An die Presse und die Öffentlichkeit 22.01.2002 Kampagne Bildung in Kurdischer Sprache gestartet"Die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unseres Bewusstseins" Am 20. November 2001 haben die kurdischen Studierenden, die in den Metropolen der Türkei und in Kurdistan studieren, in Istanbul eine Kampagne für Bildung in ihrer Muttersprache eingeleitet. Dies gaben sie durch eine Pressemitteilung bekannt, worin sie fordern, dass an den Universitäten kurdischer Sprachunterricht als wahlfreies Unterrichtsfach eingeführt wird. Vorausgegangen waren Veränderungen/Reformen an der türkischen Verfassung, die den Begriff der "gesetzlich verbotenen Sprache" aufgehoben haben. Der Gebrauch der kurdischen Sprache kann demnach nun auf dieser Grundlage weiterentwickelt werden. Damit wird die Möglichkeit gegeben, dass jede Person einen verfassungsrechtlichen Anspruch hat, eine (Aus-)Bildung in der Muttersprache zu erhalten. Zudem sind in vielen internationalen Verträgen und Abkommen einige Paragraphen verankert, die gewährleisten, dass jeder Volkszugehörige das Recht auf eine Ausbildung in der jeweiligen Muttersprache hat. Die Kampagne gewinnt ständig an Bedeutung und Reichweite, auch Schüler und deren Eltern beteiligen sich immer mehr daran. Bisher wurden von den Studierenden über 20.000 Anträge auf muttersprachlichen Unterricht durch Unterschriftensammlungen gesammelt. Doch die anti-demokratische Haltung des türkischen Innen- und Justizministeriums steht diesen grundlegenden Forderungen entgegen. Die Ablehnung einer solchen Kampagne geht kontinuierlich weiter. Die StudentInnen werden Repressionen durch die Regierungskräfte ausgesetzt und an ihrer Arbeit gehindert. Die gestellten Anträge werden von den zuständigen Rektoren und Hochschulleitungen oft nicht angenommen und bearbeitet, außerdem wurden zahlreiche Anträge im vorhinein von den Polizeikräften konfisziert. Bisher wurden nur etwas mehr als 3000 der Anträge von den Rektoren entgegengenommen. In den letzten beiden Wochen wurden mehr als 1000 Studierende festgenommen, die einen solchen Antrag persönlich bei den Rektoren stellten. Mehreren Dutzenden Studierenden wurde nun vor dem Staatssicherheitsgericht (DGM) ein Verfahren eingeleitet. Die Universitäts- und Hochschulleitungen haben weiterhin viele Studierende vom Studium suspendiert. Wir, die in Europa lebenden kurdischen Studierenden, betrachten die Kampagne in unserem Heimatland als einen wichtigen Aspekt für die Bildung demokratischer und freier Universitäten in der Türkei. Dies zu akzeptieren bedeutet eine friedliche Koexistenz der beiden Völker und würde den Weg für eine pluralistische und demokratische Gesellschaft ebnen. Aus diesem Grunde starten wir hier in Europa eine parallele Kampagne. Unser Ziel ist es, die europäische Öffentlichkeit und Hochschulen in Europa auf die Sprachpolitik der Türkei aufmerksam zu machen und rufen dazu auf, unsere Kampagne zu unterstützen und zu verbreiten. Wir fordern in erster Linie das türkische Justiz- und Innenministerium auf, alle im Rahmen dieser Kampagne verhafteten Studierenden freizulassen und die Forderungen der Studierenden anzuerkennen. Verband der StudentInnen aus Kurdistan -YXK |