Willkommen beim Kurdistan Informationszentrum Köln
Kaiser-Friedrich-Str. 63, Postfach 12 11 22, 10 605 Berlin 
Tel:  (49) 030–32764023, Fax: (49) 030–32764025 
e-mail:kizkoeln@aol.com 

Berlin, 7. Oktober 2000

Wir veröffentlichen die vollständige Erklärung des Präsidialrates der PKK zum einseitigen Waffenstillstand gegenüber der Patriotischen Union Kurdistans PUK

AN DAS PATRIOTISCHE VOLK KURDISTANS UND SEINE FREUNDE

Wie bekannt finden seit einer Woche gewalttätige Auseinandersetzung zwischen Peshmergas der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und Mitgliedern unserer Volksverteidigungseinheiten statt. Dabei sind auf beiden Seiten Verluste zu verzeichnen.

Die genannten Auseinandersetzungen waren in Verbindung mit dem internationalen Komplott gegen unsere Partei und ihres Vorsitzenden APO entstanden.

Das Komplott zielte darauf ab, unsere Partei und ihren Vorsitzenden zu liquidieren, um sie als politische Kraft bei einer Lösung der kurdischen Frage zu verdrängen. An diesem Komplott nahm neben den internationalen und regionalen reaktionären Mächten, auch die kurdische Kollaboration teil. Diese Kräfte sehen ihre Interessen durch die PKK gefährdet, welche mit ihrem revolutionär-demokratischen Kampf den jetzigen Status Quo hin zur Demokratie verändert.

Mit ihrem 25-jährigen heldenhaften Kampf, hat die PKK allen Kurden in den verschieden Teilen Kurdistans sowie der Diaspora den Weg zur demokratischen und nationalen Revolution gewiesen. Als Symbol der Einheit und als Vertreterin des arbeitenden kurdischen Volkes prägte sie Kurdistan. Das führte dazu, dass sich in Kurdistan alle Entwicklungen an dieser Realität orientieren. Auch die reformistisch-nationalistische Kollaborationspolitik der feudalen herrschenden Klasse begann ihren Einfluss zu verlieren.

In der Annahme, dass der Vorstoß des internationalen Komplotts und die Verhaftung unseres Vorsitzenden, der PKK eine wichtige Niederlage zufügte, beabsichtig die kurdische Kollaboration die Aneignung der durch den langjährigen Kampf hervorgebrachten demokratischen und nationalen Errungenschaften. So verstärkte sie ihre Angriffe gegen die PKK, nachdem sie die Unterstützung des internationalen Komplotts erhielt. Die PUK beteiligt sich dabei am intensivsten an den Angriffen. Vor dem internationalen Komplott unterhielt unsere Partei gute Beziehungen zur PUK. Leider nahm sie im Zuge des Komplotts ihre jetzige Haltung ein, mit der sich die Beziehungen zusehend verschlechterten. Als unsere Partei massiven Schwierigkeiten gegenüberstand, wendete sich die PUK dem internationalen Komplott zu, anstatt sich wie eine nationale Kraft zu verhalten. Als an der Seite der internationalen und regionalen Kräfte Partei ergriff, erhoffte sie sich damit wirtschaftlichen und politischen Profit. Anstatt eine auf nationale Interessen beruhende Politik zu betreiben, versuchte die PUK die erst beste Gelegenheit zu nutzen. So beging sie den Irrtum, dass eine Liquidierung der PKK ihre eigenen Probleme lösen könnte. Zudem erhoffte sie sich die Aneignung des großen Erbes der PKK und den damit verbundenen politischen Einfluss.

Auf diesem Hintergrund verstärkte die PUK ihre Verleumdungskampagnen gegen den Präsidenten APO und die PKK, während sie unseren Bewegungsraum im Gebiet von Soran verringerte. Mit dem Zusammenziehen von Tausenden Peshmerga in der Nähe unserer Lager versuchte die PUK Druck auf unsere Partei auszuüben. Ihr Ziel wollte sie mit der Spaltung unserer Partei erreichen. Als unsere Partei auf diese unakzeptable Haltung reagierte, wurde eine Übereinkunft getroffen. Drei Tage später widerrief die PUK diese Übereinkunft, stellte neue Bedingungen und verstärkte ihre Angriffe. Sie ließ unsere Freunde festnehmen, die sie habhaft werden konnte. Dabei wurden einige von ihnen verletzt. In einem Gebiet, in dem sich zahlreiche Spione tummeln und Hunderte von ausländischen Büros ihren Sitz haben, will die PUK die Anwesenheit der PKK nicht akzeptieren. So erklärte sie die Angriffe auf die PKK zu ihrer eigentlichen Politik.

Im September umstellten Kräfte des PUK unser Lager in KARADAG, in dem sich unsere Kräfte seit fünf Jahren aufhalten und neue Kämpfer ausgebildet werden. Zu diesem Zeitpunkt waren vierzig Personen anwesend. Als sich unsere Freunde dagegen verwehrten, antworteten die Einheiten der PUK mit Gewalt. Zahlreiche Freunde wurden getötet bzw. gefangengenommen. Darunter befand sich eine große Zahl von jungen Kämpfern aus Ost-Kurdistan. Schon vor diesem Vorfall hatte unsere Partei die PUK ernsthaft gewarnt. Dies wurde jedoch von der PUK ignoriert.

Um die Angriffe zu rechtfertigen behauptete sie, dass unsere Kräfte vom Irak gekommen seien, um gemeinsam mit den Volksmuhadjidin anzugreifen. Mit dieser Lüge wurde versucht, die anderen Kräfte in der Region für die PUK zu gewinnen.

Später wurden unsere Kräfte in der Gegend von Aliyeres angegriffen in dessen Folge es zu schweren Gefechten kam. Diese Gefechte erstreckten sich auf verschieden Gebiete. Dabei kam es zu Verlusten auf beiden Seiten. Um eine Eskalation hin zu einem Krieg zu vermeiden, der nur dem Willen der äußeren Mächte entsprechen würde, hat unsere Partei zum Waffenstillstand aufgerufen und diesen mehrmals erneuert. Die PUK ging jedoch nicht auf das Angebot ein, sondern versuchte unsere Einheiten zu liquidieren, in dem sie ihre Kräfte verstärkte und die Einkreisung unserer Kräfte enger schloss. Daraufhin flammten die Kämpfe erneut auf, was wiederum den Tod von Dutzenden auf beiden Seiten verursachte. Unsere Guerillakämpfer konnten alle Offensiven der PUK zurückschlagen. Obwohl sich unsere Einheiten in einer stärkeren Position befanden, versuchten sie den Verlust von Menschenleben zu vermeiden. Es wurde darauf geachtet, dass nicht die Kinder unseres Volkes Opfer kurzsichtiger Berechnungen werden.

Unsere Partei unternahm große Anstrengungen um einen Krieg zu vermeiden. Gegenüber allen Angriffen der PUK bewahrte sie die Geduld und einen kühlen Kopf. Dies interpretierte die PUK jedoch als Schwäche. Obwohl das im Einflussbereich der PUK lebende Volk die Auseinandersetzungen verurteilte und deren Beendigung forderte, hielt sie an ihrer Politik der Konfrontation fest.

Während der Konfrontation hat unser Volk ein hohes Maß an Interesse an den nationalen Problemen gezeigt. Unser Volk, insbesondere aus dem Ostteil Kurdistans, hat diesen Interessenkrieg der äußeren Mächte nie akzeptiert. Deshalb forderte es einen schnellstmöglichen Waffenstillstand und Friedensschluss. Während das internationale Komplott gegen die PKK anhält, es tief von diesem Krieg betroffen. Unsere Partei misst der Aufmerksamkeit unseres Volkes und der Aufmerksamkeit der demokratischen Öffentlichkeit großen Wert bei. Deshalb ist sie um dementsprechende Beantwortung bemüht.

Im Bewusstsein um die verheerenden Folgen und die Erwartungen des Volkes, war unsere Partei bestrebt, die Auseinandersetzungen so schnell wie möglich zu beenden. Daher erklärt unsere Partei einen Waffenstillstand, der ab 12.00 Uhr des 4. Oktobers in Kraft treten wird. Wir hoffen, dass die PUK zur Einsicht kommt und den Waffenstillstand positiv beantwortet: Dieser Krieg nützt niemanden. Wir sind davon überzeugt, dass im Falle einer positiven Antwort in Gesprächen alle Probleme lösbar sind.

Verehrtes Volk, verehrte Freunde"

Die Aufmerksamkeit und der nationale Reflex gegenüber den Kämpfen, ist für unseren nationalen und demokratischen Kampf von großer Bedeutung. Sie ist zugleich die größte Unterstützung und Garantie für einen Waffenstillstand. Solange diese Aufmerksamkeit andauert, werden die Auseinandersetzungen überwunden werden. Jeder wird zu einer nationalen Politik verpflichtet sein.

Die letzte Auseinandersetzung hat gezeigt, dass ohne Verzögerung eine nationale Politik entwickelt werden muß. Die Lösung der Probleme des kurdischen Volkes kann nur in einer demokratischen Beziehung der kurdischen politischen Organisationen zueinander erreicht werden. Der Schlüssel zur Lösung liegt in der Kraft aus der Einheit des kurdischen Volkes, anstatt sie außerhalb zu suchen. Es ist wichtig, dass die Intellektuellen und die Freunde des kurdischen Volkes den Waffenstillstand unterstützen und sich dafür einsetzten, dass eine gemeinsame nationale Politik entwickelt wird. Es ist unsere oberste Pflicht, den nationalen Reflex nicht nur bei Auseinandersetzungen zum tragen kommt, sondern kontinuierlich aufrecht erhalten wird, damit eine nationale demokratische Politik sich manifestieren kann.

Wir rufen die PUK zur positiven Beantwortung des Waffenstillstandes auf. Des weiteren rufen wir unser Volk und die demokratische Öffentlichkeit auf, den Waffenstillstand zu unterstützen, damit die Entwicklung eines demokratischen Friedens möglich wird.

Es lebe die demokratische Einheit unseres Volkes!
Es lebe unsere nationale Führung, der Vorsitzende Abdullah Öcalan!

3 Oktober 2000
Präsidialrat der Arbeiterpartei Kurdistans