Leserbrief an die junge Welt Unser Respekt und unsere Trauer gilt Horst Ludwig Meyer Horst Ludwig Meyer steht zusammen mit vielen anderen überall auf der Welt für den Weg des Kampfes für eine Gesellschaft, in der der Mensch im Zentrum steht; den Weg des Kampfes gegen das herrschende System. Im Zentrum dieses verhaßten Systems sitzt der Profit und die Macht zur Sicherung des Profits. Alles andere ist untergeordnet. Zur Erhaltung und Durchsetzung wird jedes Mittel angewandt. Millionenfache physische und psychische Zerstörung in Fortsetzung. Für den Willen und konkrete Schritte diesen Wahnsinn zu stoppen sind viele überall auf der Welt ermordet worden, sitzen in Betonbunkern, werden vergewaltigt, gefoltert und terrorisiert. Es stimmt: Das Ziel derer, die diesen Wahnsinn stoppen wollen, unserer Ziel ist LEBEN. Nicht im biologistisch reduzierten Sinn des Überlebens, sondern in seiner ganzen Fülle und Vielfältigkeit; nicht im kapitalistisch funktional reduzierten Sinn des Sklavenlebens, sondern frei und selbstbestimmt; nicht für einige wenige, die sich was leisten können, sondern für alle. Eine Gesellschaft ohne Zwang, Ausbeutung und Unterdrückung ist möglich, daran halten wir fest. Die Herrschenden versuchen die Allmacht des Systems und die Aussichtslosigkeit von Widerstand in den Köpfen zu zementieren. Diejenigen, die das gefressen haben, sind die engagiertesten Träger dieser Propaganda. Der Kommentar der jungen Welt vom 17.09.99 spricht die Sprache des kleinen Staatsdieners, der wachsen möchte. Die Lektion Anpassung und Unterordnung gelernt findet sich keine Zeile über Ziele und Inhalte der Roten Armee Fraktion, keine Zeile über den historischen Kontext, keine Zeile über die Beziehungen und Zusammenhänge der revolutionären Kämpfe weltweit. Stattdessen wird nachgetreten (Lektion Aufstieg und Karriere). Angesichts der Erschießung eines Menschen, der seine Ziele nicht
verraten und sich nicht kaufen lassen hat, kommentiert die junge Welt
Revolutionsspiele und Abenteurertum. Unterlegt wird solcher Zynismus mit
dem Spurensicherungsfoto des Erschossenen. Als Gipfel der Widerwärtigkeit
endet der Kommentar: "Horst Ludwig Meyer und Andrea Klump hatten
nur noch ein Ziel: zu Leben." Andrea Klump lebt und unsere Solidarität
gilt ihr. Hamburg, den 20.09.99 Wir erwarten von der jungen Welt mindestens den ungekürzten, unveränderten Abdruck dieses Textes. |