Berlin, 21. Juli 2000
An die Redaktionen:
Aktuelles / Ausland / Mittlerer Osten / Türkei / Kurdistan
Seit über einer Woche wird die PKK von verschiedenen
Kreisen beschuldigt, 30 Guerillakämpfer gefangen gehalten
und zum Tode verurteilt zu haben. Zu den Vorwürfen hat
der Europavertretung der PKK am heutigen Tag erneut eine schriftliche
Erklärung veröffentlicht. Im folgenden dokumentieren
wir die Erklärung in deutscher Übersetzung:
"Wir laden ALLE nach Süd-Kurdistan ein, die
den "Wahrheitsgehalt" der gegen unsere Partei geführten
Verleumdungskampagne überprüfen möchten!"
"Seit einiger Zeit wird gegen unsere Partei eine Verleumdungskampagne
geführt, die sich in verschieden Presseorganen mit völlig
haltlosen Beschuldigungen ausdrückt. Es ist kein Zufall,
dass solche Angriffe erfolgen, nachdem unsere nationale Führung,
der Vorsitzende APO, mit seinem Vorstoß die Möglichkeiten
für eine friedlichen Lösung der kurdischen Frage
aufgezeigt hat. Auch ist es nicht verwunderlich, dass diese
Angriffe erfolgen, nachdem unsere gesamte Partei diesen Kurs
unterstützt und in diese Richtung entsprechende Schritte
unternommen hat. Spätestens nach den diesjährigen
Newrozfeierlichkeiten wurde deutlich, dass auch unser Volk
diesen Lösungsweg mit großer Begeisterung annahm
und das mit seinen Forderungen nach einer demokratischen Lösung
und nach Frieden ausdrückte.
Aus diesem Grund bewertet unsere Partei diese Angriffe als
gegen die sich unter schwierigen Bedingungen entwickelnden
Friedensschritte gerichtet. Trotz der von unterschiedlichen
Kräften in Form von Desinformations- und Verleumdungskampagnen
geführten Angriffe, die auf unsere Vernichtung zielen,
und trotz aller Schwierigkeiten wird unsere Partei und unser
Volk am Frieden und an einer demokratischen Lösung festhalten
und diese weiterentwickeln.
Insbesondere in Verbindung mit der neuesten Verleumdungskampagne
halten wir es für notwendig die Öffentlichkeit aufzuklären:
Am 19 Mai 2000 hat sich eine Gruppe von 20 Personen, beeinflußt
und manipuliert von zwei Personen, deren Eigenschaften und
Persönlichkeiten uns wohlbekannt sind, aus unseren Reihen
entfernt.
Deren Flucht, ferner die Aggressionen aus allen Richtungen
gegen den von unserer Partei erklärten Waffenstillstand
sowie die gleichzeitigen Angriffe auf unsere, sich lediglich
in einer Verteidigungsposition befindlichen Volksverteidigungskräfte,
die an die Linie der friedlichen demokratischen Lösung
gebundenen sind, erscheinen nicht zufällig. Die Tatsache,
dass unmittelbar nach der Flucht dieser Gruppe eine auf Lügen
gestützte Diffamierungskampagne entwickelt wurde, zeigt,
dass diese Angriffe das Resultat einer gezielten Beeinflussung
und gemeinsamen Absicht sind.
Speziell die sich in Europa befindlichen Drahtzieher und
ihre Ziele sind unserem Volk genausten bekannt. Es ist leider
zu beobachten, dass sich auch manche Personen, die sich als
Freunde des kurdischen Volkes verstehen, von diesen Leuten
beeinflussen lassen und ihnen ihr Ohr leihen, und dass einige
von ihnen sich sogar an deren Aktionen beteiligen.
Der Inhalt dieser Veröffentlichungen entspricht in keiner
Weise der Wirklichkeit, entbehrt jeglicher glaubhafter Beweise
und stellt vor allem eine Respektlosigkeit vor dem seit Jahren
geführten Befreiungskampfes des kurdischen Volkes dar.
Die Behauptungen, dass Dutzende Personen geflohen wären,
und dass angeblich diejenigen, denen die Flucht misslungen
sei, von unser Partei gefangen gehalten und unter Todesstrafe
gestellt worden seien, entspricht in keiner Weise der Wahrheit.
In Bezug auf die desertierte Gruppe haben die von unserer
Partei bevollmächtigten Organe eine Erklärung an
die Öffentlichkeit abgegeben. Informationen und Veröffentlichungen,
die darüber hinausgehen, sind nur weitere Provokationsversuche.
Darüber hinaus bezweckt diese Kampagne, die Familien
unserer Gefallenen und der sich gegenwärtig in unseren
Reihen befindlichen GenossInnen unter Druck zu setzen und
sie zu beeinflussen. Unsere Familien lassen sich jedoch weder
von solchen Lügen überlisten, noch wird das in Zukunft
geschehen.
Diejenigen, die die Wahrheit erfahren wollen, die wirkliche
Freunde des kurdischen Volkes sind, sollen die Erklärungen
unserer Partei zur Grundlage nehmen. Außerdem werden
Erklärungen unserer GenossInnen, die in der "Liste"
namentlich benannt werden, nacheinander in der Presse Stellungnahmen
abgeben und somit die Lügen entlarven. Die Veröffentlichungen
in der Zeitung Özgür Politika werden weitergeführt;
darüberhinaus werden unsere Genossen auch über das
Fernsehen diesen Lügen entgegentreten.
WIR RUFEN DIEJENIGEN PERSONEN UND INSTITUTIONEN AUF, DIE
SICH VON DIESER KAMPAGNE TÄUSCHEN LIEßEN UND SOMIT
IN DIESEM SCHWEREN TAGEN UNSEREM VOLK KEINE FREUNDSCHAFTLICHE
HALTUNG ENTGEGENGEBRACHT HABEN, IN KÜRZESTER ZEIT EINE
DELEGATION NACH SÜDKURDISTAN ZU ORGANISIEREN, UM SICH
VON DER WIRKLICHKEIT SELBST ZU ÜBERZEUGEN. WIR WERDEN
DIESER DELEGATION JEDE MÖGLICHKEIT BIETEN, UND IHR EINE
ZUSAMMENKUNFT MIT UNSEREN GENANNTEN GENOSSEN ERMÖGLICHEN.
Eines jedoch sollte richtiggestellt werden: Es ist unsere
Pflicht und unser legitimes Recht als Organisation, die während
des Existenzkampfes unter Zahlung eines hohen Preises durch
das Volk geschaffen wurde, die Errungenschaften unseres Volkes,
allen voran seine Organisierung, unter jeder Bedingung zu
verteidigen und zu schützen.
Weiterhin möchten wir an dieser Stelle bekannt geben,
dass wir entschlossen sind, in Phasen, in denen wir, wie gerade
jetzt, Angriffen aus allen Richtungen und in vielfältiger
Form ausgesetzt sind, alle uns zustehenden ideologischen,
organisatorischen und politischen Möglichkeiten dafür
einzusetzen, um unser Volk und uns selbst zu schützen.
Die demokratische Öffentlichkeit, vor allem diejenigen,
die sich als Freunde des kurdischen Volkes verstehen, rufen
wir dringend dazu auf, wachsam zu sein, insbesondere hinsichtlich
Provokationen gegen unseren Friedensprozess durch Personen
und Kreise, die weiterhin ihre Hoffnung in die Weiterführung
des Krieges setzen."