Schluß mit der Repression gegen das kurdische Volk!
Freiheit für Öcalan und die Kämpfer der PKK!
In einer skandalösen Operation hat die türkische Regierung
Abdullah Öcalan, den Vorsitzenden der Kurdischen Arbeiterpartei (PKK),
aus der griechischen Botschaft in Kenia entführt, wo er Zuflucht
gesucht hatte. Mit offensichtlicher Komplizenschaft Griechenlands und
Kenias unter Beteiligung des israelischen und US-Geheimdienstes und mit
Segen des europäischen Imperialismus wurden die elementarsten Rechtsnormen
mit Füßen getreten.
Gegenwärtig ist Öcalan auf einer Gefängnisinsel eingekerkert
und soll unter dem Vorwurf des „Terrorismus“ verurteilt werden. Ihm droht
die Todesstrafe. Das türkische Regime versucht damit den berechtigten
Kampf des kurdischen Volkes zu treffen. Gleichzeitig verhaftet es hunderte
kurdischer Aktivisten, verbietet die Arbeit der Menschenrechtsorganisationen
und startete einen weiteren Militärüberfall gegen Stellungen
der PKK im Nordirak.
Diese brutale Unterdrückung muß dringend gestoppt werden. Der
Prozeß gegen Öcalan muß verhindert und er wie alle anderen
kurdischen politischen Gefangenen freigelassen werden.
*Für das Recht Kurdistans über sein eigenes Schicksal zu bestimmen*
Vom türkischen, irakischen, iranischen und syrischen Staat unterdrückt
ist die kurdische Nation praktisch aller Rechte beraubt. Am blutigsten
erfährt es die Unterdrückung in der Türkei, wo 60% der
fast 30 Millionen Kurden leben. Seit 1983 ist die kurdische Schriftsprache
und der Unterricht in kurdisch verboten, erst seit 1990 darf kurdisch
gesprochen werden. Bis 1991 war selbst die Verwendung des Wortes „kurdisch“
untersagt. Die kurdischen Parteien sind offiziell verboten. Die türkische
Armee, von deren 800000 Angehörigen 300000 in Kurdistan stationiert
sind, führt regelmäßig Razzien durch, wobei gemordet,
verhaftet, gefoltert und die Häuser der Einheimischen zerstört
werden. Während die Armutsgrenze in der Türkei bei 400 U$ jährlich
liegt, sinkt sie in Kurdistan auf 200 Dollar.
Die PKK wurde 1978 gegründet. Seit 1984 hatte sie vor allem von Basen
in Syrien und Nordirak aus den bewaffneten Widerstand gegen den türkischen
Staat organisiert. In diesen 15 Jahren wurde in Türkisch- Kurdistan
vom Staat eine Politik der verbrannten Erde betrieben: über 900 Dörfer
und 3000 Weiler wurden zerstört, über 31000 Personen sind bei
den Zusammenstößen umgekommen.
Bereits seit einem Jahrhundert kämpft Kurdistan gegen Völkermord
und Unterdrückung. Und heute ist die PKK - unabhängig davon
ob wir ihre Politik und Methoden teilen - die anerkannte Führung
dieses legitimen Kampfes für die nationale Befreiung. Deshalb sind
Worte wie von Zilan, eine junge kurdische Hungerstreikende in Genf, berechtigt:
„Öcalan verkörpert die 30 Millionen Kurden. Morgen oder in 100
Jahren wird es ein Kurdistan geben. Auch wir haben das Recht auf ein Vaterland!“
Die UIT stellt sich klar auf die Seite des souveränen Rechts des
kurdischen Volkes auf Selbstbestimmung und verteidigt seine wichtigste
politische Vertretung, die PKK.
*USA und Europa: Komplizen der türkischen Regierung*
Der Fall Öcalan entlarvte schnell, welches „Recht“ und welche „Demokratie“
in dieser globalisierten Welt im Dienst des Imperialismus herrschen.
Alle europäischen Regierungen verweigertem ihm sein Recht auf politisches
Asyl. Die Türkei verletzte zwei souveräne Territorien - von
Kenia und Griechenland - um ihn zu entführen. Zugleich wurde die
Operation von Griechenland toleriert, weshalb jetzt drei Minister zurücktreten
mußten. Das Doppelspiel der „extraterritorialen Immunität“
fällt ins Auge: während die griechische Botschaft die türkischen
Agenten ungestraft gewähren ließ, ermordeten Wachleute Israels
in Berlin drei kurdische Kämpfer. Obendrein verwies die türkische
Regierung drei Anwälte Öcalans des Landes.
Wer sind also die wahren Terroristen? Öcalan und die PKK, die vor
Jahren Gewaltverzicht erklärten? Oder die USA, die nach Gutdünken
andere Länder bombardieren, und Israel, das einzige Land, in dem
die Folter erlaubt ist, sowie die Türkei, die andere Territorien
überfällt, um zu entführen und ein Volk zu unterdrücken,
das seine Freiheit verlangt? Das mörderische und diktatorische türkische
Regime hat als Staatsterrorist kein Recht, irgend jemanden zu verurteilen!
Die europäischen Regierungen haben die elementarsten Menschenrechte
mit Füßen getreten - und mahnen jetzt „ein gerechtes Verfahren“
an. Höchstens „drohen“ sie noch damit, „internationale Beobachter
nach Ankara zu schicken“. Soviel Zynismus von diesen Staaten, die sich
„demokratisch“ nennen! Das Mindeste was sie tun müßten wäre
dem kurdischen Volk den Status einer Nation zuzuerkennen, ähnlich
wie sie es einst mit der PLO machten.
*Für eine große internationale, demokratische und gemeinsame
Kampagne*
Als logische Antwort auf die Verhaftung Öcalans und anderer Kämpfer
der PKK fanden in den kurdischen Vierteln Istanbuls und weiteren Gegenden
der Türkei Zusammenstöße mit der Polizei statt. Auch in
Berlin und zahlreichen anderen deutschen Städten, in London, Paris,
Genf und anderen europäischen Städten wird demonstriet. In Athen
protestierten gestern zehntausend Menschen gegen die Regierung und verlangten
die Freilassung Öcalans.
Die Internationale Arbeitervereinigung (Vierte Internationale) ruft dringend
zur demokratischen Solidarität auf. Wir rufen die Gewerkschaften,
Menschenrechtsorganisationen, Parteien der Linken und alle, die sich als
demokratisch verstehen, die Arbeiter- Jugend- und Volksaktivisten
auf der ganzen Welt dazu auf, eine große einheitliche und
demokratische Kampagne zu organisieren.
Schluß mit der Repression!
Anerkennung Kurdistans und seines Rechts auf Selbstbestimmung!
Nein zur Gerichtsfarce des diktatorischen türkischen Regimes!
Freiheit für Öcalan und alle Aktivisten der PKK!
Internationales Sekretariat der Internationalen Arbeitervereinigung (UIT)
Paris, 19.2.99
Diese Erklärung wird in über 20 Ländern von Argentinien
über die USA bis Spanien und Rußland veröffentlicht.
Sozialistische Liga
PLK 022354 C, 13347 Berlin
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