Der Mossad an der Festnahme Öcalans Beteiligt
Der kurdische Rebellenführer wurde erst in Israel in ein türkisches
Flugzeug gesetzt
Von unserem Korrespondenten Rainer Hermann
Istanbul, 19. März. Entgegen den Äußerungen der israelischen
Regierung war der Geheimdienst Mossad stärker als bisher zugegeben
an der Ergreifung des kurdischen Rebellenführers Öcalans in Nairobi
beteiligt. In den Tagen der Verschleppung Öcalans haben ägyptische
Zeugen auf dem Flughafen in der kenianischen Hauptstadt Nairobi den israelischen
Geheimdienstoffizier identifiziert, der 1976 die Befreiung der entführten
EL-AL Maschine in Entebbe geleitet hatte. Das haben sie dieser Zeitung
mitgeteilt. Ebenfalls mehren sich die Indizien, daß Öcalan nicht
mit dem Flugzeug des türkischen Geschäftsmanns Cavit Çaglar
von Nairobi in die Türkei gebracht worden war. An dieser Version hält
die Türkei bis heute fest. Das Flugzeug von Çaglar ist für
einen Nonstop-Flug von mindestens sieben Stunden Dauer nicht geeignet.
Sollte das Flugzeug von Çaglar, mit dem Öcalan tatsächlich
in die Türkei gebracht wurde, bereits in Nairobi gestartet sein, hätte
es eine Zwischenlandung machen müssen. Dazu kommen als Staaten, die
in der Region mit der Türkei befreundet sind, lediglich Ägypten
und Israel in Frage. Ägypten hat inoffiziell jedoch ausgeschlossen,
daß ein Flugzeug auf seinem Territorium gelandet und aufgetankt worden
sei.
Wahrscheinlich ist Öcalan erst in einem Drittland, mutmaßlich
auf einem Militärflughafen, in das Flugzeug von Çaglar gesetzt
worden. Dort sind die Aufnahmen gemacht worden, die in den folgenden Tagen
ständig im türkischen Fernsehen gezeigt wurden. In den tagen
vor der Ergreifung des Kurdenführers Öcalan hat auf dem Flughafen
von Nairobi ein Flugzeug in den Farben Malaysias gestanden. In der Nacht
der Verschleppung des kurdischen Guerillaführers verschwand es. Die
Regierung Malaysias hat jedoch dementiert, daß das Flugzeug zu seiner
Flotte gehört habe. Um nicht aufzufallen, war es mutmaßlich
lediglich in den Farben Malaysias übermalt worden und hatte als Ausreiseflugzeug
gedient.
Israel, das traditionell Aktionen seines Geheimdienstes Mossad nicht
bestätigt, bestreitet seine Beteiligung an der Festnahme Öcalans.
In einem Brief des Mossadchefs vom 17. Februar hatte es geheißen,
daß der Mossad „in keinster Weise in die Gefangennahme verwickelt“
gewesen sei. Das ist das erste Mal, daß der Mossad Berichte über
Aktionen öffentlich zurückgewiesen hat. Die Türkei und Israel
hatten in den vergangenen Jahren zwölf Abkommen unterzeichnet, die
insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Armeen und Geheimdiensten
beider Länder regeln.
damit Griechenland bereit war, Öcalan aus der Residenz seines
Botschafters in Nairobi zu entfernen, hat Washington der Regierung Simitis
versprochen, in der Mazedonien-Frage der griechischen Position entgegen
zu kommen Das berichteten französische Quellen.A