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amnesty international
Urgent Action

UA-Nr: UA-294/2000
AI-Index: EUR 44/047/2000
Datum: 26.09.2000

DROHENDE MISSHANDLUNG UND FOLTER

Türkei: Resul Saddak, Rüstem Bayar, Mehmet Çakar, Nihat Usal, Cengiz Balik, A. Rezzak Inan, Nezir Ayan, Yakup Kur, M. Temel Kurar, Izzet Belge und Tahir Kutlu

Die elf oben genannten Männer sind von der Gendarmerie im Südosten der Türkei festgenommen worden und werden seitdem in der Provinzkommandantur der Gendarmerie in Sirnak festgehalten. Es wird befürchtet, dass sie misshandelt oder gefoltert werden könnten.

Die Festgenommenen sind Vorstandsmitglieder im Bezirk Sirnak der offiziell zugelassenen prokurdischen "Demokratischen Volkspartei" (Halkin Demokrasi Partisi - HADEP). Am 23. September 2000 hatten sie einen Parteikongress in Batman besucht. Auf der Rückfahrt nach Sirnak wurden sie gegen 18:30 Uhr auf der Straße, die von Idil nach Cizre im Südosten der Türkei führt, am Kontrollpunkt der Gendarmerie des Dorfes Düzova festgenommen. Die HADEP hat vor kurzem ihre Tätigkeiten in Sirnak wieder aufgenommen, nachdem sie mehrere Jahre lang aufgrund von Verfolgung und Repressionen ihre Aktivitäten einstellen musste. Bis heute werden zahlreiche Menschenrechtsverletzungen aus der überwiegend kurdisch bewohnten Provinz Sirnak dokumentiert. Kürzlich waren HADEP-Parteimitglieder aus einem kleinen Ort in der Nähe von Sirnak für einen kurzen Zeitraum festgenommen worden. Ihnen wurde gedroht, sie würden erneut inhaftiert und anderen Repressionen ausgesetzt werden, wenn sie ihre politischen Aktivitäten nicht einstellten.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

Legale kurdische Parteien sind in der Türkei täglichen Schikanierungen durch die Behörden ausgesetzt. Die Drohungen gegen einige Parteien, sie aufzulösen, sind wegen vergangener Parteiverbote sehr ernst zu nehmen. Mitglieder und Sympathisanten dieser Parteien sind in Gefahr, gefoltert zu werden, dem "Verschwindenlassen" oder staatlichem Mord zum Opfer zu fallen. HADEP ist die Nachfolgerin zweier Parteien, die beide mit der Begründung, separatistische Ziele zu verfolgen, von den türkischen Behörden aufgelöst wurden. Obwohl die Partei Gewalt ablehnt, wird sie von einigen als politischer Arm der militanten "Arbeiterpartei Kurdistans" (PKK) angesehen. Das türkische Verfassungsgericht berät zurzeit über einen Antrag des Staatsanwaltes des Staatssicherheitsgerichts, die HADEP als "verlängerten Arm der PKK" zu verbieten. Obwohl die HADEP 1999 in 37 Gemeinden des überwiegend kurdisch bewohnten Südostens des Landes überwältigende Mehrheiten errungen hat, konnten die gewählten HADEP-Mitglieder aufgrund einer Bestimmung, dass eine Partei mindestens zehn Prozent aller Stimmen landesweit bekommen haben muss, ihre Sitze im Parlament nicht einnehmen. Zahlreiche Vorfälle, die sich gegen die weiterhin massivem Druck ausgesetzte HADEP wenden, wurden in diesem Jahr bereits registriert. Im Februar 2000 wurden 18 leitende Parteipolitiker, darunter der Parteivorsitzende und sein Vorgänger, wegen der "Unterstützung und Komplizenschaft" der PKK zu Freiheitsstrafen verurteilt. Im selben Monat wurden drei von der HADEP gestellte Bürgermeister, darunter der Bürgermeister der Stadt Diyarbakir, Feridun Çelik, neun Tage lang festgehalten und in dieser Zeit offenbar misshandelt und gefoltert (siehe UA 45/00 vom 22. Februar 2000). Zurzeit stehen sie wegen "Unterstützung und Komplizenschaft" der verbotenen PKK vor Gericht.

EMPFOHLENE AKTIONEN:

Schreiben Sie bitte Telefaxe, Telegramme oder Luftpostbriefe, in denen Sie
- darauf dringen, dass die elf verhafteten Männer weder misshandelt noch gefoltert werden;
- sich nach den möglicherweise gegen sie erhobenen Anklagepunkten erkundigen;
- die türkische Regierung an ihre Verpflichtungen gemäß Artikel 3 der Europäischen Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten erinnern ("Niemand darf der Folter oder unmenschlicher oder erniedrigender Strafe oder Behandlung unterworfen werden").

APPELLE AN:
Jandarma Komutani, Jandarma Komutanligi, Sirnak, REPUBLIK TÜRKEI (Gendarmeriechef von Sirnak - korrekte englische Anrede: Dear Commander) Telegramm: sirnak jandarma alay komutanligi, sirnak, türkei
Telefax: (00 90) 486 216 6517

Sirnak Valisi, Hukumet Konagi, Sirnak, REPUBLIK TÜRKEI (Gouverneur der Provinz Sirnak)
Telegramm: sirnak valisi, sirnak, türkei

Gökhan Aydemir, Olaganüstü Hal Valisi, Hükümet Konagi, Diyarbakir, REPUBLIK TÜRKEI (Gouverneur unter den Bedingungen des Ausnahmezustands)
Telegramm: olaganustu hal valisi, diyarbakir, türkei
Telefax: (00 90) 412 224 3572

General Aytaç Yalman, Jandarma Kuvvetleri Komutanligi, Bakanliklar, 06100 Ankara, REPUBLIK TÜRKEI (Oberkommandierender der Gendarmerie - korrekte englische Anrede: Dear General)
Telefax: (00 90) 312 418 9208
Telegramm: jandarma genel komutani, ankara, türkei

KOPIEN AN:
Herrn Rüstü Kazim Yücelen, Büro des Ministerpräsidenten, Basbakanlik, 06573 Ankara, REPUBLIK TÜRKEI (Minister und Beauftragter für Menschenrechtsfragen)
Telefax: (00 90) 312 417 0476

Kanzlei der Botschaft der Republik Türkei
Rungestr. 9, 10179 Berlin - (S. E. Herrn Tugay Uluçevik)
Telefax: 030-275 85 700; 030-275 90 915
E-Mail: turk.em.berlin@t-online.de

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Türkisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in urgent actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 6. November 2000 keine Appelle mehr zu verschicken.

RECOMMENDED ACTION: Please send telegrams/telexes/faxes/express/airmail letters in English or your own language:
- urging that Resul Saddak and the 10 others are not tortured or ill-treated;
- asking to be informed of any charges that may be brought against them;
- reminding the Turkish government of its obligations under Article 3 of the European Convention of Human Rights, to which Turkey is a state party, which states: "No one shall be subjected to torture or to inhuman or degrading treatment or punishment."

amnesty international, Sektion der Bundesrepublik Deutschland e.V., 53108 Bonn Telefon: 0228/983 73 - 0 - Telefax: 0228/63 00 36 - Email: ua-de@amnesty.de
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