Öcalan wird angeblich unter Drogen gesetzt
Rom (dpa) - Der kurdische Separatistenführer Öcalan wird nach
den Worten eines Anwaltes in seinem türkischen Gefängnis unter
Drogen gesetzt. Öcalan habe
nicht die Reaktionen eines normalen Menschen, zitierte die römische
Zeitung «La Repubblica» den türkischen Anwalt Zeki Okcuoglu.
Öcalan werde auf der
Gefängnisinsel Imrali vollständig isoliert und wisse nichts
von den Kurdenprotesten in Europa. Der Jurist hatte die Verteidigung Öcalans
vor einigen Tagen aus Furcht
vor Mordanschlägen türkischer Nationalisten niedergelegt.
Yahoo! Sonntag 28. Februar 1999, 13:13 Uhr
Ecevit lehnt Minderheitenrechte für Kurden ab
Drohungen gegen Griechenland - Kritik an Öcalan-Prozeß zurückgewiesen - Anwalt des PKK-Chefs legt Mandat nieder
Ankara (AP) Der türkische Regierungschef Bülent Ecevit hat
internationalen Forderungen nach Minderheitsrechten für die Kurden
eine Abfuhr erteilt. «Wir haben
kein Problem einer kurdischen Minderheit», sagte Ecevit am Samstag
abend im Programm des staatlichen Fernsehsenders TRT. «Diese Leute
sind Bürger erster
Klasse wie die Bevölkerung im übrigen Land.» Der Ministerpräsident
wies Kritik am Prozeß gegen PKK-Chef Abdullah Öcalan zurück
und äußerte versteckte
Drohungen gegen Griechenland. Am Sonntag demonstrierten in Mudanya,
dem der Gefängnisinsel Imrali nächstgelegenen Hafen, Angehörige
im Kurdenkonflikt
gefallener türkischer Soldaten gegen die Kurdische Arbeiterpartei
(PKK).
Ecevit sagte mit Blick auf die Forderung nach Respektierung der kurdischen
Sprache, der innere Frieden in der Türkei dürfe nicht gestört
werden, indem die Einheit
der Sprache beschädigt werde. Auch lasse sich die Türkei
nicht in eine Mehrheit und eine Minderheit spalten. Die etwa zwölf
Millionen Kurden in der Türkei werden
nicht als eigene Minderheit anerkannt und dürfen ihre Sprache
in Veröffentlichungen oder in Schulen nicht verwenden. Seit 1984 kämpft
die PKK im Südosten der
Türkei für Autonomie. Bei den schwersten Gefechten seit der
Festnahme Öcalans wurden am Wochenende in der südöstlichen
Provinz Sirnak 17 PKK-Kämpfer
getötet.
Die laut Polizeiangaben 2.000 Demonstranten in Mudanya forderten die
Todesstrafe für den auf der Gefängnisinsel seit 16. Februar inhaftierten
PKK-Chef. «Die
Türkei wird Apos Grab werden», riefen sie. «Apo»
ist ein Spitzname Öcalans. «Apo wird den Waisen Rechenschaft
ablegen.»
Ecevit beschuldigte erneut Griechenland, auf seiten der PKK zu stehen
und rief die Nato deswegen zu Sanktionen auf. «Einer unserer Nato-Verbündeten,
Griechenland, unterstützt eine blutige Bewegung, so daß
die Türkei von innen angegriffen wird», sagte Ecevit in dem
auch von der halbamtlichen Nachrichtenagentur
Anatolia verbreiteten Interview. «Die Türkei wird alles
Notwendige für ihre Selbstverteidigung unternehmen», fügte
der Regierungschef hinzu.
Gegen Kritik am Jusizsystem verwahrt
Im Zusammenhang mit dem Prozeß gegen den vor zwei Wochen aus Kenia
verschleppten Öcalan verwahrte er sich gegen Kritik am türkischen
Justizsystem. Am
Freitag legte einer der 15 Anwälte des wegen Landesverrats angeklagten
PKK-Führers aus Angst um sein Leben sein Mandat nieder. Ahmet Zeki
Okcuoglu sagte,
er und seine Familie hätten Todesdrohungen erhalten. Ein anderer
Anwalt, Osman Baydemir, wurde am Samstag morgen in Istanbul nach mehrstündiger
Inhaftierung
wieder freigelassen. Ihm wurden Kontakte zur PKK vorgeworfen.
Die griechische Regierung wies am Samstag Vorwürfe von Anhängern
Öcalans zurück, sie habe bei dessen Festnahme durch eine türkische
Sondereinheit
mitgeholfen. Diese antigriechischen Erklärungen könnten nicht
toleriert werden, sagte Regierungssprecher Dimitris Reppas in Athen. Er
bezog sich auf Äußerungen
von Semsi Kilic, die Öcalan nach Kenia in die griechische Botschaft
begleitet hatte. «Wir werden nicht vergessen, daß unser Führer
mit der Hilfe griechischer
Behörden überwältigt wurde», sagte Kilic.