Türkei
Keine Beobachter bei Öcalan-Prozeß
öhl ATHEN, 29. April. Die Türkei will beim bevorstehenden Prozeß gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan keine ausländischen Beobachter zulassen. Es komme „nicht in Frage“, daß irgend jemand in der „Eigenschaft eines Beobachters, ganz gleich unter welchem Namen oder in welcher Mission“, die Verhandlung verfolge, sagte der Sprecher des türkischen Außenministeriums, Sermet Atacanli, am Donnerstag in Ankara. Offen bleibt, ob Ankara damit nicht nur Delegierte von Menschenrechtsgruppen, sondern auch Jounalisten von dem Prozeß ausschließen will. „Individuen“ könnten das Verfahren verfolgen, sagte Atancali. Über ihre Zulassung entscheide aber das Gericht.
Verhandlung vor Staatssicherheits-Gericht beginnt
ANKARA, 29. April. Die Türkei will bei dem Prozeß gegen den
PKK-Chef Abdullah Öcalan keine offiziellen Beobachter zulassen. Zwar
dürften Zuschauer an dem Verfahren teilnehmen, sagte ein Sprecher
des Außenministeriums am Donnerstag in Ankara. Es komme jedoch nicht
in Frage, auf Forderungen von Personen einzugehen, die als Beobachter oder
mit einem anderen offiziellen Titel anwesend sein wollten. Die Menschenrechtsorganisation
Amnesty International (ai) hatte angekündigt, einen Beobachter in
die Türkei entsenden zu wollen.
Das für den Fall Öcalan zuständige Staatssicherheits-Gericht
soll am heutigen Freitag erstmals zusammentreten. Jeder, der wolle, könne
dem Verfahren beiwohnen, sagte der Sprecher. Dies sei nur abhängig
von der Größe des Gerichtssaals und den Entscheidungen des obersten
Richters. Grundlage der Anklage gegen Öcalan ist Artikel 125 des Strafgesetzes,
das für einen Versuch der Abspaltung vom Staatsgebiet die Todesstrafe
vorsieht. Die Anwälte Öcalans sehen keine Chance, ihren Mandanten
angemessen verteidigen zu können, sagte der Anwalt Niyazi Bulgan nach
einem Treffen mit Öcalan. Sie könnten ihren Mandanten nur zweimal
in der Woche und nur im Beisein von Sicherheitskräften sprechen.
Öcalan war Mitte Februar vom türkischen Geheimdienst aus
Kenia in die Türkei gebracht worden. Dort ist er auf der Gefängnisinsel
Imrali im Marmara-Meer inhaftiert. Die Untergrundbewegung Kurdische Arbeiterpartei
(PKK) kämpft seit 14 Jahren für einen Kurdenstaat im Südosten
der Türkei. Dabei sind mehr als 29 000 Menschen getötet worden.
(Reuters, AP)
Anwälte Öcalans sehen keine Chance für faires Verfahren
Ankara (AP)
Die Anwälte des auf der Gefängnisinsel Imrali im Marmarameer
inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan sehen keine Chance,
ihren Mandanten angemessen verteidigen zu können. Sie können
ihn nur zweimal in der Woche und nur im Beisein von Sicherheitskräften
sprechen. So lange diese illegalen Praktiken andauerten, gebe es keine
Chance für eine freie Verteidigung, sagte der Anwalt Niyazi Bulgan
nach einem Treffen mit Öcalan.