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Berlin, 17. Juli 2000


An die Redaktionen:
Aktuelles / Ausland / Mittlerer Osten / Türkei / Kurdistan

  • KDP und PUK bereitet sich auf einen Krieg gegen die PKK vor
  • PKK ruft erneut südkurdische Organisationen zum Dialog auf


Seit mehreren Wochen sind Anzeichen vorhanden, dass seitens des türkischen Militärs, der PUK und KDP, ein umfassender Angriff gegen die PKK-Einheiten in Südkurdistan (Nordirak) unmittelbar bevorsteht. Deshalb veröffentlichte am 17. Juli 2000 der Präsidialrat der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) eine Erklärung, welche auf diese Entwicklung eingeht. Auf Grund der Aktualität geben wir sie im folgenden ungekürzt und in deutscher Übersetzung wieder:

"An unser Volk und an die Öffentlichkeit

In einer Zeit, in der sich die Menschheit weltweit bemüht, ihre Probleme mittels politischem Dialog in Frieden zu lösen und sich diesbezüglich wichtige Entwicklungen vollzogen haben, beginnt in Kurdistan eine kriegerische Atmosphäre Oberhand zu gewinnen. Dass eine solche Situation nach den Washingtoner Gesprächen zwischen KDP (Demokratische Partei Kurdistans) und PUK (Patriotische Union Kurdistans) eintritt, ist nicht unbedeutend. Dass nach solchen Gesprächen und anderen vergleichbaren Auslandsreisen immer wieder innere Auseinandersetzungen stattfanden, ist mittlerweile bekannt. Die Entwicklung von solchen Beziehungen auf internationaler Ebene fördert die Lösung der kurdischen Frage nicht, sondern vertieft auf dem Wege von inneren Auseinandersetzungen die Probleme. Von Beziehungen, die nicht alle kurdischen Kräfte umfassen und die kein Bündnis zwischen den Kurden selbst zum Ziel haben, kann kein anderes Ergebnis erwartet werden. Das Resultat des letzten Besuches in Amerika scheint sich nicht von dem vorherigen zu unterscheiden. Auch dieses mal haben die PUK und KDP unter dem Vorwand, eine Lösung für den Irak zu erarbeiten, Vertreter nach Washington entsendet. Um nach Gesprächen untereinander, wie auch mit US-Vertretern, mit einem Plan der inneren Konfrontation zurückzukehren. Noch bevor die Delegationen überhaupt zurückgekehrt sind, haben beide Organisationen eine aggressive Position gegenüber der PKK eingenommen.
In den vergangenen zwei Wochen hat die KDP mehrmals unsere Volksverteidigungskräfte angegriffen. Bei diesen erzwungen Gefechten waren auf beiden Seiten annähernd 70 Tote und Verletzte in der gleichen Höhe zu beklagen. Auch die PUK entwickelte eine ähnliche aggressive Haltung. So führte sie gegen Stellungen unserer Volksverteidigungskräfte fünf Angriffe durch. Zudem hat sie 20 Genossen, die im zivilen Arbeitsbereich tätig waren, festgenommen und zwei PKW beschlagnahmt. Des weiteren hat die PUK in der Region, wo sich unsere Volksverteidigungskräfte befinden, ihre Kräfte zusammengezogen und in Angriffsstellung gebracht. Nach zuverlässigen Informationen hat sie für einen eventuellen Krieg vom türkischen Staat, eine große Anzahl an Waffen, Munition und anderweitige militärische Unterstützung erhalten. Nun zeichnen sich auch Gefechte zwischen den beiden Organisationen ab, die in Südkurdistan die PKK angreifen.
Unsere Partei hält unbeirrt an ihrem Standpunkt fest, alle kurdischen Organisationen von der Schaffung eines kurdischen Friedens und von der Lösung der vorhandenen Fragen mittels des politischen Dialoges zu überzeugen. Vor allem seit einem Jahr hat diesbezüglich unsere Partei ihre Bemühung verstärkt. Von der Realität ausgehend, dass innere Auseinandersetzungen die Lösung der Probleme noch mehr erschweren, begegnete sie dem neuen Jahrhundert mit dem Verständnis von einer friedlichen Lösung. In dieser Hinsicht hat sie sich mehrfach öffentlich mit einem Aufruf an die KDP und PUK gewandt, dementsprechende Noten verschickt und Vermittler eingeschaltet. Jedoch blieben die lösungsorientierten Bemühungen unserer Partei für einen Frieden von den oben genannten Kräften unbeantwortet. Im Gegenteil wurden diesen mit Angriffen begegnet. In einer Situation, in welcher das internationale Komplott weiterhin andauert, haben die beiden Organisationen das Komplott gestärkt. Gemäß den Absichten der internationalen und regionalen Hegemonialkräfte, haben sie eine ihnen aufgetragene Rolle zur Liquidierung der PKK übernommen. Dennoch haben sich unser Vorsitzender und unsere Partei außerordentlich bemüht, diese Kräfte von ihrer zu verurteilenden Haltung abzubringen.
Weiterhin wird versucht, den Freiheitskampf unseres Volkes mittels eines internationalen Komplotts zu liquidieren. So werden Intrigen gegen den Vorsitzenden APO, seine Partei und das Volk geplant und durchgeführt. Um das oben genannte Ziel zu erreichen und unsere Partei zu spalten, werden die Angriffe auf psychologischer, ideologischer und physischer Ebene verstärkt. Um unsere Revolution zu liquidieren, werden nun innere Kämpfe auf die Tagesordnung gesetzt. Unsere Partei hat diese im Rahmen des internationalen Komplottes entwickelten Angriffe dadurch beantwortet, dass sie ihren Freiheitskampf mit Entschlossenheit weiterentwickelte. Nun wird sie mit der Kraft, welche sie von ihrem Volk und Freunden erhält, ihr Freiheitsanliegen verteidigen und ohne Zugeständnisse auf diesem Weg weiter voranschreiten. Wie hoch auch der Preis sein sollte, auch wenn dies einen großen Krieg bedeutet, so werden wir alles für die Freiheit geben. Auch wenn wir hier unsere Entschlossenheit zum Kampf zum Ausdruck gebracht haben, so rufen wir an dieser Stelle die KDP und PUK zum letzten Mal dazu auf, ihre Angriffe einzustellen und die Probleme mittels Dialog in Frieden zu lösen.

An das patriotische kurdische Volk!
Heute befinden sich alle kriegerischen Kräfte im Angriff gegen den Vorsitzenden APO und seine Partei, um eure Zukunft zu vernichten. Lasst nicht zu, dass die kollaborierende kurdische Rückständigkeit, welche im Dienste derjenigen Kräfte steht, die euch eurer Freiheit berauben und euren Freiheitskampf schwächen wollen, mittels innerer Auseinandersetzungen unserem Freiheitsanliegen schadet. Erhebt euch, indem ihr euch um den Vorsitzenden APO und eurer Partei noch stärker vereint. Haltet die Fahne des Kampfes hoch gegenüber Verrat und Kollaboration.

An die Öffentlichkeit!
Der Freiheitskampf des kurdischen Volkes sieht sich einem großen Angriff ausgesetzt. Die Herrschenden haben die verräterischen und kollaborierenden Kräfte zum Angriff aktiviert, um nun doch noch zum Erfolg zu gelangen. Diese Kräfte beabsichtigen die Niederlage für den Kampf unseres Volkes um ein freies Leben in einem demokratischen System herbeizuführen. Es ist an der Zeit, dass sich alle gegen diese Angriffe stellen und dass unser Volk seine Probleme mittels politischem Dialog in Frieden löst. Die fortschrittliche Menschheit, jeder der für Demokratie und Menschenrechte eintritt, kann gegenüber diesen Entwicklungen nicht schweigen. Die Unterstützung des Freiheitsanliegens unseres Volkes zu unterstützen ist hierfür die minimalste Voraussetzung. Auf dieser Grundlage rufen wir Sie dazu auf, sich gegen das internationale Komplott zu stellen und das Freiheitsanliegen unseres Volkes zu unterstützen.