Internationale Initiative Freiheit für Abdullah Öcalan - Frieden in Kurdistan
Internationales Koordinationsbüro
Postfach 100511
50445 Köln
Telefon: 0221 1301559 Fax: 0221 1393071
E-Mail: info@freedom-for-ocalan.com
URL: www.freedom-for-ocalan.com

20.08.2000

 

An die Redaktionen In- und Ausland / Türkei / Mittlerer Osten / Kurdistan

Pressemitteilung:

Am 15. August 2000 wurden in Süd-Kurdistan bei einem Luftangriff von türkischen Kampfflugzeugen 32 Menschen getötet und Dutzende z.T. schwer verletzt. Verschiedene Quellen berichteten unabhängig voneinander, dass dabei auch Napalm zum Einsatz gekommen sein soll. In einer Erklärung vom 18. August 2000 nahm der Präsidialrat der PKK zu diesem Vorfall Stellung. Nachfolgend dokumentieren wir die Stellungnahme ungekürzt in deutscher Übersetzung:

"An die Öffentlichkeit!

Am 15. August bombardierten türkische Kampfflugzeuge um 16.00 Uhr die Region Lolan im Gebiet Xakurke (Nord-Irak). Zahlreiche südkurdische Bauern wurden getötet bzw. verletzt. Die hohe Zahl an Toten und Verletzten ist durch den Einsatz von Napalm-Bomben zu erklären. Über den kurdischen Fernsehsender Medya-TV wurde dieser Vorfall der internationalen Öffentlichkeit bekannt. Danach sah sich die Kurdische Demokratische Partei (KDP) gezwungen, eine Erklärung abzugeben. Doch die türkische Regierung hüllt sich in Schweigen. Jene internationalen Organisationen, die sich in vergleichbaren Fällen unverzüglich einsetzen, haben diesen Angriff auf die Zivilbevölkerung bisher nicht zur Kenntnis genommen.

Seit 15 Jahren wird Südkurdistan kontinuierlich von türkischen Kampfflugzeugen bombardiert. Hunderte von militärischen Einsätzen waren in diesem Gebiet zu verzeichnen. Mit Unterstützung mancher Parteien in Südkurdistan wurde das internationale Recht mit Füßen getreten. Dabei verloren Hunderte von Zivilisten ihr Leben. In der Vergangenheit wurden diese Angriffe mit der Stereotype "Kriegszustand" gerechtfertigt. Nachdem die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) diesen Krieg einseitig beendete und auch ihre Guerillaeinheiten zurückzog, hat dieser Vorwand seine Gültigkeit verloren.

Die jüngsten Angriffe weisen auf ein neues Ziel hin. So beabsichtigt der türkische Staat gemeinsam mit den Parteien im Süden, die PKK zu liquidieren. In jüngster Zeit haben insbesondere die Angriffe der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und einiger anderer Organisationen im Süden gegen unsere Partei zugenommen, was einen Teil dieses neuen Planes darstellt. Anstatt sich gegen die Angreifer zur Wehr zu setzen, haben es jene Parteien vorgezogen, die PKK anzugreifen. Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass der Luftangriff ein Teil dieses Planes war.

Einige Kräfte im Süden haben nach diesem Vorfall in ihren Mitteilungen die Situation so zu erklären versucht, dass die Bauern unbeabsichtigt getötet wurden und das eigentliche Ziel die PKK war. Das die Guerilla nicht im offenen Feld auf der Hochebene lagert, dürfte auch der türkischen Regierung bekannt sein. In der Region Lolan wurden in der Vergangenheit die Vorbereitungen für den Beginn des bewaffneten Kampf durchgeführt. Der Angriff wurde am 15. August, dem Jahrestag des Beginns des bewaffneten Kampfes durchgeführt. Es sollte der Anschein erweckt werden, dass der Angriff eigentlich der PKK galt und die Bauern unbeabsichtigt getroffen wurden. Auf diese Weise wird versucht, die Schuld der PKK zuzuschieben und weitere Angriffe zu rechtfertigen. Obwohl die PKK den Krieg beendet hat, wird nicht nach dem wirklichen Grund der Angriffe gefragt. So ist es offensichtlich, dass dieser Vorfall als Rechtfertigung für eine weitere Intensivierung des Vorgehens gegen die PKK dienen soll.

Nach ihrem 7. Kongress erklärte die PKK den Krieg gegen die Türkei für beendet und stellte ihr Friedensprojekt der Weltöffentlichkeit vor. Demnach soll insbesondere mit der Türkei, aber auch mit anderen Kräften, in einer demokratischen und friedlichen Atmosphäre eine neue Ebene der Beziehungen entwickelt werden. Deshalb ist der letzte Angriff eine gegen diese Politik gerichtete Provokation jener Kräfte, die an der Beendigung des Krieges nicht interessiert sind. Deshalb ist es notwendig, dass alle demokratischen Kräfte gegenüber diesen Angriffen Stellung beziehen. Auch ist es von großer Wichtigkeit, dass sich das kurdische Volk gegenüber diesen Angriffen zur Wehr setzt und den Angreifern keine Gelegenheit zu weiteren Angriffen gibt.

Die Menschenrechtsorganisationen sind gefordert, damit die jahrelangen Morde an Zivilsten ein Ende finden. Auch muss alles Notwendige unternommen werden, um den Hinterbliebenen der Opfer materielle und ideelle Unterstützung zukommen zu lassen. Mit dem Wunsch, dass die Opfer ihre letzte Ruhe finden mögen, möchten wir unserem Volk und den Hinterbliebenen unser herzlichstes Beileid aussprechen.