Kurdistan Solidarität Uelzen
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Uelzen, 25. Januar 2001
Pressemitteilung
5. und 6. Prozeßtag gegen angeblichen PKK-Funktionär
in Celle
Am 30. Und 31. Januar finden vor dem Oberlandesgericht in Celle die
nächsten Prozeßtage gegen den angeblichen PKK-Funktionär
Halat K. statt. Er soll als "hochrangiger Funktionär der
PKK" Mitglied in einer terroristischen Vereinigung" gewesen
sein. Außerdem soll er verantwortlich für drei Brandanschläge
in Duisburg und die beiden Besetzungen der griechischen Konsulate
in Hannover und Frankfurt/M. am 16. Februar 1999 gewesen sein. Seit
dem 23. März 2000 befindet sich Halat K. in Untersuchungshaft.
Der Prozeß begann am 9. Januar 2001 in Celle.
Am 3. Und 4. Prozeßtag (23. Und 24. Januar 2001) wurde die
Beweisaufnahme fortgesetzt. Die Richter führten 15 (!) Urteile
gegen andere angebliche PKK-Funktionäre, aus den letzten Jahren,
in die Beweisaufnahme ein. Damit soll die "allgemeine Struktur
und Entwicklung" der PKK verdeutlicht werden. Deutlich wurde
dabei aber nur, das diese Urteile und die dazugehörigen Anklageschriften
fast alle inhaltlich identisch sind. Seit 1997 laufen solche Verfahren
nach einem üblichen Muster ab. Es scheint das in den Anklageschriften
und Urteilen nur noch Namen der Angeklagten, Zeitangaben und Örtlichkeiten
geändert werden.
Durch die verlesenen Urteile im aktuellen Prozeß in Celle, in
denen neben der "Struktur und Entwicklung" der PKK, auch
die Aufgaben von PKK-Funktionären beschrieben wird, soll dem
Angeklagten eine bestimmte Rolle zugeschrieben werden. Durch seine
angebliche Tätigkeit als "professioneller Kader" der
PKK, wird der Angeklagte automatisch für diverse Straftaten verantwortlich
gemacht, ohne konkrete Tatvorwürfe.
Die Bundesanwaltschaft hat angekündigt, weitere Urteile aus ähnlichen
Verfahren in das aktuelle Verfahren einzuführen.
Nicht zur Sprache kamen die Gründe für den Freiheitskampf
des kurdischen Volkes, deren Geschichte und Gegenwart ausgeprägt
ist von Kriegen und Besetzungen, Entrechtungen und Unterdrückung
und Zwangsassimilationen. Der türkische Staat verbot die kurdische
Sprache und Kultur, ermordete hunderttausende von Kurdinnen und Kurden
und zerstörte und entvölkerte ganze Landstriche. Zur Zeit
sind 10.000 türkische Soldaten im Nordirak (Südkurdistan)
stationiert, um einen nächsten Schlag gegen die PKK und das kurdische
Volk vorzubereiten.
Am 26. November 1993 wurden die PKK und weitere 34 kurdische Organisationen
und Medien in der BRD verboten. Dieses Verbot ist bis heute Ausgangspunkt
für die unzähligen Prozesse gegen Kurdinnen und Kurden in
der BRD.
Selbst wenn die 1993 gegen die PKK und ihre Gliederungen erhobenen
Vorwürfe zutreffend gewesen wären, so wurden sie durch Änderungen
der Politik der PKK, die vor drei Jahren eingeleitet und seit dem
zielstrebig weiterentwickelt wurde, hinfällig.
Das Verbot und die Prozesse ignorieren den strategischen Wechsel und
dessen Auswirkungen innerhalb des kurdischen Volkes im deutschen Exil
und diffamiert es als "Nation zweiter Güte", das ständig
in der Nähe einer kriminellen Vereinigung gehalten wird. Das
Verbot der PKK in der BRD und die daraus resultierenden Prozesse sind
ein falsches Signal an die politische Führung in der Türkei
und behindert die Entwicklung politischer Lösungen.
Wir fordern die sofortige Freilassung von Halat K. und die Einstellung
des Verfahrens gegen ihn. Außerdem fordern wir die Einstellung
aller politischer Verfahren gegen Kurdinnen und Kurden, sowie die
Aufhebung des Verbotes der PKK.
Die nächsten Prozeßtage:
Dienstag, 30. Januar und Mittwoch 31. Januar 2001 jeweils 10 Uhr
Oberlandgericht Celle - Kanzleistraße - Sitzungssaal 94
Kurdistan Solidarität Uelzen