YEK-KOM,
Föderation Kurdischer Vereine in Deutschland e.V. Düsseldorf, 5.1.2001: Das Sterben geht weiter Nach offiziellen Angaben 32 Tote im Gefängsniswiderstand in der Türkei Zwischen dem 19. und 22. Dezember wurde in zwanzig Gefängnissen der Türkei der Widerstand gegen die neuen F-Typ-Isolationsgefängnisse durch die politischen Gefangenen, von denen sich viele seit Oktober in Hungerstreik befinden, mit Gewalt gebrochen. Gefängnisse wurden zerstört und eine bisher immer noch unbekannte Zahl von Gefangenen wurden bei der staatlichen Aktion erschossen, verbrannt, durch Bomben getötet oder zu Tode geschlagen. Der Staat gibt bis jetzt 32 getötete Gefangene zu, doch gehen Rechtsanwälte und türkische Menschenrechtsvereine von weitaus höheren Zahlen aus - allein in einem einzigen Gefängnis hätten nach Aussagen der international bekannten Menschenrechtsanwältin Eren KESKIN mehr als 40 Personen ihr Leben verloren. Zur Zeit befinden sich immernoch rund 130 Personen im Todesfasten und über 2000 im Hungerstreik. Inzwischen wurden entsetzliche Einzelheiten über das Vorgehen des türkischen Staates bekannt: Auf dem Zwangstransport in die neuen Gefängnisse wurden die durch die Gewaltaktion verletzten und seit über zwei Monaten im Todesfasten befindlichen Gefangenen (nach RA Ercan Kanar) ³beschämender, unmenschlicher Behandlung³ ausgesetzt. ³Jandarma² urinierten auf die Gefangenen und zwangen sie, die dreckigen Stiefel der Polizisten zu küssen. Der IHD-Vorsitzende Hüsnü ÖNDÜR verglich die Folter und die Angriffe auf die Gefangenen mit der Zeit des Militärputsches 1980. Die Mutter des inzwischen seinen schweren Verletzungen erlegenen Gefangenen Riza Poyraz wandte sich vergebens an Justizminister Türk und Ministerpräsident Ecevit mit der flehentlichen Bitte, ihren Sohn noch einmal sehen zu dürfen - er musste ohne Abschied von seiner Mutter sterben. Die 22-jährige Berin Bekciler, seit ihrem 17. Lebensjahr inhaftiert, wurde nach 62 Tagen Todesfasten bei der gewaltsamen Durchsetzung von Zwangsernährung getötet. Die Angehörigen-Vereinigung der politischen Gefangenen TAYAD wurde in der Türkei inzwischen verboten. (Diese Beispiele könnten durch unzählige weitere, die ebenfalls zweifelsfrei dokumentiert sind, fortgesetzt werden.) All dieses ging an den meisten Menschen außerhalb der Türkei in den Vorbereitungen und Feiern zu Weihnachten und Neujahr nahezu spurlos vorüber. Jedoch gibt es einige erwähnenswerte Ausnahmen: In Erfurt nutzte eine Gruppe deutscher Jugendlicher die Weihnachts-Mitternachtsmesse zur Verlesung einer Erklärung zu den Gefängnismassakern; Angehörige derselben Gruppe (ungefähr 30 Personen) besetzten am vergangenen Mittwoch die Landesgeschäftsstelle der SPD in der thüringischen Hauptstadt. Sie verlangten eine ³klare Positionierung³ der SPD und sind weiterhin in Kontakt mit Vertretern der Partei. Eine sechsköpfige belgische Delegation einer Menschenrechtsorganisation hält sich zu Recherchen in Istanbul auf; dabei wird sie vom belgischen Außenministerium unterstützt. Auch eine Gruppe griechischer Gewerkschafter ist inzwischen in der Türkei eingetroffen. Aus Deutschland reiste eine Gruppe von PDS-Abgeordneten ein. Im Gegensatz zu diesen Bemühunngen aus Europa schlossen die USA ihre Konsulate in Adana und Istanbul bereits am 12. Dezember, offensichtlich von der Türkei über die beabsichtigte Gewaltaktion vorinformiert, und begründete dies damit, man sei besorgt gewesen, dass amerikanische Einrichtungen das Ziel von Vergeltungsaktionen werden könnten. Im Zuge dieser Ereignisse darf nicht vergessen werden, dass rund zehntusend türkische Soldaten mit schwerer Bewaffnung in der Nähe der Stadt Sülemaniya (Süd-kurdistan, Irak) bereitstehen und auf den Befehl warten - außerhalb der Grenzen der Türkei - gemeinsam mit der südkurdischen Partei PUK die in die südkurdischen Berge zurückgezogenen und in einem einseitigen Waffenstillstand befindlichen PKK-Volksverteidigungskräfte anzugreifen. Hier können sich ganz schnell weitere Tragödien entwickeln! Unterstützen Sie unsere Forderungen: Weitere, von den Regierungen unterstützte deutsche und internationale Delegationen in die Türkei! Diplomatische Proteste gegen die Anwesenheit türkischen Militärs in Südkurdistan! Auch Kurden und Türken sind Menschen - Menschenrechte, Frieden und Demokratie für alle!
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