Mezopotamya Kültür Merkezi
Navenda Çanda Mezopotamya
Mesopotamisches Kulturzentrum

Istiklal Cad.
Turhol Is Hani No: 373/2
Beyoglu / Istanbul
Tel 00 90 212 251 85 06-07
Fax 00 90 212 251 86 06


An Presse und Öffentlichkeit

Am 27.7.2000 wurden auf Beschluss des Staatssicherheitsgerichtes Adana zeitgleich in beiden Istanbuler Zweigstellen sowie in unseren Einrichtungen in Izmir und Mersin überfallartige Durchsuchungen durchgeführt. Nach der drei Stunden andauernden außerrechtlichen Durchsuchung in Istanbul wurden insgesamt 32 Personen in Polizeigewahrsam genommen, darunter das Leitungsmitglied unserer Einrichtung, Bülent Turcan, das gesamte sich dort befindende Personal, die Künstler und Künstlerinnen sowie alle sich in der Cafeteria befindenden Gäste, davon drei Kinder. In unserer Zweigstelle in Izmir wurden nach ebenfalls dreistündigen Durchsuchungen zwei Personen festgenommen. Nach dem Überfall am 9.7.2000 auf unsere Zweigstelle in Mersin, bei dem alle sich dort befindenden Personen festgenommen wurden, darunter die Einrichtungsleitung Servat Özkan, die mit drei weiteren Freunden per Haftbefehl ins Gefängnis überstellt wurde, wurde das Gebäude vollständig versiegelt. Am 29.7.2000 wurde die versiegelte Mersiner Zweigstelle erneut überfallen. Ohne die Angabe von Gründen wurde einschließlich unseres Anwaltes niemandem erlaubt, bei der erneuten Durchsuchung anwesend zu sein. Bei dem Überfall wurde während den Durchsuchungen verhindert, zu telefonieren. Trotz unserer Einwände, dass unsere Anwälte das Recht hätten, vor Ort zu sein, wurde die Erlaubnis, sie anzurufen, nicht gegeben.

Es ist ständig die Rede von den Bemühungen, die Normen eines demokratischen und modernen Landes zu erreichen. Das Gerede von den Anstrengungen, die Regierung durchsichtiger zu machen, ist an der Tagesordnung. Zu einer Zeit, in der über die Unnötigkeit von Gewalt gesprochen wird, und darüber, dass alle undemokratischen Handlungsweisen in kürzester Zeit überwunden sein werden, werden Maßnahmen gegen eine Einrichtung wie die unsere, die auf dem Mediensektor aktiv ist sowie kulturelle und künstlerische Veranstaltungen durchführt, eingeleitet. Dabei handelt es sich um Überfälle, bei denen ohne einen Unterschied zu machen zwischen Gästen, Kindern und Personal, ausnahmslos alle festgenommen werden, bei denen ohne jegliche Begründung die Türen einer unserer Zweigstellen versiegelt werden. Diese gegen uns gerichteten Maßnahmen zeugen für eine Türkei, die sich angeblich bemüht, sich der Zeit anzupassen, von einem beschämenden und unglücklichen Zustand. Dagegen protestieren wir und kritisieren diesen Zustand auf das Schärfste. Für die Kontrolle einer auf dem Mediensektor aktiven Einrichtung und die Verfolgung dieser Aktivitäten gibt es eine gesetzlich festgelegte Rechtsprozedur. Im 21. Jahrhundert, an einem Punkt, an dem sich die Gewalt als überholt erweist und ihr kein Wert mehr beigemessen wird, sind antidemokratische, jeder Rechtsgrundlage entbehrende Methoden und die Hinwendung zur Gewalt ein Ausdruck von fehlendem Selbstvertrauen und Schwäche in jeder Hinsicht. Es sollte nicht vergessen werden, dass es keinen sich mit der Gewalt kreuzenden Weg mehr gibt. Denn die Gewalt öffnet lediglich den Weg für die Störung der inneren Ruhe, die Behinderung des inneren Friedens, die Vertiefung des gegenseitigen Misstrauens und die Wiederbelebung einer Atmosphäre von Chaos und Anarchie. Es ist offensichtlich, dass davon nur dunkle Mächte, Banden, dem inneren Frieden entgegenstehende Kräfte profitieren können. Das Vorweisen einer mutigen Haltung aller, die auf der Seite der Demokratie stehen, die in der Demokratie Vorteile sehen, gegen eine auf Gewalt basierende Mentalität wird letztendlich für das Gewinnen oder Verlieren des 21. Jahrhunderts charakteristisch und wichtig sein. Nichts ist so natürlich, wie das Erleben der Annährung von Kulturen von Völkern, die jahrhundertelang eine gemeinsame Geschichte erlebt, sich ein gemeinsames Leben angeeignet und den gleichen Schmerz geteilt haben, sowie die Bereicherung des Lebens durch verschiedene Farben, verschiedene Melodien und verschiedene Gerüche. Diese Annäherung, diese gegenseitige Bereicherung und Verschönerung durch Unterschiedlichkeiten ist das Bedürfnis nach Demokratie und Geschwisterlichkeit. Auch wenn tausend Jahre vergehen, dies ist der Punkt, der früher oder später erreicht werden wird. Für die Türkei ist endlich die Zeit gekommen, die Mauern der Angst einzureißen und mutige Schritte zu unternehmen. Diese Art der Orientierung behindert und verzögert jedoch die Entwicklung und ist der Grund für das Misstrauen in der inländischen Öffentlichkeit sowie den Wertverlust in der ausländischen Öffentlichkeit. Während auf der einen Seite von Europäischer Union, Freiheit der Sprache, muttersprachlichem Unterricht und Gedankenfreiheit gesprochen wird, stellen auf der anderen Seite außerrechtliche Überfälle, unbegründete Festnahmen, das Nicht-Ertragen-Können kleinster Fortschritte, die Angriffe nach allen Seiten mit dem paranoiden Separatismussyndrom, eine Ausweglosigkeit, ein Handicap dar. Für inneren Frieden und Ruhe, die Öffnung zur Demokratie, die Etablierung von Normen wie in den entwickelten modernen Ländern spielen Gründungen wie das MKM eine lebenswichtige Rolle. Kultur und Kunst sind der Schlüssel zur Befriedung der Völker. Kultur und Kunst geben die Gelegenheit, die seit Jahren erlittenen Schmerzen zu beenden. Diese Gelegenheit zu nutzen und mit Sorgfalt zu entwickeln, ist ein Muss. In dieser Periode, in der versucht wird, die Wunden zu schließen, die Wunden erneut zum bluten zu bringen, bedeutet, dass alle verlieren werden. Wir wollen unseren Glauben an die Überlegenheit und Gültigkeit von Recht in der Türkei bewahren. Wir wollen nicht, dass unsere Hoffnung auf Demokratisierung zerstört wird. Wir wollen, dass die Repressionen beendet werden, dass die Provokationen und Aufstachelungen aufhören, dass die Anschuldigungen gegen unsere Einrichtung, die außer kulturellen und künstlerischen Arbeiten keine weiteren Zwecke verfolgt, die hass- und racheerfüllte Haltung gegen uns ein Ende finden. Wir betonen, dass wir unsere beständigen Bemühungen für eine Demokratisierung nicht aufgeben werden. Wir rufen alle demokratischen, intellektuellen und künstlerischen Menschen dazu auf, aufmerksam zu sein und laden alle Menschen dazu ein, an unserem Kampf für Demokratie teilzuhaben.

Mezopotamya Kültür Merkezi A.
im Namen der Künstlerinnen, Künstler und Mitarbeitenden