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Berlin, 29. Juli 2000


An die Redaktionen:
Aktuelles / Ausland / Mittlerer Osten / Türkei / Kurdistan

Abdullah Öcalan: "Sie spielen gefährlich"

Der Vorsitzende der PKK, Abdullah Öcalan, hat die in letzter Zeit in verschiedenen Presseorganen veröffentlichten Falschmeldungen über ihn und die Partei sowie die Hintergründe des Türkei-Besuchs von Celal Talabani bewertet.

Gestern besuchten die Rechtsanwälte Aysel Tugluk, Hatice Korkut und Dogan Erbas ihren Mandanten Abdullah Öcalan auf der Insel Imrali. Dieser erklärte während des Gespräches: "Die Behauptung, ich hätte die Hinrichtung der von der PKK Desertierten und der angeblich von der PKK Festgenommenen befohlen, entspricht nicht der Wahrheit. Im Gegenteil: Ich denke, daß die Einheit zwischen den Kurden heute wichtiger ist als je zuvor". Er unterstrich die Notwendigkeit, die Urheber dieser Behauptungen und ihre Absichten zu erkennen, und wies mit den folgenden Worten auf die Rolle Deutschlands hin: "Es muß gesehen werden, daß einige europäische Länder, allen voran Deutschland, in dieser Phase diejenigen Gruppen, die von ihnen abhängig sind und sich auf der Grundlage von primitivem Nationalismus entwickeln, für ihre Vorhaben benutzen wollen. Der deutsche Geheimdienst spielte während des internationalen Komplotts eine wichtige Rolle bei meiner Entfernung aus Europa. Deutschland wünscht seit längerem die Liquidation der PKK, die es nicht unter seiner Kontrolle hat. Die PKK verfolgt eine unabhängige Linie. Vor diesem Hintergrund muß die Absicht der Verbreitung dieser Falschmeldungen gesehen und bewertet werden."

Öcalan bemerkte im Bezug auf die Urheber solcher Angriffe und über die jüngste Politik der YNK: "Sie spielen gefährlich" und rief zur Wachsamkeit auf. Der Vorsitzende der PKK unterstrich, daß es zu jeder Zeit unterschiedliche Meinungen geben könne, wichtig sei jedoch, diese in einer Einheit und auf einer dazu passenden politischen Plattform zur Sprache zu bringen. "In einer solch schweren und sensiblen Phase ist es wichtig, die verschiedenen Meinungen beiseite zu legen und in einer gemeinsamen Plattform zusammenzukommen. Sich abseits zu halten, kann zu gefährlichen Resultaten führen," so Öcalan. Er rief alle dazu auf, gegenüber diesen Machenschaften alles in ihren Möglichkeiten stehende zu unternehmen und aufmerksam zu sein.

"Die PUK will den Krieg provozieren"

Den Besuch von Celal Talabani in der Türkei bewertete Öcalan als ein ernsthaftes Zeichen von Gefahr. Der Vorsitzende der PKK wies auf die Möglichkeit hin, daß die KDP und die PUK ihre kriegsprovozierende Haltung verstärken könnten. "Es ist möglich, dass die PUK mit der Unterstützung der Türkei den Krieg weiter anheizen will. Mit dem Besuch von Talabani in der Türkei kann eine leidvolle Phase beginnen, wie im Jahre 1992 der Fall. Je mehr Blut fließt, desto mehr wird Talabani profitieren und zufrieden sein." Weiter sagte er, daß dieser einerseits die PKK dafür kritisiere, daß sie den Kampf um einen autonomen Staat aufgegeben habe, andererseits nehme er die von der PKK Desertierten bei sich auf und gehe zusammen mit der Türkei gegen die PKK vor. Das charakterisiere die Politik von Talabani. Öcalan unterstrich erneut die Notwendigkeit, gegen dieses seit langer Zeit bestehende Politikverständnis die politische Einheit des kurdischen Volkes zu verstärken. Und weiter: "Es ist wichtig, die Pläne derjenigen, die auf der Grundlage von Clanstruktur und Feudalismus für ihren individuellen Profit Politik betreiben, ins Leere laufen zu lassen."