Berlin,
Januar 2002
Fahren
Sie mit, sehen Sie selbst, leisten Sie Schutz!
Newrozdelegation 2002 nach Kurdistan
Sehr
geehrte Damen und Herren,
Liebe Freundinnen und Freunde,
seit
Jahren fahren Hunderte von internationalen Menschenrechtsbeobachtern zum
kurdischen Neujahrsfest - Newroz - im März nach Kurdistan, im Zeichen
von Solidarität und zur Aufdeckung staatlicher Menschenrechtsverletzungen.
Bislang haben sich weit über Tausend Europäer an den Newrozdelegationen
beteiligt. Ihre Anwesenheit hat der Zivilbevölkerung punktuellen
Schutz geboten. Gleichzeitig konnten sie wichtige Beweismaterialien, in
Form von Augenzeugenberichten und Fotos, über das Ausmaß der
verübten Menschenrechtsverletzungen dokumentieren und öffentlich
machen.
Auch
wenn sich im Kurdisch-Türkischen Konflikt positive Entwicklungen
einzubahnen scheinen, so blieben diese bislang nur einseitig. Während
die kurdische Seite seit drei Jahren einseitig den bewaffneten Kampf eingestellt
hat und zu einer gewissen Entspannung beigetragen hat, hält die Türkei
weiterhin an ihrer Verleugnungs- und Unterdrückungspolitik fest.
In
den letzten Tagen haben in der ganzen Türkei über 10 000 Schüler,
Studenten und Eltern Gesuche eingereicht, in denen sie Unterricht in ihrer
Muttersprache, das heisst in Kurdisch, fordern. Die meisten Anträge
wurden gar nicht erst angenommen. Stattdessen gingen die Behörden
gegen die Antragsteller vor. Hunderte von ihnen wurden bisher in Haft
genommen, gegen sie soll Anklage wegen "Unterstützung einer
terroristischen Vereinigung" erhoben werden.
Der
türkische Innenminister Rustu K. Yücelen hat in einer Anweisung
an das Nationale Bildungsministerium, an die Gouverneure und die Gendarmerie
in 81 Städten die strickte Ablehnung der Anträge der Schüler
angeordnet. In der Anweisung heißt es, diese Kampagne sei als eine
separatistische Aktion zu bewerten und folglich seien alle AntragsstellerInnen
zu verhaften. Mit dem Verweis auf die PKK lehnt die Türkei jegliche
Wünsche nach mehr Freiheiten zum Gebrauch der kurdischen Sprache
ab. Zugleich werden in der Türkei legale Organisationen, die sich
für solche Rechte einsetzen, immer wieder verboten. In Kürze
wird wieder mit einem solchen Verbot gerechnet, das sich diesmal gegen
die Partei der Volksdemokratie (Hadep) richtet.
Die Situationen in den Gefängnissen ist ebenfalls eine blutende Wunde
der Türkei. Die Zahl der Toten in Todesfasten und Gefängnisoperationen
beläuft sich inzwischen auf 85, 150 weitere befinden sich an der
Grenze zum Tod, weil der Staat nicht bereit ist, das Problem mittels Dialog
zu lösen.
Die
gegenwärtige politische Situation in der Türkei macht somit
die Präsenz und Arbeit von Menschenrechtsdelegationen um so dringlicher.
In diesem Sinne wenden wir uns an Sie, um im Zeitraum um Newroz (21. März)
an den Delegationen teilzunehmen.
Für
Ihre Unterstützung und Teilnahme danken wir Ihnen im voraus.
Mit
freundlichen Grüssen
Songül Karabulut
Aufruf
zu den Newrozdelegationen 2002
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