Mezopotamya Kültür Merkezi
Navenda Çanda Mezopotamya
Mesopotamisches Kulturzentrum
Istiklal Cad. No 373/2
Beyoglu / Istanbul
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26. November 2001


An Presse und Öffentlichkeit

Geehrte Pressevertreter und Gäste,
wie Ihnen bekannt ist, sind wir als demokratische Massenorganisationen in der letzten Zeit einer besorgniserregenden Reihe von Angriffen ausgesetzt. Wir wissen, dass die Demokratisierungsgegner als erstes Ziel die demokratischen Massenorganisationen angreifen, die ein unverzichtbares Element der Demokratie darstellen. In unserem Land sind Angriffe auf demokratische Massenorganisationen - wenn auch die Form sich ändert - Ausdruck einer Kontinuität. Wir denken, dass die Angriffskette der letzten Zeit, die mit der HADEP begann, über den IHD fortgeführt wurde und als jüngstes Beispiel unsere Einrichtung, das Mesopotamische Kulturzentrum, getroffen hat, keine juristischen Einzelfälle sind. Wenn man bedenkt, dass die angegriffenen Einrichtungen jeden Tag von hunderten von Gästen besucht werden, ist leicht zu begreifen, dass das Ziel der Angreifer die Einschüchterung des Volkes ist.

Wenn auch zögerlich, so ist die Regierung doch dabei, im Rahmen von Anpassungsgesetzen [für die EU] einige Schritte zu setzen. Andererseits betrachtet sie diese Anpassungsgesetze und Schritte zur Demokratisierung, die einen Fortschritt für das Land bedeuten könnten, mit Zweifeln.

Ja, eventuell besteht die Möglichkeit, dass wir als Gesellschaft mit den Anpassungsgesetzen ein Stück weit Demokratie gewinnen können. Es sieht jedoch so aus, dass Regierung und System lediglich Gesetzesänderungen vollziehen, mit denen nur bestimmten Kreisen die freie Nutzung bestimmter Rechte gesichert werden. Aber die Massen, die diese Einrichtungen und die ungehinderte Arbeit dieser Einrichtungen als Ausdruck ihres natürlichen Rechtes betrachten, werden wieder nicht von diesen demokratischen Rechten profitieren können. Die Bemühungen, die Nutzung ihrer Rechte zu verhindern, in dem die Einrichtungen bedroht werden, ihre Aktivitäten verboten und ihr Bewegungsspielraum eingeengt wird, haben Kontinuität. Trotzdem sind diese Einrichtungen in der Bevölkerung verankert. Deshalb soll diesmal eine andere Form von Angriff eingesetzt werden. Wir denken, dass die Angriffe, die als Aktion von geistig verwirrten Einzeltätern dargestellt werden, nicht von derartig "unschuldiger" Qualität sind, wie zu suggerieren versucht wird. Wenn man sich nur das Ziel der Angriffe vor Augen hält, wird deutlich, dass es sich nicht um das Werk von hirnlosen Einzeltätern handelt.

Unserer Meinung nach hat sich lediglich die Form der Angriffe auf unsere Einrichtungen verändert. Insbesondere in den letzten Tagen wird kontinuierlich versucht, eine provokative Atmosphäre in unserer Institution zu erschaffen. So war es beispielsweise ohne weiteres möglich, am 24.11.2001 die Scheiben unserer Cafeteria einzuschmeissen, die sich auf der Istiklal Caddesi und damit in einer Gegend befindet, in der die Sicherheitskräfte 24 Stunden am Tag Streife fahren. Der Angreifer wurde gefasst und uns auf dem Polizeirevier gegenübergestellt, wo er sich vollkommen gelassen verhielt und Drohungen gegen uns aussprach. Trotz unserer Anzeige wurde diese Person sofort wieder laufengelassen und setzt jetzt seine Drohungen draussen fort. Somit werden einerseits alle der Bedrohung ausgesetzt, die unsere Einrichtungen betreten, andererseits wird diese Situation zum Vorwand genommen, um unsere Aktivitäten zu verbieten. Konkretes Beispiel dafür ist die Verschiebung unseres zuvor bereits genehmigten Theaterstücks "Gurzek NeLedan" zwei Stunden vor der Aufführung. Sowohl innerhalb des Gebäudes unserer Einrichtung als auch draussen auf der Strasse werden die bei uns arbeitenden Künstler und Künstlerinnen bedroht. Die ständigen Provokationen in verschiedener Form erwecken den Anschein, als ob nur darauf gewartet wird, dass wir den angreifenden Personen die entsprechende Antwort geben. Deshalb wollen wir als erstes klarstellen, dass wir auf diese Art von Provokation nicht eingehen werden. Es ist bekannt, dass die Sicherheitskräfte und die Istanbuler Polizei durchaus in der Lage wären, diese Sorte von Angriffen zu unterbinden, wenn sie nur wollten. Dass sie es nicht tun, ist doch äusserst sonderbar.

Unserer Meinung nach handelt es sich bei denjenigen, die zu unseren Einrichtungen kommen und den Begriff Demokratie sowie sämtliche mit Demokratie in Zusammenhang stehenden Werte verfluchen, um die Sprecher der aktiven Demokratiefeinde. Wir teilen offen mit, dass wir glauben, dass der sich "einsamer Wolf" nennende Mensch nicht einsam und allein ist. Wir wollen jedoch auch festhalten, dass diese Art von Angriffen unser Volk weniger einschüchtert, sondern vielmehr eine noch stärkere Identifizierung mit unseren Institutionen mit sich bringt.

Wir rufen die zuständigen Stellen dazu auf, angesichts der Angriffe und für unsere Lebenssicherheit ihren Funktionen nachzukommen. Weil sie ein grundlegendes Bedürfnis der Menschheit ist, weil wir mehr denn je Bedarf an Geschwisterlichkeit verspüren und weil sie für die Lösung aller Probleme in unserem Land einen Basiswert und eine Form der Heransgehensweise darstellt, sagen wir: Demokratie muss gewinnen!

Mesopotamisches Kulturzentrum (MKM)

(Pressetext einer Pressekonferenz am 26. November 2001 im MKM Istanbul. Übersetzung aus dem Türkischen)