kein mensch ist illegal - UnterstützerInnen des Wanderkirchenasyls Wuppertal

Pressemitteilung vom 19.10.00

Seit Dienstag, den 17.10.00 befindet sich Mehmet Kilic im Hunger- und Durststreik.

Nachdem Kilic erfahren hatte, dass er am Dienstag den 24.10.00 um 11:45 vom Flughafen Düsseldorf nach Istanbul abgeschoben werden soll, beginnt er mit dem Todesfasten. "Ich sterbe lieber in Deutschland, als in der Türkei unter die Folter zu geraten.", erklärte Kilic UnterstützerInnen des Wanderkirchenasyls beim Besuch im Abschiebegefängnis in Büren.

Am 17.10.00 hatte der Petitionsausschuss des Landtages NRW über die Asylgründe von Mehmet Kilic beraten und festgestellt, dass seine Fluchtgründe nachvollziehbar und berechtigt seien. Der Petitionsausschuss hat allerdings nur empfehlenden Charakter und kann keine Anweisungen an die Ausländerbehörde geben. Die Ausländerbehörde in Bergisch Gladbach ignoriert indessen die Empfehlung des Petitionsausschusses. Sie will die Abschiebung davon abhängig machen, ob ein von ihnen ausgewählter Amtsarzt Mehmet Kilic Reisefähigkeit bescheinigt. Der Ausländerbehörde liegt ein ausführliches psychologisches Gutachten vor, in dem aufgrund der erlittenen Folter und der erlebten Morde an seinem Bruder und seinem Vater, eine Traumatisierung festgestellt wurde und daher Mehmet Kilic suizidgefährdet ist und nicht abgeschoben werden darf. Dieses Gutachten wurde nun durch den Amtsarzt überprüft und das geschah so: Mehmet Kilic wurde ohne Dolmetscher von diesem Arzt befragt und daher konnte er nur unzureichend die Fragen des Arztes beantworten. Ergebnis: Es liegt kein Abschiebehindernis vor.... Die Anwältin von Mehmet Kilic versucht nun, ein neues fachärztliches Gutachten zu beantragen und die Abschiebung bis dahin zu stoppen.

Wir forden Freiheit für Mehmet Kilic und Hüseyin Calhan aus dem Wanderkirchenasyl! Keine Abschiebung in den Folterstaat Türkei!

zur Geschichte von Mehmet Kilic:

Mehmet Kilic befindet sich seit 7 Jahren in Deutschland. 1992 hatte die türkische Regierung das kurdische Neujahrsfest in Cizre blutig beendet. Bei diesem "Newroz-Massaker" wurden 101 Menschen kurdischer Abstammung umgebracht. Mehmet wurde in diesem Zusammenhang bei einer Razzia festgenommen und 15 Tage verhört und misshandelt. Während seines Militärdienstes in der Türkei wurde er bei sogenannten "Dorfsäuberungsaktionen" gegen die kurdischen Zivilisten eingesetzt. Diese Einsätze trugen zu einer weiteren politischen Sensibilisierung von Mehmet Kilic bei. Selber an Aktionen beteiligt zu sein, wie der, bei der seine engste Familie und er selbst misshandelt wurden und an deren Folgen sein Vater starb, muss zwangsläufig traumatisierende Folgen haben. Als am 18.2.93 sein Bruder Kemal Kilic hingerichtet wurde, fühlte sich Mehmet Kilic in Lebensgefahr und es gab für ihn nur einen Ausweg, das Land zu verlassen. Am 3.3.1993 stellte er in Deutschland einen Asylantrag, der am 20.7.1994 abgelehnt wurde. Seine Klage gegen diese Ablehnung wurde ebenfalls durch das Verwaltungsgericht in Köln abgelehnt. Auch ein Antrag an die Härtefallkommission des NRW-Landtages von 14.10.1998 wurde abgelehnt. Seit dem lebt Mehmet Kilic illegal in Deutschland und beteiligte sich am 22.11.1998 mit 29 weiteren kurdischen Flüchtlingen an der Besetzung der Gemarker Kirche in Wuppertal und befindet sich seit dem im Wanderkirchenasyl NRW. Hier engagierte er sich weiter öffentlich für ein Bleiberecht kurdischer Flüchtlinge.

Am Donnerstag, den 5.10.00 wurde der kurdische Flüchtling in Bergisch Gladbach bei einer Kontrolle durch das Ordnungsamt festgenommen. Er befindet sich seitdem im Abschiebegefängnis in Büren.

Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung: kein mensch ist illegal - UnterstützerInnen des Wanderkirchenasyls Wuppertal [Tel.: 0174/1450950]

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