Kurdistan
Solidarität Uelzen |
Postfach 12 17
29544
Bad Bevensen
Telefon: 0172 - 4152311 e-mail: kurd-soli-uelzen@gmx.net
|
Pressemitteilung
13.03.2002
Endlich!
Beweisaufnahme abgeschlossen
Celler
§129-Prozeß gegen Kazim E. steht vor dem Ende
Heute, am 15. Verhandlungstag des § 129-Prozeß gegen den
kurdischen Politiker Kazim E., wurde die Beweisaufnahme endlich abgeschlossen
und der Prozeß steht vor seinem Ende.
Die
Beweisaufnahme lieferte nicht viel konkretes und veranlasste die Richter
des 1. Strafsenats des OLG Celle darüber nachzudenken, ob anstelle
einer Verurteilung wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung,
nun nur noch eine solche wegen einer Unterstützung in Betracht
komme und ob hinsichtlich einer Betätigung des Angeklagten für
die PKK in der Zeit von Februar 2000 bis April 2001 nur eine Zuwiderhandlung
nach dem Vereinsgesetz (§20) in Betracht komme. Damit würde
von der Anklage nicht viel übrig bleiben.
Der 31. jährige Kurde ist angeklagt wegen einer angeblichen "Mitgliedschaft
in einer kriminellen Vereinigung" (§ 129 StGB). Kazim E. soll
ab Juni 1999 bis Februar 2000 Gebietsverantwortlicher für die PKK
in der Region "Mitte" und ab Mai 2000 bis April 2001 in der
Region "Nord" gewesen sein. Er soll in dieser Zeit für
"sämtliche personellen, finanziellen und organisatorischen
Angelegenheiten" dort für die PKK zuständig gewesen sein.
Ihm wird auch unter anderem vorgeworfen, bei der Einschleusung von PKK-Kadern
in die BRD und der Beschaffung von Ausweispapieren mitgewirkt und Anweisungen
für die Beschaffung und Weiterleitung von Ausweisen gegeben zu
haben.
Kazim E. wurde am 30. Mai 2001 in Thüringen verhaftet und befindet
sich seitdem in der JVA Celle in Untersuchungshaft.
Die
Beweisaufnahme bestand fast ausschließlich aus der Verlesung von
abgehörten Telefongesprächen. Von mehreren tausend aufgenommenen
Telefongesprächen der letzten Jahre, wurden über 100 (!) in
den Prozeß eingeführt.
Daneben wurden diverse Schriften der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)
und Interviews mit Mitgliedern des Präsidialrats der PKK verlesen.
Den Besuchern bot sich so die seltene Gelegenheit, unzensiert und gut
übersetzt, sich über die wahren Ziele und die aktuelle Politik
der PKK zu informieren. So wurde aus einem "Terroristenprozess",
eine Veranstaltung der politischen Bildung.
Die Bundesanwaltschaft (BAW) verlängerte die Beweisaufnahme unnötig,
indem sie mehrmals neue "Beweise" einführte. Dabei handelte
es sich überwiegend um abgehörte Telefongespräche, die
zum Teil nach der Festnahme des Angeklagten aufgezeichnet wurden. Damit
will die BAW den Vorwurf einer Gewaltoption, die sich die PKK angeblich
offen hält, untermauern. Mit diesem Konstrukt wird nicht nur ignoriert,
das die PKK seit nunmehr drei Jahren von dieser behaupteten Gewaltoption
keinerlei Gebrauch gemacht hat und zum anderen sollen damit weitere
Prozesse gegen kurdische Politikerinnen und Politiker legitimiert werden.
Zum
Ende der Beweisaufnahme gab Kazim E. heute eine kurze Erklärung
ab. Darin betonte er, das er für seine Ziele friedlich, demokratisch
und legal tätig sein wollte. Sollte er gegen hier geltende Gesetze
verstoßen haben, so bedauert er dieses. In Zukunft will er friedlich,
demokratisch und legal, im Rahmen der Gesetze in Westeuropa tätig
werden.
Darin
wollen wir ihn unterstützen und fordern eine Legalisierung aller
politischen Aktivitäten von Kurdinnen und Kurden, die Aufhebung
des Verbots der PKK, die Einstellung der laufenden Verfahren und die
Freilassung aller kurdischen politischen Gefangenen.
Der
Prozeß wird am Montag, den 25. März 2002 um 14 Uhr fortgesetzt.
Die folgenden Prozesstage sind der 26. und 27. März 2002 (jeweils
10 Uhr).
Uelzen, 13. März 2002
Olaf Meyer
für die
Kurdistan Solidarität Uelzen