Freiheit für Abdullah Öcalan - Frieden für Kurdistan!


Am 15. Februar 1999 wurde der Parteivorsitzende der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und kurdischer Führer Abdullah Öcalan in die Türkei entführt. Durch seinen hartnäckigen Kampf ist es ihm gelungen, die kurdische Frage von einer regionalen zu einer internationalen Frage zu entwickeln und auf die Agenda der Parlamente und Regierungen der westlichen Staaten zu bringen; auch ist es ihm gelungen innerhalb der kurdischen Gesellschaft einen kulturellen und sozialen Prozess in Bewegung zu setzen. So konzentrierte sich Öcalan vor allem auf die Frauenfrage, die er als Maßstab für gesellschaftliche Demokratisierung sieht. Folglich hat die Frauenfrage innerhalb des Nationalen Befreiungskampfes dazu geführt, dass immer mehr Frauen sich aktiv und mit weiblichem Selbstbewußtsein engagieren.

Als Schlüssel für Frieden und der Demokratie in der Türkei ist Herr Öcalan von unausweichlicher Bedeutung. Nach 16 Monaten Isolationshaft und unter den besonderen Haftbedingungen hat sich sein Gesundheitszustand verschlechtert und wird gefährliche Ausmaße annehmen, falls keine Veränderungen seiner Lebensumstände herbeigeführt werden. Diese Entwicklung ist den Kurden Anlass zu großer Sorge.

Mit seinem Friedens- und Versöhnungsaufruf nach seiner Verschleppung auf die Gefängnisinsel Imrali hat Öcalan die Fortsetzung des Krieges und weiteres Blutvergießen verhindern können. Für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben von Kurden und Türken verfasste er das "Konzept der Demokratischen Republik", welches heute zu positiven Reaktionen innerhalb der türkischen und kurdischen Gesellschaft geführt hat. In Folge seiner Friedensaufrufe begann die PKK ihre bewaffneten Einheiten aus der Türkei zurückzuziehen. Auf ihrem ausserordentlichen Parteikongress im Januar dieses Jahres bestätigte die PKK die Friedensstrategie und verabschiedete das umfangreiche "Friedensprojekt". Trotz zahlreiche unternommener konkreter Schritte erfuhr die kurdische Seite keine ernsthafte und positive Resonanz vom türkischen Staat.

Im Gegenteil, der türkische Ministerpräsident Bülent Ecevit hat während seiner Besuche in den vergangenen Tagen in der norwegischen Hauptstadt Oslo und der kurdischen Stadt Diyarbakir erneut bestritten, dass es eine kurdische Frage gebe. Dies ist die klassische türkische Politik der Verleugnung und Vernichtung der Kurden. Bis heute stehen die meisten kurdischen Orte noch immer unter Ausnahmezustand (OHAL). Dies ist Ausdruck eines Systems, in dem Willkür und Gewalt vorherrschend sind. Aus diesem Grund sind kurdische Publikationen verboten. Auch die Tätigkeit von Menschenrechts- und Kulturvereine wird verhindert. Vergewaltigung und sexuelle Gewalt gegen Frauen wird staatlicherseits als eine Methode zur Zerstörung eingesetzt.

Aufgrund des EU-Kandidatenstatus der Türkei liegt die Schaffung eines türkisch-kurdischen Friedens auch im Verantwortungsbereich der EU. Denn für die Aufnahme als Vollmitglied in die EU sind der Türkei Bedingungen gesetzt worden wie z.B. die Erfüllung der Kopenhagener Kriterien und die Durchsetzung der europäischen Standards für Demokratie und Menschenrechte.
In der Überzeugung, dass wahrer Frieden und Demokratie im 21. Jahrhundert nur durch die aktive Beteiligung der Frauen in allen Bereichen erreicht werden können, rufen wir, allen voran die Kurdinnen und Türkinnen sowie alle anderen Frauen zur Solidarität auf.


Front der Freien Frauen Kurdistans (EJAK)
15. Juni 2000