Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche in der Kirche in NRW e.V.
Asyl in der Kirche/NRW
Kartäusergasse 9-11
50678 Köln
Tel.:0221/3382-281 Fax.:0221/3382-103
E-Mail: Asyl_in_der_Kirche@compuserve.com


Pressemitteilung

Köln, den 14. März 2000

 

Abschiebung der prominenten Sprecherin des Wanderkirchenasyls - Fatma Bag - ausgesetzt!
Ihre Familie wurde in die Türkei abgeschoben!

Liebe Redaktionen, liebe Journalisten und Journalistinnen,

12.00 Uhr Düsseldorfer Flughafen: Per Eilantrag konnte sprichwörtlich in letzter Minute die Abschiebung der Wanderkirchenasyl-Aktivistin verhindert werden. Kurz vor dem Start der rumänischen TAROM-Maschine nach Istanbul teilten ihr BGS-Beamte im Flugzeug mit, Fatma Bag könne in der Bundesrepublik bleiben. Jedoch ihr Mann und ihre Kinder würden abgeschoben. Sie könne aber mit ihrer Familie freiwillig ausreisen. Das Aachener Verwaltungsgericht hatte kurz vorher den Eilantrag von Fatma Bag positiv entschieden. Dieser Schutz galt nicht für ihren Mann Seyit und die Kinder, Zoehre (20 Jahre) und Vahap (17 Jahre). Sie wurden abgeschoben. Fatma Bag verließ verzweifelt das Flugzeug.

Wir sind froh, dass die Gefährdung von Fatma Bag in der Türkei, durch ihr Engagement im Wanderkirchenasyl (WKA) in Nordrhein-Westfalen vom Aachener Verwaltungsgericht ernst genommen wurde. Umso beunruhigender ist die Abschiebung der anderen Familienmitglieder, die ebenfalls an der Protestaktionen Wanderkirchenasyl beteiligt waren. Wir wissen, dass sich die türkischen Behörden für das Wanderkirchenasyl als Ganzes interessieren.

Das Wanderkirchenasyl ist auch in der Türkei "berühmt" geworden.
Nicht nur in den türkischen Medien, z.B. den Tageszeitungen Sabah und Hurriyet, sondern auch offiziell, wie ein Protokoll aus dem Staatssicherheitsgericht Diyarbakir beweist, wird behauptet, das Wanderkirchenasyl sei eine Aktion der PKK. Die Erfahrung mit Yusuf Demir, einem anderen Teilnehmer des Wanderkirchenasyls, der Mitte Januar abgeschoben wurde, bestätigt diese Befürchtung. Herr Demir wurde wiederholt verhaftet, misshandelt und gezielt durch Vorlage von Fotos nach Teilnehmern des Wanderkirchenasyls befragt.
Die kurdischen Flüchtlinge im Wanderkirchenasyl haben immer wieder auf Veranstaltungen, Demonstrationen, in Gottesdiensten und Kundgebungen die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei kritisiert und angegriffen. Sie haben öffentlich und mit ihrem Namen gegen den Krieg des türkischen Militärs gegen die kurdische Bevölkerung Stellung bezogen.

Die Rechtsanwältin Eren Keskin vom Türkischen Menschenrechtsverein (IHD) kritisiert mögliche Abschiebungen von Teilnehmern des Wanderkirchenasyls: "Diese Menschen sind einer besonderen Gefährdung ausgesetzt, denn in der Türkei wird in der Presse über sie berichtet. Diese Aktivitäten werden dahingehend bewertet, daß sie sich gegen die Türkei richten und sie herabsetzen. Sie alle sind in Folge dessen gefährdet."

Das Ökumenische Netzwerk, sowie die Kampagne "kein mensch ist illegal" werden versuchen, mit der Familie Bag in der Türkei Kontakt herzustellen. Zur Stunde müssen wir allerdings befürchten, dass sie unmittelbar nach der Ankunft in Istanbul festgenommen werden.
Wir halten Sie gerne auf dem Laufenden und würden uns sehr freuen, wenn Sie über das Schicksal der Familie Bag berichten würden.
Mit freundlichen Grüßen

Gabriele Spieker
Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche in NRW e.V.


Ökumenisches Netzwerkin der Kirche in NRW e.V.
Asyl in der Kirche/NRW
Kartäusergasse 9-11
50678 Köln
Tel.:0221/3382-281 Fax.:0221/3382-103
E-Mail: Asyl_in_der_Kirche_@compuserve.com