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Bremen, den 20. März 2000
Betr. : Dringende Pressemitteilung Kurdischer Familienvater Halil Keskin akut von Abschiebung bedroht !!! Der 26-jährige kurdische Familienvater Halil Keskin, der seit dem 19. Februar 2000 in Abschiebehaft in der Neuen Vahr/Bremen sitzt, befindet sich augenblicklich nach einem verzweifelten Selbstmordversuch in fachärztlicher Behandlung des Krankenhaus Ost. Als er erfahren hatte, daß er am 22. März abgeschoben werden soll, entschied er sich entmutigt zu diesem Schritt, nachdem er schon vorher mehrmals den Behörden mitgeteilt hatte, daß er sich lieber umbringen würde als in die Türkei zurückzukehren. Seine Frau und seine Kinder wenden sich nun mit größter Besorgnis an die Öffentlichkeit, um die Ungerechtigkeit, die ihrer Familie widerfahren ist, aufzudecken. Aysel Aktas und Halil Keskin sind seit 5 Jahren nach islamischen Recht verheiratet und Eltern von 2 minderjährigen Kindern (3 1/2 Jahre und 9 Monate), die in Deutschland geboren sind. Da Halil Keskin immer wieder aufgrund seines Flüchtlingsstatus von Abschiebung bedroht war, hatten die beiden sich 1999 entschlossen, nochmals nach deutschem Recht zu heiraten, um weiterhin als Familie zusammenleben zu können - unbehelligt von den Entscheidungen der deutschen Behörden bezüglich seines Asylverfahrens. Diese Eheschließung wurde aber durch den Eingriff der Ausländerbehörde Osterholz-Scharmbeck unmöglich gemacht. Einen Tag vor der Heirat veranschlagte die Ausländerbehörde die Abschiebung des seit ca. 10 Jahren in der BRD lebenden Flüchtlings, so daß Halil Keskin gezwungen war in die Illegalität abzutauchen. Ein Jahr lang lebte er mit illegalem Status bei seiner Frau und seinen Kindern und sie versuchten vergeblich, eine Möglichkeit zu finden, als Familie geschützt und offiziell weiterzuleben. Die nötigen Heiratspapiere sind mittlerweile verjährt und eine Eheschließung konnte in der Zwischenzeit nicht verwirklicht werden, da sich Halil Keskin illegal in der BRD aufhielt. Dennoch versuchten Halil und Aysel neue Papiere zu besorgen und sich um eine erneute Duldung für Halil K. bei den Behörden zu bemühen. Die Verhaftung vor einem Monat hatte ihr Bemühen um einiges erschwert. Die notwendigen Papiere sind mittlerweile auf dem Weg nach Deutschland und eine Eheschließung wäre auch jetzt noch möglich, würde die Ausländerbehörde in Osterholz-Scharmbeck nicht darauf bestehen, Halil Keskin am Mittwoch abzuschieben. Abgesehen davon, daß die Kinder ein Recht auf eine intakte Familie mit beiden Elternteilen haben und hier eine Ehe gnadenlos auseinandergerissen wird, ist Halil Keskin als kurdischer, politisch aktiver Flüchtling bei einer Abschiebung gefährdet, direkt bei seiner Ankunft in der Türkei inhaftiert zu werden. Seine Familie ist dem türkischen Geheimdienst als aktive Unterstützer der PKK bekannt, ein Bruder nimmt seit 1993 am Guerillakampf teil, ein anderer jüngerer Bruder verbrannte sich 1997 aus Protest gegen den schmutzigen Krieg in Türkei-Kurdistan und weil er keine Lebensperspektive mehr für sich und seine Familie finden konnte. Nahezu die gesamte Familie Keskin flüchtete vor den Repressalien der türkischen Armee- und Sicherheitskräfte ins Ausland. Nach Halil und einem weiteren Bruder wird seit langem gefahndet, was offizielle Dokumente aus der Türkei belegen, die das Verwaltungsgericht hingegen für unerheblich erklärt und behauptet, daß es sich hierbei hauptsächlich um den Entzug vor dem abzuleistenden Militärdienst handelt, der als Asylgrund in der BRD nicht anerkannt wird. Die Abschiebung in die Türkei stellt eine Bedrohung für Leib und Leben von Halil Keskin dar. Dies drückt sich nicht zuletzt darin aus, daß er den Freitod einer unfreiwilligen Rückkehr vorzieht. In den letzten Wochen haben sich mehrere kurdische Flüchtlinge, vor allem Kriegsdienstverweigerer, in der Abschiebehaft das Leben genommen. Aysel Aktas und ihre beiden Kinder fürchten um das Leben des Ehemannes und Familienvaters. |