Internationale Initiative für Öcalan
Fünf Nobelpreisträger: PKK-Vorsitzenden freilassen
Von Peter Richter, Bonn
Eine internationale Initiative für die Freilassung Abdullah Öcalans
und für Frieden in Kurdistan, der Prominente wie Danielle Mitterrand
und fünf Nobelpreisträger angehören, stellte sich am Donnerstag
in Bonn vor.
Es wird ein langer Weg, und wir werden auf ihm nur kleine Siege erringen«,
sagte Danielle Miiterrand, Witwe des früheren französischen Staatspräsidenten
und heute Aktivistin der Stiftung France Liberte', »aber wir müssen
angesichts der Lähmung und des fehlenden Mutes, der europäischen
Regierungen etwas tun, um auf sie Druck auszuüben.«
Gleich ihr haben 36 weitere Intellektuelle, Künstler, Schriftsteller
und andere Persönlichkeiten einen Aufruf unterzeichnet, der Freiheit
für den PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan und Frieden für
Kurdistan fordert. Zu den Erstunterzeichnern gehören Friedensnobelpreisträger
Jose’ Ramos-Horta aus Osttimor, die Literaturnobelpreisträger Adolfo
Perez Esquivel, Dario Fo und Jose’ Saramago, aber auch Politiker wie Tony
Bent aus Großbritannien, der libanesische Minister Walid Joumblatt
oder der Schweizer Nationalrat Jean Ziegler.
Sie verlangen zum einen Maßnahmen zum Schutz Öcalans, so
die Entsendung einer internationalen Beobachterdelegation in die Türkei
und die Durchführung eines rechtsstaatlichen Verfahrens vor einem
internationalen Gerichtshof, wollen aber zugleich die Aufmerksamkeit auf
die Vorgänge in Kurdistan lenken. Von der Türkei fordern die
Unterzeichner die Beendigung der militärischen Operationen. und. die
Aufnahme eines Dialogs mit den Kurden, von der internationalen Gemeinschaft
die Einberufung einer Kurdistan-Konferenz.
Illusionen machen sich die Unterzeichner nicht, wie der Völkerrechtler
Norman Paech aus Hamburg vor der Presse hervorhob, aber er erinnerte daran,
daß auch an die Freilassung Nelson Mandelas lange niemand geglaubt
habe. Er kritisierte die Bundesregierung, die auf Vorhaltungen aus der
Friedensbewegung nicht einmal antworte, »doch wir werden sie weiter
zum Dialog auffordern und nicht aus ihrer Verantwortung entlassen«.
Der frühere israelische Parlamentsabgeordnete Uri Avneri, der
heute in der Friedensbewegung seines Landes aktiv ist, verglich den Kampf
der Kurden mit jenem der Juden vor 50/60 Jahren. Damals wollte den Juden
niemand in der Welt beistehen, und heute habe sich kein Land gefunden,
das Öcalan wenigstens Asyl gewährte, geschweige denn die gerechte
kurdische-Sache unterstützte. Avneri nannte die Schüsse im israelischen
Generalkonsulat in Berlin ungerechtfertigt, auch wenn er dafür nicht
die Schützen verantwortlich machen wollte. Doch er hätte sich
eine Entschuldigung des israelischen Staatspräsidenten beim kurdischen
Volk gewünscht.
Die Teilnehmer der Pressekonferenz kritisierten die einseitige Betrachtungsweise
des Kurdenkonflikts. »Während im Kosovo die Angriffe der UCK
gegen die Serben als legitimer Kampf dargestellt werden, ist es seitens
der Kurden Terror. Doch vom Staatsterrorismus der Türken spricht niemand«,
sagte Paech.