Berlin, 26. Juli 2000
An die Redaktionen:
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Die Europavertretung der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)
hat sich am heutigen Tag erneut mit einer schriftlichen Erklärung
im Bezug auf die Angriffe der letzten Tage gegen ihre Organisation
an die Öffentlichkeit gewandt. Im folgenden dokumentieren
wir die Erklärung vom 26. Juli 2000 in vollem Wortlaut:
"Das kurdische Volk braucht verantwortungsbewußte
Freundschaft und Aufmerksamkeit !"
"An die Öffentlichkeit
Schon seit längerem werden, ausgehend von Deutschland,
massive Aktivitäten gegen die PKK und unsere nationale
Führung, den Vorsitzenden APO, sowie gegen unsere neue
Politik einer friedlichen Lösung der kurdischen Frage
entwickelt. Nachdem das kurdische Volk in unserem Land und
in der Diaspora deutlich gemacht hat, dass es an seiner Führung
und Partei festhalten will und deren Schritte unterstützt,
blieb denjenigen, die oben genannten Aktivitäten durchführen
keine andere Wahl, als auf Lügen und Desinformation zurückzugreifen.
Der eigentliche Zweck dieser Aktivitäten zeigt sich dadurch,
dass Energie darauf konzentriert wird, sich mit den Angriffen
gegen unsere Partei und unserem Volk zu verbinden. Besonders
deutlich wird das durch die aktuelle Entwicklung in Süd-
Kurdistan.
In der letzten Phase hat man sogar versucht, aus der Desertation
einer kleinen Gruppe aus einer Guerillaarmee von zehntausend
Kämpferinnen und Kämpfern, politisches Kapital zu
schlagen.
Damit sollen die Bemühungen unserer Partei für
eine Lösung der kurdischen Frage und für die Überwindung
der im Verlauf des fünfzehnjährigen Krieges entstandenen
Probleme im Kern erstickt werden, die unsere Partei mit der
Entwicklung eines demokratischen Kampfes für den Frieden
begonnen hat. Diese Bemühungen nutzen sowohl unserem
Volk, als auch dem mittleren Osten und der gesamten Menschheit.
Vor allem werden genau diese Eigenschaften unserer Partei
und unseres Kampfes, die die demokratischste und modernste
Bewegung des kurdischen Volkes ist, zum Angriffsziel gemacht.
Die gegen uns gerichteten Aktivitäten verleumden einen
Kampf, der den kurdischen Menschen wieder zum Leben erweckt,
ihm Identität und Persönlichkeit gegeben und ihm
Mitspracherecht gegenüber der Geschichte und Völkern
der Welt eingefordert hat. Durch die Erklärungen unserer
Partei und einiger unserer Freunde konnte der Zweck der Kampagne
deutlich gemacht werden, die mit lügnerischen Aussagen
wie: "Es gibt keine Freiheit in der PKK" und "Es
sind Freunde verhaftet worden" arbeitet. Damit ist diese
Situation, die für unsere Partei und unser Volk von Anfang
an klar war, auch für die Öffentlichkeit geklärt.
Doch hinsichtlich derjenigen, die - bewusst oder unbewusst
- diese Gegenaktivitäten betreiben, sind manche Punkte
klarzustellen.
Wir hoffen, dass die Ungerechtigkeit und der Irrtum ersichtlich
geworden ist. Wie kann man den Kampf eines Volkes und seiner
Vertreter angreifen, ohne sich auf glaubhafte und seriöse
Informationen zu stützen, sondern sich vielmehr auf Vorwürfe
von Personen zu beziehen, deren Beweggründe im dunklen
liegen. Insbesondere ist uns die Beteiligung von Personen
und Organisationen unverständlich, von deren guten Absichten
wir überzeugt sind und von denen wir ausgehen, daß
sie die Freundschaft des kurdischen Volkes wünschen.
Wenn erklärt wird man nähere sich mit freundschaftlicher
Aufmerksamkeit und aus humanistischen Beweggründen, dann
erwarten wir das auch gegenüber negativen Bestrebungen,
die sich gegen die Friedensbemühungen richten. Im Süden
Kurdistans bereiten sich verschiedene Kräfte zusammen
mit dem türkischen Staat auf einen Großangriff
gegen unsere Guerillakräfte vor. Dies ist eine Situation,
in der es einer schnellen Intervention bedarf. Der Ausdruck
von Freundschaft gegenüber dem kurdischen Volk ist nur
auf diese Weise möglich. Trotz alledem möchten wir
in Anbetracht dieser Entwicklungen glauben, daß deutlich
geworden ist, welche negativen Folgen aus verantwortungslosen
und unbedachtem Verhalten erwachsen können. Wenn daraus
die notwendigen Lehren gezogen werden, kann diese Situation
die Grundlage für spätere positive Entwicklungen
bilden. Deshalb erwarten wir von den Personen und Organisationen,
die in guter Absicht gehandelt haben, dass sie nunmehr eine
aufrichte Haltung gegenüber dem kurdischen Volk einnehmen
und dies öffentlich Erklären.
Sowohl in der Vergangenheit als auch bei den letzten Vorfällen
wurde allerdings deutlich, daß nicht jeder aus guter
Absicht sich so verhalten hat, oder weil er/sie unzureichend
Informiert war. Verschiedenste kurdische bzw. nicht-kurdische
Personen und Organisationen ziehen ihre Existenzberechtigung
aus Angriffen gegen unseren Kampf und unsere Partei. Auch
wenn sie sich noch so sehr als Kurden und Sozialisten bezeichnen
mögen, auch wenn sie noch so sehr betonen, die unterdrückten
Völker verteidigen zu wollen, so sind uns ihre Absichten
und wahren Interessen bekannt. Wie schon früher, erhoffen
sie sich auch heute, aus der Vernichtung unseres Kampfes und
unserer Partei profitieren zu können. Aufgrund der sich
entwickelnden Friedensphase sind sie um ihre Einkommensquellen
besorgt. Deshalb sind die zu allen Angriffen und Beschuldigungen
fähig, seien sie noch so unmoralisch und unvertretbar.
Wir meinen, daß für die sogenannten kurdischen
Führer und Parteien, die seit 25 Jahren keinen einzigen
Beitrag zum Kampf des kurdischen Volkes geleistet haben und
sich nicht mir der Realität ihres Landes und ihres Volkes
vereinen konnten, auch dieses Mal kein Grund zur Freude haben
werden.
Das kurdische Volk hat seine Führung und Partei gewählt.
Deshalb rufen wir die Freunde des kurdischen Volkes auf, aufmerksam
zu sein, um die Absicht der genannten Kreise, die sich gegen
den Frieden und Demokratie richten, zu erkennen. In dieser
Hinsicht rufen wir zu verstärkter Wachsamkeit auf.
Wir möchten unseren patriotischen Volk danken, daß
es wie zu jeder Zeit seine Verbundenheit, Entschlossenheit
und Besonnenheit gegen diesen provokativen Angriffen bewiesen
hat."