Berlin,
26. November 2001
Keinen Tag länger!
Zum 8 Jahrestag des Betätigungsverbotes gegen die PKK
Vor
genau 8 Jahren erhielt die Arbeiterpartei Kurdistans PKK durch den damaligen
Bundesinnenminister Manfred Kanther in Deutschland Betätigungsverbot.
Zwar be-gründete man das Verbot mit der Inneren Sicherheit doch machen
seine Auswirkun-gen deutlich, dass es sich dabei um einen politischen
Akt handelte und handelt. Ob-wohl die PKK seit über zwei Jahren eine
friedliche politische Strategie eingeschla-gen hat, werden Kurdinnen und
Kurden weiterhin kriminalisiert und in die Illegalität getrieben.
Die Verhaftung unseres Mitarbeiters Sahin Engizek am 29. Oktober die-sen
Jahres ist ein klarer Beweis hierfür. (Nähere Informationen
unter www.nadir.org/kiz/)
Die Bemühungen, die PKK zu kriminalisieren, reichen in Deutschland
vor das Verbot zurück. Bereits zu Beginn der 80er Jahre wurde versucht,
die PKK mit dem Pap-stattentat und der Ermordung des schwedischen Ministerpräsidenten
Olof Palme in Verbindung zu bringen. Vor diesem Hintergrund muss auch
die Gefahr erkannt wer-den, dass das Verbot und die damit verbundene Kriminalisierung
in Deutschland eine Basis für Provokationen gegen das kurdische Volk
bietet.
Nach
acht Verbotsjahren ist es an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Welche Auswirkungen
hatte das Verbot?
- In
erster Linie hat es die kurdische Bevölkerung stark beeinträchtigt.
Über Jahre werden nun schon Wohnungen von Kurdinnen und Kurden
gewaltsam durchsucht, kurdische Einrichtungen verboten, Tausende von
Kurdinnen und Kurden zu teilweise hohen Geldstrafen und Dutzende zu
Gefängnisstrafen verurteilt, weil sie sich für ihre Rechte
einsetzten.
-
Mit ihm wurden demokratische Grundrechte eingeschränkt (z.B. die
Ver-schärfung des Asyl- und Ausländergesetzes und der Lauschangriff).
Über 700.000 Menschen (die in Deutschland lebenden Kurdinnen und
Kurden) wurden zu potentiellen Gewalttätern gemacht und das friedliche
Zusammen-leben in Deutschland stark beeinträchtigt.
- Speziell
für die Durchsetzung des Verbots wurde der Polizei-, Strafverfol-gungs-
und Geheimdienstapparat beträchtlich ausgebaut, was viele Millionen
gekostet hat. Ein besonderer Sektor ist entstanden, in dem viele Menschen
wie Geheimdienstagenten, Polizisten, Übersetzer, angebliche "PKK-Spezialisten",
angebliche "Kurdenexperten" Abhörpersonal, Staatsanwälte
usw., ihr Geld verdienen, die darauf auch in Zukunft nicht mehr verzichten
möchten und aus diesem Grunde mit allen Mitteln eine Aufhebung
des PKK-Verbotes verhindern wollen.
Es
hat in der Türkei gerade jene Kräfte gestärkt, die während
des jüngsten fünfzehnjährigen Kampfes gegen die Kurden
grenzenlos gefoltert, Häuser und Felder in Brand gesteckt, über
4000 Dörfer und Weiler entvölkert, Morde "unbekannter Täter"
organisiert und verübt haben und gegen legale kurdische Einrichtungen
vorgegangen sind. Das Verbot fördert genau die Politik, die heute
im Beitrittsdokument der EU kritisiert wird und deren Überwindung
als Voraussetzung für die Mitgliedschaft der Türkei festgelegt
wurde.
Ein Verbot, das willkürliche Repression nach sich zieht, demokratische
Grundrechte außer Kraft setzt, Profiteure schafft, Kräfte unterstützt,
die die Existenz des kurdi-schen Volkes verleugnen und es vernichten wollen,
die davon besessen sind, die kurdische Frage mit militärischer Gewalt
zu lösen, ein Verbot, das dazu beitragen kann, eine demokratische
politische Lösung der kurdischen Frage zu verhindern, darf keinen
einzigen Tag länger aufrecht erhalten bleiben. Die Fortdauer des
PKK-Verbots bedeutet nichts anderes als die Zurückweisung der Friedenspolitik
der PKK und die Kriminalisierung aller Bemühungen der Kurdinnen und
Kurden, zu einer Lö-sung zu gelangen.
Wir erwarten von der deutschen Regierung, dass sie, als Antwort auf die
in der Struktur und der Politik der PKK vollzogenen Veränderungen,
endlich auch ihre Kur-denpolitik ändert und als ersten Schritt das
Verbot aufhebt und dass sie den Kurdin-nen und Kurden in Deutschland das
Recht auf politische Betätigung zugesteht.
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