Kurdisches Frauenbüro für Frieden
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Düsseldorf, 7. Dezember 2000

Dringender Aufruf
Helfen Sie, damit der Frieden eine Chance erhält

Ereignisse in Südkurdistan
Am 3. Dezember 2000 haben etwa 4.000 Pesmergas der PUK (Patriotischen Union Kurdistans) die Volksverteidigungskräfte der PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) angegriffen. Die Auseinandersetzungen finden im Boti und Kani Cenge Gebiete in Südkurdistan (Nord Irak) statt. Bereits am 13. September dieses Jahres hatten Einheiten der PUK die PKK angegriffen. Dieser Kampf endete nach dem Waffenstillstandsangebot der PKK am 4. Oktober 2000. Wir sind über die erneuten militärischen Auseinandersetzungen zutiefst besorgt, da sie zu eskalieren drohen.

Die Türkei ist dabei
Zu den Kämpfen erklärte die Zentrale der Volksverteidigungskräfte, dass kurze Zeit vor den Angriffen eine Delegation türkischer Militärs in dem Kampfgebiet recherchiert und Vorbreitungen für die gegenwärtigen Auseinandersetzungen getroffen hat. Zeitgleich wurden 20 große Lastfahrzeuge mit Waffen und weiteren Kriegsausrüstungsmaterialen nach Südkurdistan geliefert und in Suleymaniye den Vertretern der PUK übergeben.

Die Türkei trifft große Vorbreitungen für weitere Kämpfe
Angaben örtlicher Quellen zufolge hat die türkische Armee eine große Anzahl von Soldaten nach Südkurdistan geschickt. Weiter transportierten sie etwa 14 große Lastfahrzeuge mit schweren Kriegswaffen und etwa 10 Konvois von Soldaten über die Kreisstadt Semdinli im Distrikt Hakkari nach Suleymaniye in Südkurdistan. Auch an der Grenze ist ein massives Aufgebot von Soldaten der türkischen Armee zu vermerken. Deshalb wurden viele der Menschen in den Dörfer an der Grenze zwischen der Türkei und Südkurdistan festgenommen.

Wir befürchten das Schlimmste
Mit ihrer Friedensstrategie appelliert die PKK seit fast zwei Jahren an die Türkei, um die kurdische Frage gemeinsam auf demokratischer und friedlicher Basis zu lösen. Aus diesem Grund beendete sie den Krieg, weil Demokratisierung der Türkei nur auf dem Wege des Friedens möglich ist. Aus diesem Grund appellierte die PKK an die Türkei, eine gemeinsame friedliche Zukunft mit den Kurden aufzubauen. Im Gegensatz hierzu haben ultranationalistische und militaristische Kräfte der türkischen Politik sowie die Kreise der Kriegsgewinnler ständig versucht, das Land erneut in den Krieg zu führen.
Aufgrund sehr begrenzter und kurzfristiger wirtschaftlicher Interessen handelt die PUK gemeinsam mit der Türkei und will so die Möglichkeit des Friedens zerstören.

Europa ist gefordert
Ohne die Lösung der kurdischen Frage kann Frieden und Stabilität weder in der Türkei noch im Mittleren Osten herrschen. Die Europäische Union diskutiert gegenwärtig über die Möglichkeiten und Voraussetzungen der türkischen Mitgliedschaft, für die allerdings die Demokratisierung der Türkei ausschlaggebend ist. Der für die EU-Aufnahme zuständige Staatsminister und Stellvertretende Ministerpräsident Mesut Yilmaz erklärte vor einiger Zeit, dass der Weg der türkischen EU-Mitgliedschaft über Diyarbakir gehe. Mit dieser Aussage äußerte er den Zusammenhang zwischen der Lösung der kurdischen Frage und des Beitritts der Türkei in die EU.
Europa ist gefordert sich in Südkurdistan einzuschalten. Der besondere Status und das Schutzschild der UNO für Südkurdistan erfolgte unter anderem auch unter der Mitwirkung der EU. Sie beabsichtigte Frieden, Schutz und gesellschaftliche Stabilität für die kurdische Bevölkerung. Doch bringt die PUK mit ihren Angriffen gegen die PKK diesen Status in Gefahr. Es ist bekannt, dass die Türkei ihre Militäroffensiven erst gegen die Guerilla der PKK beginnt und anschließend gegen Zivilbevölkerung vorgeht.
Die militaristischen und ultranationalistischen Kräfte der Türkei sowie die Kriegsgewinnler sind auf dem Wege einen neuen Krieg zu provozieren, um somit den Friedens- und Demokratieforderungen sowohl der PKK als auch der EU entgegenzuwirken. Diese Kreise hatten auch während der gesamten Diskussionen zur EU-Aufnahme der Türkei eine blockierende Haltung bezogen.

Unser Aufruf
Wir glauben, dass Konflikte im 21. Jahrhundert nicht durch Krieg, sondern nur durch Frieden gelöst werden können.
Aus diesem Grund rufen wir die Mitgliedsstaaten der EU auf, die Existenz der Kurden in der Beitrittspartnerschaftserklärung offiziell aufzuführen
Wir rufen die EU und ihre Mitgliedsstaaten auf, den grenzüberschreitenden Militäroperationen der Türkei durch Maßnahmen im Rahmen der internationalen Rechtssprechung Einhalt zu gebieten