Türkische Regierung hat die jetzige Eskalation
zu verantworten
Zur Festnahme des PKK-Chefs Öcalan und
den Besetzungen griechischer und kenianischer
Botschaften erklärt der menschenrechtspolitische
Sprecher der PDS-Fraktion, Carsten Hübner:
Mit ihrem jahrelangen Beharren auf einer militärischen Lösung
der Kurdenfrage in der Osttürkei und der jetzigen Entführung
des PKK- Chefs Öcalan aus Kenia in die Türkei hat
die türkische Regierung eine internationale Situation
herbeigeführt, die sich in den derzeitigen
massiven Auseinandersetzungen entlädt. Auch eine ganze Reihe europäischer
Länder, die sich bisher geweigert haben, Öcalan Asyl
zu gewähren und mit einer
Initiative für einen internationalen Friedenskongreß
zur Lösung des Konflikts und zur Beendigung der
Kurdenverfolgung in der Türkei beizutragen, sind für die
derzeitige Eskalation politisch mitverantwortlich.
Besonders schwer ins Gewicht fällt dabei vor allem das unverantwortliche
Verhalten der meisten NATO-Partner. Sollte sich zudem bewahrheiten,
daß westliche Geheimdienste bei der Entführung Öcalans
ihre Finger im Spiel gehabt haben, dann bedeutet dies eine neue
Stufe der Kumpanei mit einer türkischen Politik,
die im Ergebnis Tausende Tote, Verhaftete,
Gefolterte und zerstörte Städte und Dörfer
in den letzten Jahren zu verantworten hat.
Ich fordere die deutsche Bundesregierung vor diesem
Hintergrund auf, die völkerrechtswidrige Entführung
Öcalans öffentlich zu verurteilen und darauf
zu drängen, daß der gegen den PKK-Chef zu erwartende
Prozeß internationalen Maßstäben gerecht wird.
Darüber hinaus erwarte ich von der Bundesregierung, daß
sie sich nun endlich für eine internationale Kurdistan-Konferenz
stark macht, um der militärischen Logik der türkischen
Regierung eine internationale Logik der Menschenrechte und des Friedens
entgegenzusetzen. Die deutsche EU-Ratspräsidentschaft böte dafür
eine erfolgversprechende Ausgangslage. Gleichzeitig fordere ich
die politisch Verantwortlichen in der Bundesregierung auf, die derzeitigen
Aktionen kurdischer Menschen nicht für eine Kampagne zu mißbrauchen,
an deren Ende wieder nur Ausgrenzung, Kriminalisierung und
nicht selten Ausländerfeindlichkeit stehen.
Dazu ist es aber erforderlich, daß auch von kurdischer Seite
politisch besonnen auf die Entführung Öcalans reagiert
wird. Die Botschaftsbesetzungen müssen sofort beendet
werden.
Auseinandersetzungen mit bundesdeutschen Behörden und Angriffe auf
Botschaften und konsularische Vertretungen
oder türkische Institutionen werden die politische Situation
nur verschärfen und eine Konfliktlösung potentiell blockieren.
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