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TÜRKEITAG AUF DER EXPO IN HANNOVER

Türkei hindert den Bürgermeister der von Überflutung bedrohten kurdischen Stadt Hasankeyf, Herrn Vahab Kusen, an der Teilnahme am offiziellen Türkeitag der EXPO in Hannover

Das Stadtoberhaupt der im Osten des Landes liegenden Stadt Hasankeyf und Mitglied der türkischen "Partei des rechten Weges" (Tansu Ciller) wollte am Türkeitag der EXPO am 19. September IN Hannover teilnehmen, um auf die Tatsache hinzuweisen, daß die einzige in Obermesopotamien noch erhaltene 10 000 Jahre alte antike Stadt durch den geplanten Bau des Ilisu-Staudammes durch Überflutung vernichtet und ihre Bewohner bei dieser Gelegenheit vertrieben werden sollen.

Der Maßnahme eines der größten Staudammprojekte der Welt hätte auch zur Konsequenz, daß neben der Vertreibung von insgesamt 400 00 Menschen unersetzliche Kuturgüter der Zivilisationsgeschichte der Menschheit unrettbar verloren gingen.

Der ILISU Staudamm, gegen dessen Bau sich die Weltbank ausgesprochen hatte, dem inzwischen eine weltweite Kampagne ein entschiedenes NEIN entgegensetzt, wurde inzwischen auch vom entwicklungspolitischen Ausschuß des britischen Unterhauses abgelehnt, dessen Regierung sich wie die Berliner Koalition mit dem Gedanken der dafür bestimmten Gewährung von (Hermes) Bürgschaften beschäftigt.

Der Bürgermeister von Hasankeyf, Vahab Kusen, war für den kommenden Montag auch zu einem offiziellen Gespräch ins Auswärtige der Bundesrepublik Deutschland sowie zur Teilnahme an einer Pressekonferenz eingeladen, wo er seinen Protest und seine Bedenken gegen die geplante Hermes-Bürgschaft der rot-grünen Koalition in Höhe von 150 Millionen US-Dollar ausdrücken wollte.

Ungeachtet auch dieser förmlichen Einladung wurde der Bürgermeister durch massiven Druck seiner Partei und des Kultusministeriums der Türkei an der Reise gehindert.

Im Frühjahr 2000, anläßlich einer damaligen Intervention des Bürgermeisters der bedrohten Stadt bei der UNESCO in Paris, hatten Morddrohungen den Bürgermeister zum sofortigen Abbruch seines Besuchs veranlaßt.

Der Umgang der offiziellen Türkei mit den menschenrechtlichen und ökologischen Anliegen demokratisch legitimierter Kommunalvertreter wirft ein äußerst negatives Licht auf die Qualität des Anbindungsprozesses der EU an die Türkei und trägt dazu bei, die Finanzierung geplanter Megaprojekte durch die Bundesregierung, - bei der die kurdischen Gebiete der Türkei eine Überflutung in der räumlichen Dimension der Größe der Schweiz erfahren sollen, entschieden zu diskreditieren.

Die deutsche Kampagne "Rettet Hasankeyf" wird getragen von medico international WEED (Bonn), dem Naturschutzbund Deutschlands (NABU), den Internationalen Ärzten zur Verhinderung des Atomkries (IPPNW), dem European Rivers Network (ERN) sowie dem Verband der kurdischen Studentinnen und Studenten in Deutschland.

K.M.


Für Interviews und Hintergrundinformationen steht Hans Branscheidt zur Verfügung. Tel. 0177 7321200