Informationsstelle Kurdistan e.V. ISKU
Berlin, den 25. November 1999
An die Redaktionen
Innenpolitik/Außenpolitik/Kurdistan/Türkei
Pressemitteilung
Todesurteil gegen Öcalan bestätigt
Verlogene deutsche Türkeipolitik fortgesetzt
Die Bestätigung der Todesstrafe für den PKK-Vorsitzenden
Abdullah Öcalan durch das türkische Berufungsgericht hängt
die Latte für die gegenseitige Annäherung (Kandidatenstatus)
von EU und TR unverändert hoch. Da die Zielrichtung der Ein-bindung
der Türkei in die EU durch die USA und BRD vorgegeben wurde, werden
wir sehen, mit welchen argumentativen Verrenkungen die "gemeinsamen
europäischen Werte" der türkischen Kriegsrealität
angepaßt und die EU-eigenen Kriterien für eine Mitgliedschaft
wieder ausgehebelt werden sollen.
Die kurdische Befreiungsbewegung unter der Führung der PKK hat in
den letzten zwanzig Jahren die Kurdistanfrage auf die internationale Tagesordnung
gesetzt und die türkische Vernichtungspolitik an den Pranger gestellt.
Inzwischen gibt es auf bei-den Seiten Kräfte, die erkannt haben,
daß Schritte zum Frieden möglich und nötig sind, und die
Unterstützung verdienen. Nachdem die Friedensofferten und Vorlei-stungen
der PKK permanent ignoriert wurden und der Krieg in Kurdistan und die
Menschenrechtsverletzungen in der Türkei andauerten, überfiel
das türkische Militär jetzt wieder pünktlich zur Entscheidung
des türkischen Kassationsgerichtshofes und zum Jahrestag der PKK-Gründung
Südkurdistan (Nordirak) - ohne Panzer, Hub-schrauber und Gewehre?
Hier zeigt sich die Verlogenheit der bundesdeutschen Politik: Während
auf der einen Seite die Türkei verbal aufgefordert wird, das Todesurteil
an Abdullah Öcalan nicht zu vollstrecken (nachdem zuvor nichts getan
wurde, ihn vor seinen Häschern zu be-wahren), werden auf der anderen
Seite Fakten geschaffen und die Waffen für die Fortsetzung der türkischen
Völkermordpolitik geliefert.
Jahrestag des PKK-Verbots gleichzeitig
von bundesweiter
Durchsuchungswelle begleitet
Gerade Deutschland mit seiner über 100jährigen
Tradition der politischen Unterstüt-zung und Waffenhilfe für
die Kriegspolitik der Türkei hat zumindest die moralische Verpflichtung,
einen neuen Weg einzuschlagen. Doch nichts davon: Zum sechsten Jahrestag
des sogenannten PKK-Verbots am 26. November wird wieder einmal die kurdische
Bevölkerung in der BRD terrorisiert. Wie abgesprochen und wie zur
Unter-stützung des türkischen Vernichtungswillens wurden zum
Jahrestag bundesweit - gleichzeitig mit den türkischen und KDP-Angriffen
im Nord-Irak auf PKK-Pehmerga und Flüchtlinge - 89 Wohnungen angeblicher
PKK-Anhänger durchsucht.
- Das PKK-Verbot muß endlich weg! Jede weitere Kriminalisierung
der politischen Äußerungen der kurdischen Bevölkerung
muß ein Ende haben, die Verfahren ge-gen kurdische Aktivisten
und Aktivistinnen müssen eingestellt und die kurdischen politischen
Gefangenen freigelassen werden.
- Es muß endlich einen Abschiebestop in die Türkei geben!
Dort wird weiter gefol-tert und mit deutscher Waffenhilfe gemordet.
- Rüstungsexporte in die Türkei müssen beendet werden!
Wer in Deutschland wei-terhin die bisherige Rüstungsexportpolitik
mitträgt, ist - auch nach den eigenen Kriterien rot-grüner
Regierender - verantwortlich für Völkermord und für die
Opfer dieser Politik.
- Nötig sind auf internationaler Ebene: Schritte für das Leben
und die Freiheit Ab-dullah Öcalans und zur Abschaffung der Todesstrafe
in der Türkei,
- internationale Initiativen zur Beendigung des Krieges in Kurdistan
anstatt Ermunte-rung zur Kriegsführung durch verstärkte deutsche
Waffenlieferungen.
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