Informationsstelle
Kurdistan e.V.
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Hamburg,
14. Dezember 2000
Nach 56 Tagen Hungerstreik - Harte Haltung der türkischen Regierung
Türkische
Regierung gibt den Forderungen der Gefangenen nicht nach !!!
Anders als die wöchentlich erscheinende Zeitung jungle word vom
13.12.2000 berichtet, hat die türkische Regierung den Forderungen
der Gefangenen in den türkischen Gefängnissen nicht nachgegeben.
Die Gefangenen fordern unter anderem, dass die neuen Gefängnisse
mit einem Zellensystem nicht eröffnet und die Staatssicherheitsgerichte
abgeschafft werden. Außerdem wollen sie die Abschaffung der Antiterrorgesetze.
Die türkische Regierung kündigte zwar an, die Verlegung der
Gefangenen in die neuen "F-Typ-Gefängnisse" um sechs
Monate auszusetzen, grundsätzlich aber hält sie an ihrem Vorhaben
fest.
Nach Meldung der türkischen Tageszeitung "Radikal" vom
12.12.2000 haben sich 9300 Gefangene dem Hungerstreik angeschlossen.
Von den 203 Todesfastenden befinden sich 26 Personen an der Grenze zum
Tod, 99 sind an einem "kritischen Punkt" angelangt, die anderen
haben sich der Gefahrengrenze genähert.
Tausende unterstützen den Kampf der Gefangenen gegen die Einführung
der Isolationshaft. Hier nur ein kleiner Überblick über die
Aktivitäten in der Türkei und in Kurdistan:
Istanbul
- 13 AnwältInnen des Rechtsbüros des Volkes haben zur Unterstützung
ihrer sich im Todesfasten befindenen KlientInnen einen unbefristeten
Hungerstreik begonnen. RA Remzi Kazman betonte in einer Erklärung,
dass die Forderungen ihrer KlientInnen auch ihre eigenen Forderungen
seien. (...) Weiterhin brachte sie zum Ausdruck, dass sie die Erklärung
Türks zur Verschiebung der Verlegungen in F-Typ-Gefängnisse
für nicht aufrichtig halte: "Das Ziel des Ministers ist es,
die Aufmerksamkeit, die durch das Todesfasten geschaffen wurde, zu ersticken,
Zeit zu gewinnen und zu manipulieren." RA Nurhayat Isyapan, der
sich seit 15 Tagen im Hungerstreik befindet, kündigte die Umwandlung
ins Todesfasten an.
- Gemeinsam mit Angehörigen der Gefangenen führten GewerkschafterInnen
von Türk-Is, DISK und KESK im Stadtteil Bakirköy eine Sitzblockade
durch. (...)
- AnhängerInnen der ÖDP protestierten gestern abend erneut
auf der Mis Sokak mit Transparenten wie "F-Typ bedeutet Tod"
und "Könnten Sie auf 8 qm leben?" sowie mit der Parole
"Schweig nicht, schrei, die Zellen sind der Tod!" (...)
- Gleichzeitig versammelten sich am Taksim eine Gruppe Angehöriger
von Gefangenen, die mit Transparenten und Parolen gegen die unnachgiebige
Haltung der Regierung protestierten. (...)
Ankara
- Um 12.30 versammelten sich die Familien von Gefangenen auf der Sakarya
Caddesi, um erneut den Baustop der F-Typ-Gefängnisse zu fordern.
Sie erklärten, dass die Aktionen draussen bis zur Erfüllung
der Forderungen fortgesetzt werden.
Batman.
- Im Gebäude der HADEP hat eine Gruppe von 15 Personen einen Hungerstreik
im zweitägigen Wechsel begonnen.
Diyarbakir.
- Eine Gruppe von 22 Angehörigen von Gefangenen hat im Gebäude
der HADEP einen Hungerstreik angefangen.
Mardin
- Der Hungerstreik im HADEP-Gebäude zur Unterstützung der
Todesfastenden im zweitägigen Wechsel dauert an. (...)
Manisa
- Auf einer Versammlung der HADEP wurde der sofortige Verzicht auf F-Typ
gefordert.
Antep.
- Wegen der Schliessung der IHD-Zweigstelle wurde der am 1.12. von Gefangenfamilien
begonnene Hungerstreik im Gebäude der ÖDP fortgesetzt.
Mersin
- Am 7.Tag des im HADEP-Gebäude im 3tägigen Wechsel stattfindenden
Hungerstreik von Angehörigen haben sich nach einer Gruppe von ÇHD-AnwältInnen
auch Studierende der Universität Mersin angeschlossen. (Übersetzung
aus Yeni Gündem, 12.12.2000)
Die
Angehörigen und Unterstützer der Gefangenen werden von der
türkischen Polizei mit Unterstützung faschistischer Gruppen
brutal angegriffen. So ging die Polizei in Ankara mit Panzern gegen
Studierende vor, die einen schwarzen Kranz vor dem Justizministerium
niederlegen wollten. Unterstützt wurden sie von 200 Faschisten.
Studierende, die von ihnen geschnappt wurden, sind zusammengeschlagen
und der Polizei übergeben worden.
In Van ging die Polizei ebenfalls gegen Studierende die gegen die Einführung
der F-Typ-Gefängnisse und gegen den Krieg in Südkurdistan
demonstrierten vor und nahm 250 von ihnen fest. In Malatya überfiel
die Polizei das Gebäude der HADEP in dem Angehörige der Gefangenen
sich im Solidaritätshungerstreik befanden. 30 Personen wurden festgenommen.
(Meldungen aus Yeni Gündem vom 13.12.2000)
Bitte
unterstützt die berechtigten Forderungen der Gefangenen und schließt
euch den Initiativen der Solidaritätsgruppen- und Organisationen
in euren Städten an.
Unterstützt
die Gefangenen auch mit Protestbriefen an:
Justizminister Hikmet Türk (Adalet Bakanligi, TR-06659 Ankara,
Türkiye): Fax (0090) 312 418 5667, eMail: sturk@adalet.gov.tr,
Innenminister Sadettin Tantan (Içisleri Bakanligi , TR-06644
Ankara, Türkiye): Fax (0090) 312 4 18 1795
Generaldirektor der Haftanstalten Ali Suat Ertosun: Fax (0090) 312 -
4 14 63 01, eMail: ertosun@adalet.gov.tr
Kopien
an:
Herrn Rüstü Yücelem, Büro des Ministerpräsidenten
(Basbakanlik, 06573 Ankara, Türkei, Beauftragter für Menschenrechtsfragen)
Fax: (0090) 312 - 417 0476
Kanzlei der Botschaft der Türkei, Rungestr. 9, 10179 Berlin - (S.E.
Tugay Ulucevik),
Fax: (030) 275 85 700; (030) 275 90 915; eMail: turk.em.berlin@t-online.de
Bitte
schicken Sie auch eine Kopie ihres Protestes an:
IHD-Istanbul: Fax (0212) 2514155, eMail : ihdist@superonline.com
Weitere
aktuelle Informationen sind auf unserer Internetseite: www.nadir.org/isku/