – 28. Februar 2007

Für meine Situation sind Regierung und Staat verantwortlich

Vergangene Woche habe ich bereits zu meinem Gesundheitszustand gesagt, dass möglicherweise ein chemischer Eingriff vorliegt. Auch zu früheren Zeitpunkten habe ich von dieser Möglichkeit gesprochen. Der Staat trägt Verantwortung. Ich selbst kann nichts machen, alles, auch das Essen, wird von draußen geliefert. Sprechen wir nicht über das grobe Verhalten mir gegenüber, aber die Raumstruktur [meiner Zelle] ist sehr schlecht. Ich bekomme keine Luft. Wenn ich lüfte, wird es sehr kalt. In meinem Hals ist ständig eine bittere, brennende Flüssigkeit, die ich nicht begreife. Ich weiß nicht, woher sie kommt und was es ist. Möglicherweise resultiert sie aus Leber oder Lunge, ich weiß es nicht, ich sage das nur aus meinem Allgemeinwissen über Gesundheitsfragen heraus. Ich bin ständig gezwungen, diese Flüssigkeit in meinem Hals auszuspucken. Bei einer Vergiftung müsste doch eigentlich Magenbrennen vorliegen, aber das habe ich nicht. In meinem Zimmer ist der Karbondioxidgehalt hoch, ich gehe von einem geschätzten Schnitt von 75 Prozent aus. Wegen der Flüssigkeit in meinem Hals haben sie mir Tabletten gegeben. Als ich diese Tabletten genommen habe, wurde dadurch mein Körper betäubt und steif. Ich habe sie eine Weile eingenommen, aber dann wieder weggelassen, nachdem ich keinen Nutzen darin sehen konnte. Das Jucken und Abschälen der Haut an und unterhalb der Knie hat jetzt auch an meinen Armen angefangen. Wenn Luft an die Haut kommt, brennt die Haut und juckt. Die Haut pellt sich ab. Bereits zu einem früheren Zeitpunkt ist gesagt worden, dass dieses Jucken und die anderen Anzeichen ungefährlich sind.

An neuen Beschwerden ist in letzter Zeit ein sehr intensives Pfeifen in einem Ohr aufgetreten. Einmal haben sie mir Tropfen gegeben, die ich eingenommen habe, aber sie haben überhaupt nichts genützt. Im anderen Ohr ist im Moment nichts. In letzter Zeit hat sich das Problem der Schlaflosigkeit sehr verstärkt. Die Ärzte, die hierher kommen, sagen nichts zu meiner Gesundheit. Ich habe schon früher gefordert, dass unabhängige Ärzte kommen, aber bis heute ist keine positive Antwort darauf gefolgt


Die Bedingungen hier und meine gesundheitlichen Probleme sind eigentlich so, dass sie einen Menschen verrückt machen können. Ich habe meine verantwortungsbewusste Haltung bis heute fortgesetzt. Von Zeit zu Zeit habe ich sehr provozierendes Verhalten hier erleben müssen, aber meine friedliche und konstruktive Haltung habe ich trotzdem beibehalten. Wie Sie sehen, bin ich im Moment in der Lage, das auszuhalten. Soweit ich es vermag, werde ich weiter widerstehen. Das soll unser Volk wissen.

[…] Bekannterweise untersteht [Imrali] hier dem Krisenzentrum des Ministerpräsidentenamtes. Wenn ein solcher Eingriff [Vergiftung] vorliegt, dann weiß ich nicht, ob alle Ebenen des Staates davon wissen. Es mag sein, dass ein Teil nicht darüber informiert ist. Ich möchte nicht den gesamten Staat unter diese Anschuldigung stellen. Vielleicht hat nicht einmal die Gefängnisleitung Kenntnis davon. Und vielleicht weiß noch nicht einmal der Staat davon. Ich weiß es nicht. […]

Bereits früher hat es Erklärungen im Stil von „Wir werden ihn langsam töten“ gegeben. Wenn sie wirklich die Absicht haben, so etwas durchzuführen, gibt es nichts, was ich tun kann. Verantwortlich für das, was hier geschieht, sind Regierung und Staat.

Übersetzung aus dem Türkischen