Dialog-Kreis: "Krieg in der Türkei -
Die Zeit ist reif für eine politische Lösung"

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PRESSEMITTEILUNG

23. Januar 2002

Brüssel soll muttersprachlichen Unterricht für Kurden in der Türkei öffentlich einfordern

Historische Parallele zum Kampf der Schwarzen in den USA unter Martin Luther King

Der Dialog-Kreis: "Krieg in der Türkei -Die Zeit ist reif für eine politische Lösung" wendet sich an den EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen, um ein Einschreiten der EU gegenüber Türkei einzufordern, das der EU beitreten möchte.
In der Türkei haben sich kurdisch-stämmige StudentInnen und SchülerInnen an ihre Universitäten Grund- und Mittelschulen mit der Bitte gewandt, ihre Muttersprache als Wahlfach bzw. als Schulfach einzuführen. Im Dezember hatten 24 Eltern einen Antrag gestellt, in dem es hieß: " Wir fordern für unsere Kinder muttersprachlichen Unterricht neben dem Türkischen." Diese Forderung verbreitete sich rasch, so dass bald Tausende solcher Anträge in der Türkei gestellt wurden.
Die Kampagne für den kurdischen muttersprachlichen Unterricht wird im Sinne des "zivilen Ungehorsams", wie er seinerzeit in den USA unter Martin Luther King gegen die Rassentrennung zwischen Weissen und Schwarzen entwickelt wurde, gewaltfrei betrieben. Gegenüber den zahlreichen gewaltsamen und militärischen Formen des Konfliktaustrages in vielen Teilen der Welt wird hier also eine vorbildliche Form des Kampfes für die Durchsetzung von Menschenrechten praktiziert, welche die Perspektive der politischen Lösung und Versöhnung nicht aus den Augen lässt.
Der türkische Innenminister Rüstü Kazim Yücelen hat jedoch das Nationale Bildungsministerium, die Gouverneure und die Gendarmerie angewiesen, die Anträge abzulehnen und gegen die Antragsteller polizeilich vorzugehen. Es handele sich um eine separatistische Aktion und folglich seien die Antragsteller zu verhaften. Bisher wurden Tausende festgenommen und viele Personen verhaftet. Türkische Politiker nutzen die Gunst der Stunde, das gewaltfreie menschenrechtliche Begehren auf Unterrichtung in der eigenen Muttersprache in die Nähe von Terrorismus zu rücken.
Der Koordinator des Dialog-Kreises, Prof. Dr. Andreas Buro, wandte sich an den zuständigen EU Kommissar Günter Verheugen: "Ein Land in dem solche elementaren Menschenrechte wie muttersprachlicher Unterricht für eine große Nationale Minderheit verweigert, ja sogar als terroristisch kriminalisiert werden, kann nicht Mitglied der Europäischen Gemeinschaft werden, ohne das erreichte Verständnis von Menschenrechten und die unabdingbare Toleranz in der multi-kulturellen Gesellschaft der EU zu gefährden. Deshalb muss die EU in Ankara politisch intervenieren, ehe Gewalt erneut den Konfliktaustrag bestimmt."
Der Dialog-Kreis ist seinerzeit aufgrund einer Initiative von prominenten Persönlichkeiten wie Günter Grass, Jürgen Habermas, Walter und Inge Jens, Margarete Mitscherlich und Horst-Eberhard Richter ins Leben gerufen worden.
V.i.S.d.P.G. Andreas Buro, Grävenwiesbach


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