Prozeßgruppen zu den DHKP-C Prozessen
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Kaiserslautern, den 18.o1.2000
Presseerklärung:
50.Tag des Hungerstreiks / Todesfastens der türkischen
und kurdischen politischen Gefangenen
Die Isolationshaft muß abgeschafft werden
Seit nun genau 50 Tagen befindet sich der türkische
Linke Ilhan Yelkuvan im Hungerstreik/Todesfasten gegen seine Haftbedingungen.
Vor genau 50 Tagen wurde er vom 3.Strafsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts
unter dem Vorsitz des Richters A. Mentz in einem fragwürdigen Indizienprozeß
wg. "Mordes" an dem der faschistischen MHP (in Deutschland
unter "graue Wölfe" bekannt) nahestehenden Kioskbesitzer
E. Kurt zu Lebenslänglich und 3Jahren Haft verurteilt. Der Vorsitzende
Richter legte darüberhinaus fest, daß Ilhan Yelkuvan, der
jetzt schon 18 Monate Isolationshaftbedingungen, die bei ihm zu einem
"Tinnitus" (Schwindelgefühl und Ohrensausen) führten,
bis zur Beendigung des, von den Anwälten eingereichten Revisionsverfahrens
isoliert bleibt. Als letzte Begründung für diesen Schritt
des 3. Strafsenats wurde von Richter A. Mentz die Begründung angegeben,
daß Ilhan Yelkuvan im Normalvollzug türkische Mitgefangene
für die revolutionären Zielen der DHKP-C (Revolutionäre
Volksbefreiungspartei-Front) gewinnen wolle. Diese Organisation führt
seit Jahrzehnten einen antiimperialistischen und antioligarchischen
Kampf in der Türkei.
Ilhan Yelkuvans Gesundheitszustand ist trotz des langen Hungerstreiks
verhältnismäßig stabil. Er hat bisher ungefähr
15 kg an Gewicht verloren.
Zur Zeit befinden sich 14 türkische und kurdische Gefangene aus
Solidarität und teilweise mit Forderungen nach Verbesserung der
eigenen Haftsituation ebenfalls im Hungerstreik. Vier der Hungerstreikenden
haben angekündigt, daß sie am 45.Tag ihres Hungerstreiks
in das Todesfasten* übergehen.
Außerdem befinden sich mehrere türkische Gefangene in Belgien
und Frankreich im Solidaritätshungerstreik mit Ilhan Yelkuvan.
Der an Tuberkulose leidende DHKP-C Gefangene Erdogan Cakir hat, um die
Situation der anderen Hungerstreikenden und der Menschen die sich Solidarisch
Verhalten nicht weiter zu eskalieren seinen Hungerstreik abgebrochen.
Wir, als Zusammenschluß deutscher und türkischer
Menschen, die sich seit vielen Monaten um Öffentlichkeit für
die türkischen Menschen, die durch das Verbot der DHKP-C vom August
'98 und die darauffolgende (mittlerweile europaweite) Prozeß-
und Repressionswelle gegen SymphatisantInnen und Angehörige der
DHKC in der BRD kriminalisiert und/oder in westeuropäische Gefängnisse
gesteckt werden bemühen, fordern die deutschen Repressionsorgane,
von der Bundesanwaltschaft bis zu den Anstaltsleitungen deutscher Gefängnisse
auf die Isolationshaft abzuschaffen.
Die Isolationshaft, die als Mittel der politischen Repression seit Anfang
der 70er Jahren (von der damaligen SPD/FDP-Regierung eingeführt)
angewandt wird ist ein Folterinstrument dessen Ziel es ist die politische
und soziale Identität der Gefangenen zu zerstören. Die politischen
Gefangenen aus der Roten Armee Fraktion (RAF) sowie viele anderer politischer
Gruppen führten jahrzehntelang, durch viele große Hungerstreiks,
einen aufopferungsvollen Kampf gegen dieses Machtmittel des Staates
das die Gefangenen zur Geisel der Repressionsorgane gegenüber den
Bewegungen draußen machte. Holger Meins (aus der RAF) starb 1974
an den Folgen der gezielten Zwangsernährung, die der Staat gegen
den damals im Hungerstreik befindlichen einsetzte. Sigurd Debus (aus
dem militanten Widerstand) starb 1980 an den Folgen eines weiteren Hungerstreiks
gegen die Isolationshaft und für die Zusammenlegung der politischen
Gefangenen aus RAF und Widerstand.
Heute sitzen immer noch Gefangene aus der RAF seit teilweise über
20 Jahren, vereinzelt in deutschen Knästen und es sieht nicht so
aus als ob sie diese in nächster Zeit verlassen können. An
ihnen wird genauso wie an den DHKP-C Gefangenen durchexerziert, daß
Revolutionäre und ihre "SymphatisantInnen", die sich
tatkräftig gegen die Interessen des deutschen Kapitals und den
BRD u. NATO-Imperialismus erheben, in der BRD gnadenlos verfolgt werden.
So wird versucht, denjenigen die die Widersprüche innerhalb des
politischen Systems der BRD und der NATO-Staaten dazu bringen auf die
Straße zu gehen und mit verschiedensten Formen ihren Protest ausdrücken
und Widerstand leisten, zu zeigen, daß genau dieser Widerstand
zwecklos ist und darüberhinaus die eigene Existenz als freier Mensch
kosten kann. Auch und gerade türkischen und kurdischen ImmigrantInnen
wird auf menschenverachtende Weise klargemacht, daß sie sich in
Deutschland jeder offenen Kritik an den Zuständen in der immer
noch vom Militär geführten Türkischen Republik zu enthalten
haben.
Deshalb verfolgen die Regierenden in der BRD jetzt diejenigen MigrantInnen,
die mit einer Organisation symphatisieren deren Ziel eine demokratische
und selbstbestimmte (also nicht von der NATO und/oder der BRD abhängige)
Türkei ist.
Diese Verfolgung muß ein Ende haben. Die Tatsache, daß der
ehem. Innenminister Kanther, sich jetzt selbst als Mitglied einer kriminelle
Vereinigung, innerhalb einer politischen Organisation geoutet hat, delegitimiert
die Verbote von PKK und DHKP-C, sowie anderer Exilorganisationen und
Vereine, da genau über diese Konstruktion die Verbotsverfügungen
des Herrn Kanther begründet wurden. Wenn dieselben PolitikerInnen
und JuristInnen mit dem Grundsatz des "Gleichen Rechts für
Alle" ernstnehmen würden, wäre die Aufhebung des "Parteienprivilegs"(
siehe §129) und ein Verbotsverfahren gegen die CDU angemessen.
Wir fordern die SPD/Grünen-Regierung auf die Isolationshaft
abzuschaffen, die Verbote der PKK und der DHKP-C aufzuheben und die
Repressionswelle gegen SymphatisantInnen der DHKP-C zu beenden.
Prozeßgruppen zu den DHKP-C Prozessen