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Berlin, 29. Mai 1999
An die Redaktionen
Inland/Ausland/Kurdistan/Türkei/Aktuelles
Presseerklärung
Öcalan-Prozeß: Setzt Türkei weiter
auf Vernichtung? Bleibt BRD Kriegspartei?-Verhalten stellt Weichen für
künftige Kriegsentwicklung
Nach bisherigem Stand soll am kommenden Montag der Generalsekretär
der Arbeiterpartei Kurdistans PKK, Abdullah Öcalan, dem türkischen
Staatssicherheitsgericht auf der Gefängnisinsel Imrali vorgeführt
werden. Klar ist bisher nur, daß es in dieser Türkei, in der
Staat und Gesell-schaft von Militär und Mafia bestimmt werden, kein
rechtsstaatliches Verfahren geben kann. Erst recht nicht, wenn mit dem
PKK-Vorsitzenden die gesamte kurdische Befreiungsbewegung getroffen und
die Hoffnung auf Befreiung, die er für Millionen von Kurdinnen und
Kurden auch über die kolonialistischen innerkurdischen Grenzen hinaus
darstellt, zerstört werden soll.
Die bisherige Politik der Türkischen Republik gegenüber der
kurdischen Frage zeigt nichts anderes als den Wunsch nach Vernichtung kurdischer
Identität, auch um den Preis der Vertreibung und Ermordung der Bevölkerung.
Die Pogromstimmung der letzten neun Monate in der Türkei, die Jagd
auf alle kurdischen und sonstigen oppositionellen Menschen, die Ausweitung
des Krieges lassen nur den Schluß zu, daß das Todesurteil für
Abdullah Öcalan und dessen Vollstreckung feststehen. Am Auskosten
dieses Triumphes und an der Fortführung der Völkermordpolitik
durch die Türkei können keine Zweifel bestehen.
Trotzdem bleibt die Politik der kurdischen Befreiungsbewegung unter
der Führung der PKK weiterhin auf ein Ende des Krieges ausgerichtet.
Ihre Forderungen bleiben: Beendigung der militärischen Maßnahmen
des türkischen Militärs und Zusicherung minimaler demokratischer
Grund-rechte für die kurdische Bevölkerung, internationale politische
Verhandlungen zur Lösung der Kurdistanfrage in der Türkei. Dagegen
stehen das Angebot der Einstellung des bewaffneten Kampfes oder die Drohung,
den Befreiungskrieg gegen die Türkei auszuweiten.
Auf dieser Grundlage wird die PKK genauestens den Prozeß beobachten
und ebenso das Verhalten der internationalen Öffentlichkeit und der
Staaten, die die Türkei bisher bei deren Völkermordpolitik unterstützt
haben, beurteilen. Denn ohne internationale Hilfe könnte die Türkei
ihren Vernichtungskrieg nicht allein führen.
Die Mitverantwortung dieser Staaten – besonders der BRD – bedingt dann
auch die Notwendigkeit einer Änderung ihrer Kriegspolitik. Die rot-grüne
Bundesregierung hat die Wahl zwischen Krieg und Frieden, zwischen der Fortsetzung
ihrer Politik, ihres Verhaltens gegenüber Abdullah Öcalan und
dem Engagement für eine Entschärfung oder Lösung des Kurdistankonfliktes.
Erste Schritte müssen auf den Schutz des Lebens von Abdullah Öcalan
und auf die Einleitung von internationalen Verhandlungsprozessen gerichtet
sein.
Desweiteren muß der Legitimität des Eintretens für
die Ziele der kurdischen Befreiungsbewegung Rechnung getragen werden, für
die inzwischen Hunderte von kurdischen politischen Ge-fangenen in den Gefängnissen
der BRD sitzen. Das für lösungsorientierte Entwicklungen kontraproduktive
PKK-Verbot in Deutschland muß endlich aufgehoben werden. Abschiebungen
in den erwiesenen Folterstaat Türkei sind einzustellen.
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Freiheit für Abdullah Öcalan!
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Kurdistanverhandlungen mit Beteiligung der PKK unter Führung von Abdullah
Öcalan!
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Freilassung der kurdischen politischen Gefangenen in der BRD! Weg mit dem
PKK-Verbot!
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Keine Abschiebungen in den Folterstaat Türkei!
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Keine militärische und finanzielle Unterstützung der türkischen
Völkermordpolitik!
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