Presseerklärung
Am Donnerstag Nachmittag, den 23.03.00, drang ein Großaufgebot
der Polizei in die Räume des Kulturzentrums Kurdistans ein.
Sie nahmen 34 Menschen, die sich im Kulturzentrum versammelt hatten,
fest; sie nahmen sie in polizeiliches Gewahrsam und behandelten
sie erkennungsdienstlich. Bis auf zwei Personen wurden die Personen
im Laufe des Abends und der Nacht wieder frei gelassen. Gegen zwei
immer noch inhaftierte Personen wurde ein Haftbefehl ausgestellt.
Bei der einen Person sollen die Ausweispapiere nicht In Ordnung
sein, bei der anderen Person, Galat Kesbir, soll es sich um einen
PKK-Funktionär handeln, dem allein wegen der angeblichen Zugehörigkeit
dieser Partei pauschal unaufgeklärte Straftaten zur Last gelegt
werden. Berichte wie die im Mannheimer Morgen ("PKK-Funktionär
im Netz der Polizei") sind tendenziös und stellen eine
schlimme Vorverurteilung dar. Wir weisen Darstellungen, die unseren
Verein in ein terroristisches oder kriminelles Umfeld stellen, ganz
entschieden zurück.
Wir verurteilen scharf diesen polizeilichen Überfall auf unser
Kulturzentrum. Seit Jahren bemüht sich unser Verein darum,
einen offenen und friedlichen Dialog mit den deutschen Behörden.
Mit aller Macht wenden wir uns gegen Bestrebungen, unseren Verein
und unsere Mitglieder neuerlich zum Gegenstand polizeilicher Ermittlungen
zu machen.
Wir verurteilen diesen polizeilichen Überfall, der offensichtlich
von "außerhalb" an die Mannheimer Polizei herangetragen
worden ist und den innerministeriellen Segen erfahren hat, aber
auch deshalb, weil er gegen die Bemühungen der kurdischen Seite
für eine politische und friedliche Lösung im kurdisch-türkischen
Konflikt gerichtet ist.
Die am 23.03. im Kulturzentrum Kurdistan verhafteten Menschen beteiligten
sich an einer Diskussionsveranstaltung, in der über die Lage
in Türkei und Kurdistan und über politische Lösungsmöglichkeiten
des Konflikts beraten wird. Die Veranstaltung wurde geleitet von
dem bekannten kurdischen Journalisten Ali Aktes. Es beteiligten
sich u.a. Vertreter von verschiedenen Organisationen an der Diskussion.
Veranstaltungen dieser Art werden zur Zeit in den meisten kurdischen
Vereinen durchgeführt. Für einen Friedensprozess halten
wir die Durchführung solcher Veranstaltungen für unbedingt
notwendig. Die am 23.03. durchgeführte Polizei-Razzia ist die
praktische Kriminalisierung solcher Bemühungen. Warum?
Hier müssen wir die Frage stellen, ob sich bundesdeutsche
Behörden mit ihrem rigorosen Vorgehen gegen kurdische Menschen
und Einrichtungen nicht zum Komplizen einer türkischen Regierung
machen, die sich nach wie vor einer friedlichen Lösung des
Krieges in Kurdistan verweigert und gravierende Menschenrechtsverstöße
begeht. Interessanterweise befand sich am Tage der Razzia der türkische
Innenminister Sadettin Tanten In Deutschland. War die Razzia möglicherweise
eine Gefälligkeitsaktion?
Wir fordern die Freilassung der beiden verhafteten Personen!
Mannheim, 25. März 2000
Vorstand des Kulturzentrums Kurdistans e.V.