An den
Kirchenpräsidenten der EKHN
Herrn Prof. Dr. Peter Steinacker
Darmstadt Fax: 06151 - 40 54 40
Herrn
Probst Dr. Friedrich Weber
Wiesbaden Fax: 0611 - 95 90 929
An den
Vorstand des ev. Dekanats Wiesbaden Fax: 0611 - 30 98 77
An die
Ev. Kreuzkirchengemeinde
Pfarrer Klaus Endter Fax: 0611 - 45 16 21
An die
ESG Mainz
Pfarrer Dr. Ulrich Luig Fax: 06131 - 38 42 51
An die
Kath. Pfarrgemeinde St. Elisabeth
Herrn Uwe Groß Fax: 0611 - 94 50 816
Sehr geehrte Damen und Herren,
so sehr wir Ihre Initiative zur Aufnahme der Familie
Akyüz ins Kirchenasyl seinerzeit begrüßt haben,
so empört sind wir darüber, dass sie ihr nunmehr einen
weiteren kirchlichen Schutz verweigert und sie einem ungewissen
Schicksal überlassen haben. Sie sind nunmehr illegalisiert
und leben mit der ständigen Bedrohung, festgenommen und
abgeschoben zu werden. Es gibt einen kurdischen Ausspruch, der
besagt: Kurden haben keine Freunde. Diese bittere Erfahrung
musste nun auch die Familie Akyüz machen. Und dies wahrlich
nicht das erste Mal.
Wenn sich Kirchen der christlichen Tradition der Solidarität
gegenüber Fremden und der Verpflichtung aus der Geschichte
des Nationalsozialismus verpflichtet fühlen sollten, ist
Ihre Entscheidung auch vor dem Hintergrund der derzeit überschäumenden
Bekenntnisse gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit
nicht verständlich. Es ist nach unserem Verständnis
ein Akt der Gewalt, das Vertrauen von Menschen zu missbrauchen
und sie der Gefahr auszusetzen, in ein Land abgeschoben zu werden,
wo ihnen Folter und Haft drohen. Wenn gerade auch die Kirchen
den Verlust von Werten beklagen, sollten sie es eigentlich sein,
die den Menschen überzeugend demonstrieren, was sie unter
Humanität und menschlichem Handeln verstehen.
Erst Anfang Mai hat die Kommission für Menschenrechtsfragen
des türkischen Parlaments einen Bericht über systematisch
angewandte Folterpraktiken auf Polizeistationen und in den Gefängnissen
der Türkei veröffentlicht. Pro Asyl und der Niedersächsische
Flüchtlingsrat haben ebenfalls erneut Fälle recherchiert
und dokumentiert, in denen abgeschobene Kurdinnen und Kurden
gleich nach ihrer Ankunft verhaftet und von Anti-Terror-Einheiten
gefoltert wurden. Eine Kurdin z.B. berichtet, dass man sie bei
Verhören immer wieder nach Namen vermeintlicher Teilnehmer/innen
am Kirchenasyl in Deutschland befragt hatte.
Wir hoffen, dass sich dennoch irgendeine Lösung
für die Familie findet. Sie und die politisch Verantwortlichen
tragen allerdings die Verantwortung für das, was der Familie
Akyüz weiter geschieht. Wir fordern Sie daher auf, die
Beendigung des Kirchenasyls für die Familie Akyüz
zu überdenken. Als Kirche haben Sie die Möglichkeit
dazu. Kirchen können dort eingreifen, wo gesetzliche Bestimmung
und deren Ausführung Prinzipien der Menschlichkeit widersprechen.
Erneuern Sie das Angebot an die Familie Akyüz, ihnen Schutz
in Ihren Mauern zu gewähren und setzen Sie sich auch bei
anderen Institutionen für den Schutz der Familie ein.
Monika Morres Holger Deilke