Ankara (AP) Zwei Anwälte von Abdullah Öcalan haben am Donnerstag
auf der
Gefängnisinsel Imrali mit dem PKK-Chef gesprochen. Wie ein weiterer
Anwalt
mitteilte, dauerte das Treffen 20 Minuten. Die Fragen der Verteidiger hätten
sich auf
den Gesundheitszustand Öcalans beschränken müssen, und die
ganze Zeit über
sei ein Richter anwesend gewesen, sagte Anwalt Imam Sahin, der selbst nicht
an
dem Treffen teilnahm. Öcalan ist seit dem 15. Februar auf der Gefängnisinsel
inhaftiert.
In der Hafenstadt Mudanya schleuderten zuvor rund 200 Demonstranten Steine
auf den Bus mit den Anwälten Öcalans und skandierten Parolen
gegen die
Kurdische Arbeiterpartei. Die Tageszeitung «Hürriyet»
schrieb am Donnerstag,
Öcalan werde im Gefängnis gut behandelt und bekomme alles, wonach
er verlange.
Das Blatt zitierte ferner einen Staatsanwalt mit den Worten, Öcalan
sei in «einem
sehr guten Zustand». Der 49jährige habe alle Fragen beantwortet.
«Wir haben alles,
was wir wollten.»
In Ankara kam unterdessen der Nationale Sicherheitsrat hinter verschlossenen
Türen zusammen; Einzelheiten der ganztägigen Sitzung waren laut
einer Meldung
der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anatolia zunächst nicht bekannt.
Der türkische Generalstaatsanwalt Vural Savas beantragte laut Anatolia,
den
Kandidaten der prokurdischen Demokratischen Volkspartei (Hadep) die Teilnahme
an den Parlaments- und Kommunalwahlen am 18. April zu verbieten. Der Hadep
selbst droht ein Verbot durch das Verfassungsgericht, sollten ihr Verbindungen
zur
PKK nachgewiesen werden. Laut «Hürriyet» übergab
Öcalan den Ermittlern eine
Liste mit Namen von Personen, die mit der PKK in Verbindung stehen. Mehrere
dieser Personen seien bereits festgenommen worden. Die unabhängige
Menschenrechtsvereinigung bezifferte die seit der Verhaftung Öcalans
festgenommenen Aktivisten auf mehr als 3.300, darunter viele Hadep-Mitglieder.
Drei Gefolgsleute Öcalans verließen Nairobi
Drei kurdische Verbündete Öcalans, die sich seit fast zwei Wochen
in der
griechischen Botschaft in Nairobi aufhielten, verließen unterdessen
Kenia. Die drei
Frauen flogen nach Athen. Wie ein Botschaftsmitarbeiter weiter mitteilte,
war ihre
Ausreise von Pavlos Apostolides, dem Generalsekretär des griechischen
Außenministeriums, vermittelt worden. Einer der Kurdinnen solle in
Griechenland
politisches Asyl bewilligt werden, eine andere solle den Flüchtlingsstatus
zuerkannt
bekommen, die dritte werde nach Belgien weiterreisen, hieß es. Zusammen
mit den
Frauen reisten auch ein nicht näher bezeichneter Agent des griechischen
Geheimdienstes, ein Mitarbeiter des Außenministeriums und der griechische
Botschafter in Kenia, Giorgos Kostoulas, ab. Frühere Berichte, nach
denen acht
kurdische Gefolgsleute Öcalans Kenia verlassen würden, erwiesen
sich als falsch.
In Istanbul wurde in der Nacht ein Brandbombenanschlag auf ein Büro
der
Nationalistischen Aktionspartei verübt. In Teheran und Beirut demonstrierten
jeweils
mehr als 1.000 Kurden vor den türkischen Botschaften für die
Freilassung Öcalans.
Beide Demonstrationen endeten friedlich. Auch in der australischen Stadt
Melbourne protestierten mehr als 400 Menschen gegen die Verhaftung des
Chefs
der Kurdischen Arbeiterpartei.