Südbadisches Aktionsbündnis gegen Abschiebungen (SAGA)
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Wer hat die Toten auf dem Gewissen?

Singen, 25.1.00 - der Kurde Ali Güzel aus der Türkei erhängt sich in der Toilette. Nicht zuletzt die Schwierigkeiten des Flüchtlingslebens in der kärglichen Unterkunft in der Langenrainstr. 24 haben ihm das Leben gekostet. Eine Frau und zwei Kinder bleiben zurück.

Albbruck, 15.2.00 - die Kurdin Sultan Dogan, 20 Jahre alt, nimmt sich das Leben. Zahllose Versuche, zu ihren Eltern nach Lottstetten zu gelangen, wurden vom Landratsamt Waldshut immer wieder abgelehnt. Schliesslich wurden ihre Eltern abgeschoben, ihr Asylverfahren lief noch. Sie hinterliess einen Brief.

Zwei Beispiele, die in deutschen Medien nicht vorkommen; in der türkischen Zeitung "Özgür Politika" wurde darüber berichtet (31.1., 18.2.). Zusammen mit zwei oder drei weiteren "Selbst"Morden - in Esslingen und Böblingen (Stgt. Zeitung vom 17.2.) - hat es allein in den letzten Wochen fünf Tote gegeben!

Für die beiden Toten Ali Güzel und Sultan Dogan trifft mindestens eine Mitschuld das in Baden-Württemberg besonders hart durchgesetzte "Flüchtlingsaufnahmegesetz", d.h. drei Jahre Mindestaufenthalt in Landkreis-Lagern, Paket-verpflegung, Reiseverbot, Verbot der Familienzusammenführung, etc. Hinzukommen unübersichtliche und respektlose Verfahrensprozeduren(Anhörung, Ablehnung in wenigen Tagen) durch die Asylbehörden des Bundes, zahllose Anordnungen und Ausgrenzungen durch die örtlichen-kommunalen Herren.

Obwohl in Singen schon seit Wochen ein Antrag auf Umverteilung nach Freiburg - zur Verwandtschaft - läuft, wird dies von Behördenseite immer noch ständig hinausgezögert. Die beiden Kinder sowie die Frau sind daher gezwungen, immer noch im selben "Heim" zu leben, in dem sich der Vater erhängt hat (der 13-jährige Sohn war danach für drei Wochen in der stationären psychiatrischen Betreuung).
Der Landkreis Waldshut lehnte wiederholt einen Antrag der 20-jährigen Tochter ab, zu ihren Eltern zu gelangen (die Familie werde in Deutschland anders definiert, medizinisch sei das auch nicht begründet).

Özgür Politika vom 31.1. "Unter den Flüchtlingen steigt die Zahl der Selbstmordfälle..." - manch einer in den deutschen Verwaltungsetagen wird sich angesichts dieser "Erfolge" die Hände reiben.
Völlig in diese Linie passt eine weitere Information: Der ehemalige Hausmeister der Unterkunft Freiburg- Kappler Str. 50 - GRECU, arbeitet inzwischen wieder in einem Lager (Wiesentalstr. 20). Seinem unfreiwilligen Arbeitsplatzverlust 1992 waren Vorwürfe der Unterschlagung, des Betrugs und der sexuellen Nötigung an Flüchtlingsfrauen vorausgegangen. Arbeitgeber ist weiterhin das Regierungspräsidium Freiburg....


Freiburg 22.2.2000 /SAGA